Christian Schärf

Der Unberührbare

Gottfried Benn - Dichter im 20. Jahrhundert
Cover: Der Unberührbare
Aisthesis Verlag, Bielefeld 2006
ISBN 9783895285202
Kartoniert, 415 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Ausgehend von seinen autobiografischen Schriften, vor allem mit dem im Jahre 1934 verfassten "Lebensweg eines Intellektualisten", wird die Produktionsgeschichte der Bennschen Textgenese von 1910 bis 1956 verfolgt. Dabei steht der Begriff des Dichters im Mittelpunkt, als Selbstzuschreibung aus der Tradition und als Projektion auf die Umwelt. Von dieser Warte aus können die unterschiedlichen Werkphasen Benns mit ihren ebenso unterschiedlichen, aber auseinander hervorgehenden ideellen Ausrichtungen einer Kritik unterzogen werden, die weder der politischen Verdammung noch der artistischen Glorifizierung dieses Autors verfällt. Die verschiedenen Schreibweisen und Textfiguren, die Benn hervorbringt, werden in der Bioautografie des Bennschen Textes von einander abgehoben und in ihrer historischen wie produktionsgenetischen Notwendigkeit explizit gemacht. Besonderes Interesse ziehen die literarischen Formen auf sich, die bisher in der Benn Forschung eher am Rande betrachtet wurden - wie der Essay, die Briefliteratur und die Parlando-Gedichte der letzten Phase. Benns Auseinandersetzung mit den modernen Medien, vor allem dem Radio, und die Umformung seines metaphysischen Standpunkts als Dichter in der späten Phase zum Phänotyp der Nachmoderne bildet einen wesentlichen Schwerpunkt bei der Darstellung des Spätwerks.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.12.2006

Durchaus erhellend findet Rezensent Friedmar Apel diese Untersuchung über Gottfried Benn von Christian Schärf. Dessen Kritik am Festhalten der Benn-Forschung an Begriffen und Maßstäben, die der Dichter selbst vorgegeben hat, scheint ihm zwar unangebracht, da es auch bei Schärf nicht ohne die "Pathosformel" des "exemplarisch Deutschen" geht. Aber er hält dem Autor eine "differenzierende Darstellung" zu Gute, bei der Benn als "Repräsentant des deutschen Wesens und Unwesens" weitgehend zurücktritt. Demgegenüber erscheine Benns Leben als Musterbeispiel für die Wirrungen und Abgründe der Produktivität.
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