Magazinrundschau

Ein Sonnenbad in der digitalen Geselligkeit

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
28.10.2014. Péter Nádas erklärt in Élet és Irodalom, was er von seinen Übersetzern über seine Texte lernt. Wired sorgt sich um die seelische Belastung der Internet-Zensoren. Atlantic und Guardian lesen Stephen Kotkins große neue Stalin-Biografie. In Damaskus lässt sich der Krieg mittlerweile ganz gut ignorieren, berichtet die NYRB. Outlook India untersucht, wieviel Mephisto im Smartphone steckt. Der New Yorker rät in Ernährungsfragen von Selbstdiagnosen ab. Und Slate.fr fragt: Fällt der Paella-Tourismus der katalanischen Autonomiebewegung zum Opfer?

New York Review of Books (USA), 06.11.2014

Während sich die Berichterstattung über Syrien weitgehend auf den Vormarsch des IS im Norden und Osten des Landes konzentriert, ist im Ballungsraum um Damaskus wieder so etwas wie Normalität eingekehrt. "Es ist leicht geworden, so zu tun, als gäbe es gar keinen Krieg", berichtet Charles Glass in einer sehr interessanten Reportage. Dazu schließen die Befehlshaber der Armee lokale Vereinbarungen mit Rebellenführern, sich nicht anzugreifen: ""Für die Regierung sind lokale Abmachungen nur ein Bestandteil ihrer militärischen Strategie", erläutert ein UN-Mitarbeiter, der an den Gesprächen zwischen den verfeindeten Parteien beteiligt ist. "Zerstückele Gegenden. Isoliere sie. Belagere sie, bis die Leute einsehen, dass sie den Krieg nicht gewinnen werden und sich auf Verhandlungen einlassen. Die Opposition nennt diese Strategie "Geh in die Knie oder Verhungere". Die Regierung gebraucht den Begriff "Aussöhnung". Wir nennen es "Kapitulation"."

Weitere Artikel: Vor dreißig Jahren führte New York gnadenlose und rassistische Richtlinien zum Vorgehen der Polizei ein, die bis heute gelten, schildert Michael Greenberg und hofft nun mit dem neuen Bürgermeister Bill de Blasio und seinem Polizeibeauftragten Bill Bratton auf einen Kurswechsel. Und George Soros ermahnt Europa, sich nicht von Putin an der Nase herumführen zu lassen.

Outlook India (Indien), 03.11.2014

Die aktuelle Ausgabe von Outlook India widmet sich gänzlich dem Smartphone und seiner Rolle in der indischen Gesellschaft. "Es ist nicht bloß ein Apparat, sondern ein Komplize, ein Avatar, ein Alter Ego (ohne Ego)", schreibt Mukul Kesava in einem einleitenden Essay. Aber natürlich hat es auch eine Schattenseite: "In Wahrheit ist jedes Smartphone mit Internetzugang ein Faustischer Pakt: wir tauschen unseren Standort, unsere Verbrauchergeschichte, unsere Vorlieben, unsere Freunde und den Inhalt unserer Briefe gegen ein Sonnenbad in der digitalen Geselligkeit und die Verheißung der Allwissenheit ein. Doch im Gegensatz zu Faust stellt uns das nicht vor ein Dilemma; zum Teil, weil alle es tun, aber vor allem, weil uns gefällt, was wir dafür bekommen, und wir es nicht anders haben wollen."

Unter vielem anderen gibt es außerdem Interviews mit Jeff Bezos, Robin Jeffrey und Jason Farman; und Shovon Chowdhury spielt sehr amüsant durch, wie der indische Unabhängigkeitskampf in sozialen Netzwerken ausgesehen hätte.
Archiv: Outlook India

