Claus Leggewie

Politische Zeiten

Beobachtungen von der Seitenlinie
Cover: Politische Zeiten
C. Bertelsmann Verlag, München 2015
ISBN 9783570102008
Gebunden, 480 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

In Claus Leggewies Autobiografie spiegelt sich der Lebenslauf vieler Altersgenossen: kosmopolitisch, ökologisch engagiert, querdenkend haben sie Deutschland entscheidend mitgeprägt. In der Schilderung von Schlüsselszenen setzt sich etwas zusammen, das im Rückblick gern Entwicklung genannt wird, das er allerdings auch von Zufällen, Brüchen und Gefährdungen geprägt sieht. Da spürt der Kölner Junge plötzlich die Nähe der NS-Vergangenheit und begreift durch einen Blumenstrauß im Rinnstein eines Pariser Nobelviertels die Gewalt der Macht. 1968 betrachtet er von der Seitenlinie, seither macht er als Beobachter und Berater gelegentlich selbst Politik. Reisen führen in alle Kontinente, Begegnungen mit Menschen, Ideen, Weltanschauungen werden aufgeschrieben. Leggewie vergewissert sich der Erinnerungsspuren des eigenen Lebens und einer Generation, mit der sich fast alles änderte.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.03.2015

Zu seinem 65. Geburtstag hat sich der Politikwissenschaftler Claus Leggewie einen Streifzug durchs eigene, politisch bewegte Leben gegönnt, schreibt Rezensent Peter Unfried, der das Buch mit sichtlichem Vergnügen las: Als "Rockstar des politischen Denkens" äußerte sich Leggewie im Lauf seines Lebens nicht nur immer wieder zu politisch brisanten Themen, sondern hat mit seiner aufregenden Biografie, die ihn zu Sartre nach Paris, zu Andre Gortz aber auch zu Patti Smith geführt hat, auch einiges zu berichten. Unfried denkt nicht daran, dies dem Autor als Eitelkeit auslegen: Dafür findet er es viel zu spannend, wie hier ein in jungen Jahren klassischer Maoist von Gesellschafsthemen und Vergangenheitswandel zu für die Zukunft relevanten Themen wie dem Klimawandel fand und das politische Geschehen im Zuge dessen nie bloß vom Uni-Schreibtisch aus betrachtete, sondern sich immer mitten hinein stürzte. Unfrieds Fazit: Ein positives, in die Zukunft gerichtetes Buch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.2015

Interessiert, aber auch mit einer gewissen Distanz hat Rezensent Tobias Rüther Claus Leggewies Memoiren "Politische Zeiten" gelesen. Der Kritiker erfährt in der unchronologischen Sammlung von Essays und Reflexionen nicht nur einiges aus dem Leben des Politikwissenschaftlers - etwa über seine Kinder und Frauen, seine Zeit in Gießen, Kassel und New York, Händeschütteln mit Adenauer oder sein Abendessen mit dem Papst - sondern auch viel über seine politische Ansichten und die persönliche Entwicklung im Hinblick auf die politischen Ereignisse der letzten Jahrzehnte. Auch wenn der Kritiker hier interessante Aspekte entdeckt - etwa Leggewies frühe Einschätzung der Bedeutung der arabischen Konflikte für die westliche Welt - muss er gestehen, dass er beim Autor nicht nur Temperament, sondern insbesondere Bescheidenheit und Selbstironie vermisst.
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