Manes Sperber

Kultur ist Mittel, kein Zweck

Cover: Kultur ist Mittel, kein Zweck
Residenz Verlag, St. Pölten - Salzburg 2010
ISBN 9783701715534
Gebunden, 363 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Das Erlebnis des Ersten Weltkrieges in Galizien und die darauffolgenden Jahre in Wien eröffneten Manes Sperber den Zugang zum Marxismus. Doch der junge Psychologe wollte sich nicht den Dogmen der KP beugen und so verfasste er im Jahr 1930 den Essay "Kulter ist Mittel, kein Zweck". Bar jeglicher parteikonformen Engstirnigkeit philosophiert Sperber über die Phänomene des bestehenden Kulturbegriffs und deren Wirkung auf das Leben. Er analysiert die populäre Massenkultur, die Lebensbedingungen der Arbeiter in Deutschland und die Grundsätze der politischen Ökonomie.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.06.2011

Anregend scheint der Rezensentin Ingeborg Waldinger dieser perspektivenreiche Text aus dem Nachlass von Manes Sperber. Die sich aus Marxismus und Individualpsychologie speisende Kulturkritik des Autors zielt in ihren Augen auf die Schaffung einer klassenlosen Gesellschaft ab. Sperber versuche zu zeigen, dass Kultur kein Selbstzweck, sondern ein Gestaltungsmittel im sozialen Prozess ist. Zwar kann die Rezensentin mit Sperbers Ideal einer proletarischen Kultur nicht so viel anfangen. Aber dessen Kapitalismuskritik hält sie - zumindest in Teilen - für auch heute noch aktuell.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.03.2011

Mit großem Interesse hat Wolfgang Müller-Funk diese frühe Schrift Manes Sperbers gelesen, die dessen Biografin Mirjana Stancic im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek ausgegraben hat. Dabei hat sie für den Rezensenten eher ideengeschichtlichen Reiz, der damals noch streng-marxistischen Kulturanalyse des späteren Renegaten Sperbers mag Müller-Funk nicht wirklich beipflichten. Für Sperber ist Kultur deshalb kein Zweck, weil sie Mittel sein soll bei der Bildung der proletarischen Massen und der gesellschaftliche Transformation. Auffallend sind für den Rezensenten die kulturkonservativen Untertöne bei Sperber - Brecht und Ufa-Filme fand er scheußlich, auf Hamsun und Dostojewski ließ er nichts kommen - sowie ein Bewusstsein für die eigenen Ungereimtheiten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.01.2011

Durchwachsen, aber interessant scheint Joseph Hanimann dieser nun unter dem Titel "Kultur ist Mittel, kein Zweck" erschienene Text "Was ist Kultur?" aus dem Nachlass von Manes Sperber. Die Jugendschrift, die Sperber als junger Kommunist in Berlin verfasste, ist seines Erachtens in weiten Teilen von typischer marxistischer Argumentation und Klassenkampfrhetorik geprägt, weist aber auch oft mit "originellen Querverbindungen" darüber hinaus. So findet er in dem offensichtlich etwas unausgegorenen Buch immer wieder kluge und gewitzte Analysen etwa zum Thema der Massenkultur oder den Dunkelstellen zwischen Kleinbürgertum und Arbeiterbewegung. Insgesamt wertet Hanimann den Ansatz des Buchs dann doch als "undogmatisch" und "interdisziplinär". Dass die Schrift aber deswegen gleich ein "Prätext der modernen Kulturwissenschaft" ist, wie die Herausgeberin im Vorwort erklärt, bezweifelt er.
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