New Yorker (USA), 03.11.2014

Es geht ums Essen in der aktuellen Ausgabe des New Yorker. Dana Goodyear besucht eine Fleischfarm in Kalifornien, auf der man versucht, Fleisch wieder zu einem exklusiven Lebensmittel zu machen, köstlich, teuer, gesund und rar. Und Michael Specter fragt, ob eine glutenfreie Ernährung wirklich sein muss: "Während es keine wissenschaftlichen Erhebungen gibt, die belegen, dass Millionen Menschen allergisch gegen Gluten sind, gibt es überzeugende Gründe für die Annahme, dass Diäten betreffende Selbstdiagnosen fast immer falsch sind. Wir verlassen uns lieber auf Anekdoten und Intuition als auf Statistiken. Seit den Sechzigern etwa gilt Natriumglutamat als schlecht. Chinesische Restaurants werben mit dem Slogan "glutamatfrei". Symptome wie Kopfschmerzen und Herzrasen wurden erstmals 1968 in Fachzeitschriften als "China-Restaurant-Syndrom" gekennzeichnet. Internetseiten weisen auf versteckte Glutamatquellen hin. Trotzdem gibt es nach Jahrzehnten der Forschung keine Hinweise darauf, dass Natriumglutamat diese oder irgendwelche anderen Symptome tatsächlich hervorruft."
Archiv: New Yorker

Slate.fr (Frankreich), 26.10.2014

Laura Guin geht der nicht ganz unspannenden Frage nach, ob der Paella-Tourismus zum Kollateralschaden im Krieg zwischen Madrid und Barcelona wird. Schließlich gehören Paella wie Flamenco und Stiere zu den Symbolen, die Touristen in die katalanische Hauptstadt ziehen - leider jedoch keineswegs katalanisch sind. Der Wunsch nach Unabhängigkeit wird dennoch sicher nicht so weit gehen, sie aus Katalanien zu verbannen, meint Guin: "Das ist wohl das Paradox der Unabhängigkeitspolitik. Denn wenn die Befürworter der Unabhängigkeit in der Debatte um die Autonomie der Region niemals zögern, auf den kulturellen Spezifika Kataloniens zu beharren, so scheint die Gefahr, die die katalanische Kultur bedroht, von selbst vor den Grenzen der Tourismusindustrie Halt zu machen. Eine Art Identität von wechselnder Geometrie entscheidet darüber, wann und auf welche Weise sie in Gefahr ist. Folglich beunruhigen Fächer, Stiere und Flamencotänzer die politischen Eliten nicht so sehr, um das touristische Bild von Grund auf zu reformieren. Diejenigen, die auf ein Ende des "Paella-Tourismus" als kulturelle und politische Widerstandsgeste angesichts des abgesagten Referendums warten, werden enttäuscht sein."
Archiv: Slate.fr

The Atlantic (USA), 01.11.2014

Stalin war grausam, aber nicht verrückt, er war hochintelligent, aber komplett ideologisch: Überzeugend findet Anne Applebaum das Stalin-Bild, das der Historiker Stephen Kotkin in einer neuen und recht voluminösen Biografie zeichnet. "Der Stalin, den Kotkin offenbart, war weder ein dröger Bürokrat noch ein Bandit, sondern ein Mann, der sich strikt an die reine Lehre hielt. Seine Gewalt entsprang nicht seinem Unterbewusstsein, sondern der bolschewistischen Hingabe an die marxistisch-leninistische Ideologie. Diese bot Stalin ein Gefühl von Gewissheit angesichts politischer und ökonomischer Rückschläge. Wenn eine Politik anstatt mehr Wohlstand mehr Armut hervorbrachte, dann konnte dafür immer eine Erklärung gefunden werden: Die Theorie war nicht korrekt interpretiert worden, die Reihen waren nicht fest genug geschlossen, die Funktionäre hatten versagt. Wenn die sowjetische Politik selbst unter Arbeitern unpopulär war, dann konnte auch das erklärt werden: Die Widersprüche verschärften sich, weil der Klassenkampf in eine intensivere Phase trat."

Im Aufmacher fragt sich Hanna Rosin, warum Teenager Nacktfotos von sich verschicken oder online posten.
Archiv: The Atlantic

Elet es Irodalom (Ungarn), 17.10.2014

Ende September veranstaltete die Stiftung Ungarisches Übersetzerhaus eine Konferenz zum Roman "Parallelgeschichten" von Péter Nádas. An der Veranstaltung nahmen zahlreiche Übersetzer des Schriftstellers teil, so auch seine deutsche Übersetzerin Christina Virágh. Nach der Veranstaltung sprach Nádas mit Csaba Károlyi über die Bedeutung von Übersetzern für sein Werk: "Ich bin dafür verantwortlich, was ich geschrieben habe. Doch der Übersetzer ist der beste Kenner des Textes, das muss man wissen. Während der Übersetzung stellen sich viele Schlampereien heraus, die von den ungarischen Lektoren nicht erkannt wurden. Was nicht sein kann, was fehlerhaft oder verkehrt ist, ist mein Fehler. Ich zeichne jemanden auf Seite 10 in einem Zustand und das passt nicht zu meinen Zeichnungen auf Seite 600. Eine perfekte Ausgabe gibt es nicht, einen Text, der keine Fehler enthält, gibt es nicht. Dennoch strebt der Mensch nach Perfektion. Ich biete immer Konsultationen an. Ich lerne eine Unmenge aus den Übersetzungen, nicht nur über den Text, sondern auch über die Sprache."

