Elena Syssoeva

Kunst im Krieg

Eine völkerrechtliche Betrachtung des deutsch-russischen Kontroverse um kriegsbedingt verbrachte Kulturgüter
Cover: Kunst im Krieg
Duncker und Humblot Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783428113187
Gebunden, 431 Seiten, 92,00 EUR

Klappentext

Elena Syssoeva befasst sich mit der Frage, ob und inwieweit Russland völkerrechtlich verpflichtet ist, die infolge des 2. Weltkrieges in die UdSSR verbrachten deutschen Kulturgüter zurückzugeben. Sie gelangt zu dem Ergebnis, dass die Wegnahme deutscher Kulturgüter nach dem 2. Weltkrieg nur im Rahmen der sogenannten kulturellen Substitution zulässig war, die ihrerseits formellen und materiellen Anforderungen unterliegt. Die formellen Voraussetzungen einer Substitution resultieren aus ihrer dogmatischen Einordnung als eine der Rechtsfolgen des völkerrechtlichen Wiedergutmachungsanspruchs. Sofern man nicht von der Möglichkeit einer globalen Substitution Gebrauch macht, werden die materiellen Voraussetzungen durch das Äquivalenzprinzip bestimmt. Da eine Substitution im Gegensatz zur allgemeinen Reparation weniger dem wirtschaftlichen Wert als vielmehr dem Affektionsinteresse an verlorengegangenem Kulturgut Rechnung tragen soll, zielt sie auf Ersatz eines im Krieg verlorenen Kulturgutes durch ein äquivalentes Objekt. Allerdings räumt das Völkerrecht bestimmten Kulturgüterarten den Status von nicht substitutionsfähigen Kulturgütern ein und schützt sie daher auch im Rahmen einer Substitution gegen Wegnahme. Darunter fallen Kulturgüter mit enger traditioneller und historischer Verbundenheit zu dem substitutionspflichtigen Staat, Kulturgüter mit besonderem Symbolgehalt, religiöse Gegenstände, Archivalien sowie Kulturgüter aus Privatbesitz. Ferner wird der Substitutionsgrundsatz durch das Prinzip der Integrität historisch gewachsener Sammlungen eingeschränkt. Sofern Kulturgüter nicht im Einklang mit den substitutionsrechtlichen Grundsätzen in die UdSSR verbracht wurden, besteht ein Rückerstattungsanspruch gegen Russland.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.09.2005

Eine "beschönigende Perspektive" hält Rezensent Friedrich-Christian Schroeder dieser Dissertation Elena Syssoevas zum Beutekunstproblem vor. Im Verhältnis zu den neueren Arbeiten zum Thema sieht er bei Syssoeva den russischen Standpunkt am deutlichsten zum Ausdruck gebracht. Schroeder veranschaulicht dies an der verwendeten Terminologie: statt von "Beutekunst", "verschleppten" oder "geraubten" Kunstwerken spreche die Autorin von "kriegsbedingt verbrachten Kulturgütern" und davon, dass die deutschen Kunstobjekte "verlagert", "überführt", "weggeführt", "entnommen" wurden oder in die Sowjetunion "gelangten" usw. Zwar weise Syssoeva das Recht der Sowjetunion und Rußlands auf Kriegsbeute, Plünderung und Reparation in Form von Kunstwerken zurück. Sie meine aber, im Völkergewohnheitsrecht den Grundsatz der Substitution oder "restitution in kind", d.h. des Ersatzes gleichwertiger Kunstobjekte, erkennen zu können. Eine Auffassung, die Schroeder nicht überzeugen kann - zumal die völkerrechtshistorischen Ausführungen Syssoevas seines Erachtens am Problem vorbei gehen, indem sie nur die Pflicht zur Rückerstattung im Kriege entwendeter Kunstgegenstände belegen.
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