Guardian (UK), 25.10.2014

Mitunter verärgert, dann wieder völlig fasziniert liest Julian Barnes Emmanuel Carrères Porträt des russischen Nationalbolschewisten Eduard Limonow, das nie ein eigenes Urteil wage: "Der Konformist liebt den Missetäter, der Bourgeois den Punk und der vorsichtige Mann den Abenteurer, während der Pariser Intellektuelle typischerweise denjenigen liebt, der alles, wofür er selber steht, kompromisslos verachtet (siehe Sartre und "Saint Genet"). Einige dieser Saiten, wenn nicht alle, kommen in "Limonow" zum Klingen. Der Mann, der einen Helden braucht, findet einen. Aber nicht nur im Sinne eines Protagonisten. Carrère ist ein Mann der Reflexion, Limonow ein Mann der Aktion. Carrère ist ein Liberaler voller Selbstzweifel, Limonow ein geradliniger Extremist. Carrère braucht eine Analyse, Limonow kennt sich selbst so gut, dass er jede Intervention von außen verschmähen würde. Vor allem ist Carrère weich, Limonow hart."

Sheila Fitzpatrick liest ebenfalls Stephen Kotkins Stalin-Biografie und staunt, wie Krotkin einerseits die Ideologie betont, andererseits die Persönlichkeit. Was nämlich, wenn Stalin nicht gewesen wäre? ""Ohne Stalin", lautet seine Antwort, "hätte es sehr wahrscheinlich nicht die totale Zwangskollektivierung gegeben, und das sowjetische Regime wäre ein ganz anderes geworden oder zusammengebrochen. Mit anderen Worten, EH Carr liege komplett und für immer falsch mit der Behauptung, "Stalin zeige, dass die Umstände den Mann machen, nicht der Mann die Umstände"."

Außerdem: John Gray beklagt, dass der Westen das Böse in seiner Kriegsrhetorik nur rein propagandistisch beschwört. Er möchte lieber, dass es als reale Kraft ernst genommen wird. John Freeman empört sich über die Ungerechtigkeit, dass sein Bruder in New York in einem Obdachlosenasyl leben muss, während er in Saus und Braus leben kann.
Archiv: Guardian

Les inrockuptibles (Frankreich), 26.10.2014

David Doucet unterhält sich mit dem Historiker Paul Veyne über seine gerade in Frankreich erschienene Autobiografie "Et dans l"éternité je ne m"ennuierai pas". Veyne spricht darin unter anderem darüber, wie er zu seiner Profession kam - um seine Mutter zu ärgern - und über seinen Freund Michel Foucault, der an nichts geglaubt, sich aber über vieles entrüstet habe. Eingangs geht es um das Thema des gegenwärtigen Extremismus, zu dem er erklärt: "Dieses Phänomen beunruhigt mich, weil es paneuropäisch ist. Es verbirgt sich etwas Abgründiges dahinter, ich weiß allerdings nicht, was. Ich glaube nicht, dass es dabei um das Gefühl ökonomischer Ungleichheit geht. Ich frage mich, ob es nicht vielmehr um alte archaische Reflexe handelt, die schwer zu definieren sind."

Film Comment (USA), 24.10.2014

Beeindruckend, mit welcher Vehemenz in den USA über Filmformat-Fragen gestritten wird. Digitale Evangelisten können die klassischen 35mm gar nicht schnell genug überwinden, während die "Materialfetischisten" von den haptischen und ästhetischen Qualitäten guter Prints schwärmen. Für Film Comment hat Nick Pinkerton, tendenziell letzterem Lager zuzurechnen, einen guten Überblick über aktuelle Wortmeldungen und Ereignisse zusammengestellt. Und er bietet einen Ausblick darauf, wie die letzten verbliebenen 35mm-fähigen Kinos in den USA sich positionieren könnten: "Es handelt sich dabei um ein hübsches kleines Netzwerk, auf das sich aufbauen lässt... Seit sich die leuchtenden Bildschirme vor 65 Jahren in allen amerikanischen Haushalten breit gemacht haben, sehen sich Programmgestalter und Kuratoren in jeder Stadt tatsächlich mit der Herausforderung konfrontiert, den Hintern des Publikums vom Sofa hoch und aus dem Haus heraus zu kriegen. Hier kommt das neue Gütesiegel 35mm ins Spiel, nun, da es als historisches Artefakt anerkannt ist und es damit eine zusätzliche und (tatsächlich) verlockende Aussicht auf ein jedes Mal einzigartiges Seherlebnis bietet. Aus Perspektive der Industrie mag das digitale Format DCP gegenüber Film zwar logistische Vorteile aufweisen, aber wenn es darum geht, ordentlich Rummel um sich zu veranstalten, hat es nichts zu bieten."
Archiv: Film Comment

MicroMega (Italien), 23.10.2014

Vor zehn Tagen kam es zum historischen Händedruck zwischen Wladimir Putin und Matteo Salvini, dem aktuellen Chef der Lega Nord. Giovanni Savino erklärt in MicroMega, dass dieser feierliche Moment keineswegs Zufall war - sondern Ausdruck einer geplanten Wende der Lega Nord zu einem offen bekannten Rechtsextremismus und zugleich weiterer Beleg, dass Putin zur Kristallisationsfigur der Rechtsextremen in Westeuropa wird: "Die Russophilie Salvinis ist keineswegs Frucht eines bloßen politischen Kalküls, sondern eine Debatte, die im Lager der Lega seit mindestens einem Jahr andauert und zur Eröffnung einer "Associazione culturale Lombardia-Russia" geführt hat. Sie soll... vor allem die Ideen des eurasistischen Ideologen Alexander Dugin weiterverbreiten. Seit Februar 2014, als der Verein offiziell startete, werden Schriften Dugins regelmäßig auf der Site lombardia-russia.org veröffentlicht, und der Gelehrte war am 4. Juli Gast einer Konferenz des Vereins."
Archiv: MicroMega

Wired (USA), 23.10.2014

Dass Facebook, Google und Co. die Uploads ihrer Nutzer nach Nacktheit und Gewalt scannen und im Zweifelsfall eher voreilig als nachsichtig löschen, ist bekannt. Auch, dass diese Arbeit zum großen Teil an tausende von Arbeitern an der globalen Peripherie outgesourct wird. Von den seelischen Belastungen, die mit dieser Arbeit einhergehen, macht man sich allerdings keinen Begriff. "Es lohnt sich, über die langfristigen psychischen Folgen dieser Arbeit nachzudenken", meint Adrian Chen und hat für eine große Reportage bei Wired bei ehemaligen Netz-Zensoren nachgefragt. "Da sie solchen grausamen Sex-Videos dauerhaft ausgesetzt waren, entwickelten einige Mitarbeiter enorme Paranoia. Sie sehen sich täglich den Beweisen für die unendliche Vielfalt menschlicher Verkommenheit ausgesetzt. Bei Begegnungen mit Leuten im echten Leben mutmaßen sie zusehends darüber, welche Abgründe in ihnen schlummern, welche Geheimnisse sich auf ihren Festplatten verbergen. Zwei von Marias Kolleginnen sind so misstrauisch geworden, dass sie ihre Kinder keinen Babysittern mehr überantworten."

Außerdem: Adam Rogers hat sich erkundigt, wie Christopher Nolan in seinem kommenden Science-Fiction-Film "Interstellar" mithilfe modernster Computertechnologie und Ratschlägen aus der Forschung die Effekte eines Schwarzen Lochs glaubhaft auf die Leinwand bringt. Caitlin Roper erklärt in aller Ausführlichkeit, wie Pixar Disney aus der kreativen Talsohle geholt hat.
Archiv: Wired

Magyar Narancs (Ungarn), 22.10.2014

In der acb Galerie in Budapest stellte das Underground-Künstlerduo Kornél Szilágyi und Nándor Hevesi alias Igor und Iván Buharov in einer multimedialen Installationsausstellung unter dem Titel "Alles Inbegriffen" ihr neues Filmprojekt vor. Beeindruckt berichtet Kriszta Dékei von der Präsentation: "Wir brauchen keinerlei halluzinogene Mittel zu nehmen, um auf der Ausstellung des seit 1995 zusammenarbeitenden "Geschwisterpaars" Igor und Iván Buharov high zu werden - komplexe und intensive, surreale Erscheinungen versetzen den Empfänger in einen veränderten Bewusstseinszustand. Erreicht wird dies durch multimediale Installationspräsentationen, welche "die Wirklichkeit des heutigen Osteuropa durch philosophische und transzendente Ideen mit nekro-realistischem Humor vermischt, vermittelt"… Die präsentierten Filmschnitte zeigen eine postutopische und aussichtslose Welt, in der Anarchie das System kennzeichnet. Die materialistische Welt ruft den verdorbenen Sozialismus, die Zeit der Landnahme der Ungarn, den Müllhaufen der Industriegesellschaft und die heutige verunstaltete Wirklichkeit gleichzeitig auf, in der Reiter, Schamanen, Kopftuchträger, Obdachlose und weitere durch Lochkarten miteinander kommunizieren."
Archiv: Magyar Narancs

Atavist (USA), 28.10.2014

In einer großartigen Reportage erzählt James Verini von dem Archäologenehepaar Louis und Nancy Dupree, die den größten Teil ihres Lebens in Afghanistan gearbeitet haben. Die beiden sind wie Figuren aus einer Screwballkomödie der vierziger Jahre. Louis ist 1989 gestorben, seine Frau, inzwischen 83 Jahre alt, lebt immer noch in Afghanistan, wo sie hilft, eine Bibliothek für die afghanische Universität in Kabul aufzubauen. "Einheimische und Ausländer haben gleichermaßen Geschichten und Legenden über sie erzählt, seit sie vor einem halben Jahrhundert zum ersten Mal nach Afghanistan kam. Da ist die Episode aus den Sechzigern, als Nancy Bagh-e-Bala, den einstigen Sommerpalast der Emire, vor der Zerstörung rettete, zum Teil aus wissenscchaftlicher Hingabe zu dem Gebäude, zum Teil, weil sie ihre Hochzeit dort feiern wollte. In den Achtzigern kontaktierte sie ein junger Saudi, der Hilfe suchte, um die Ausrüstung für das Graben von Tunnels ins Land zu bringen. Die Mujaheddin sollten sich darin zwischen Angriffen auf die Russen verstecken. Dupree war zwar keine Offizielle, das war ihm klar, aber er hatte gehört, dass sie einfach jeden von Bedeutung in Afghanistan kannte und dass sie die Durchsetzungskraft hatte, von jedem zu bekommen, was sie wollte. Nancy war zu beschäftigt, ihm zu helfen, aber sie erinnert sich, dass der Mann, der den Namen Osama bin Laden trug, "sehr schüchtern und höflich" war."
Archiv: Atavist

New York Times (USA), 26.10.2014

Was ist das Alter und wie gehen wir damit um? Das neue Magazin der Times widmet sich diesem Thema. Unter anderem trifft Bruce Grierson die Psychologin Ellen Langer, die seit langem im Bereich der positiven Psychologie forscht. Langer ließ etwa eine Handvoll Rentner wieder jung und aktiv sein, indem sie mit alten Kleidern, Möbeln, TV-Sendungen und Fotos die Illusion erweckte, die Männer lebten 1959: "In den 1970er Jahren kam Langer zu der Überzeugung, dass der Mensch nicht nur von Vorurteilen geleitet wird, sondern auch spektakulär unaufmerksam für alles ist, was um ihn herum geschieht. "Sie sind einfach nicht ganz da, und das bedeutet, dass sie dort enden, wo man sie hinführt." ... Wenn der Mensch lernen würde, aufmerksam zu sein und seine Optionen zu erkennen, so Langer, würde er sein Potenzial ausschöpfen und seine Gesundheit steigern können. Langers Schwerpunkt bei der durchaus populären Aufmerksamkeitsübung liegt in der Wahrnehmung kleinster Veränderungen: Mimische Bewegungen im Gesicht des Partners oder die Variabilität der Symptome einer Asthma-Erkrankung. Wenn wir aktiv neue Unterscheidungen treffen, statt uns auf habituelle Kategorien zu verlassen, sind wir am Leben, meint Langer, und sind wir am Leben, können wir uns verbessern."
Archiv: New York Times