Julie Orringer

Die unsichtbare Brücke

Roman
Cover: Die unsichtbare Brücke
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2011
ISBN 9783462043006
Gebunden, 800 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Andrea Fischer. Budapest 1937. Voller Hoffnung besteigt der junge Andras Levi den Zug nach Paris, um dort Architektur zu studieren - und entdeckt eine Stadt der Theater und der Kunst, der Studentenpartys und politischen Revolten. Als er die neun Jahre ältere Claire Morgenstern kennenlernt, beginnt eine leidenschaftliche Amour fou, die überschattet wird von einem dunklen Geheimnis aus der Vergangenheit der Ballettlehrerin. Es ist der Beginn einer großen, immer wieder Prüfungen unterworfenen Liebe. Auch Tibor und Matyas, Andras' Brüder, versuchen in dieser bedrohten Zeit ihr Glück zu finden. Als der Krieg die Brüder Levi in Budapest zusammenführt, ist das keine Heimkehr, sondern der Beginn einer Odyssee mit ungewissem Ende: Ein Kampf ums Überleben beginnt - gegen Hunger, Verfolgung und einen Schatten aus Claires früherem Leben, der trotz aller Bemühungen unüberwindbar zu sein scheint.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.04.2011

Rezensentin Katharina Granzin findet in diesem ersten Roman der Amerikanerin Julie Orringer viel verschenktes Potenzial. Dies betrifft insbesondere die Charaktere, denen Granzin "völlige Konturlosigkeit" bescheinigt. Die Hauptfigur, der junge Andras aus Ungarn, der zu Kriegsbeginn sein Architekturstudium in Paris abbrechen muss und in seiner Heimat anschließend in diversen Lagern für jüdische Zwangsarbeiter interniert wird, bilde hierin keine Ausnahme. Allgemein kann die Rezensentin keine Zwischentöne ausmachen: "Bei Orringer ist Schwarzes stets schwarz und Weißes weiß". Auch die Schilderung des Pariser Lebens vor dem Krieg gelangt über romantische Verklärungen nicht hinaus, klagt Granzin.  Weil der Stoff des Buches der eigenen Familiengeschichte der Autorin entnommen ist, gibt es hier ein Distanzproblem, wie die Rezensentin schlussfolgert. Orringer stehe ihrer Geschichte zu nah, um einen guten Roman, zu fern, um eine Chronik abzuliefern. Herausgekommen ist nicht weniger - aber eben auch nicht mehr - als ein 800 Seiten dicker "Schmöker", resümiert die Rezensentin enttäuscht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.03.2011

Rezensentin Sabine Berking gesteht der Autorin Julie Orringer durchaus Erzähltalent zu, ihr fulminantes Debüt "Unter Wasser atmen" hat sie durchaus noch in Erinnerung. Doch der Holocaust-Roman "Die unsichtbare Brücke", ist alles andere als ein neuer "Doktor Schiwago", stellt die Rezensentin klar, sondern kaum mehr als eine Schmonzette. Orringer erzählt darin vom Schicksal des Budapester Juden Andras Levi, der 1937 nach Paris geht und dort seine große Liebe Claire findet. Mit ihr kehrt er zurück in das faschistische Ungarn und wird nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in eines der berüchtigten Strafbataillone eingezogen. Er überlebt, auch die Deportationen der ungarischen Juden nach Auschwitz in den letzten Kriegsmonaten. Den sich "perfide steigernden Antisemitismus" sieht die Rezensentin in diesem epischen Panorama noch sehr erschütternd beschrieben, der Autorin in der Schilderung des Krieges, der Straf- und Konzentrationslager allerdings die Mittel versagen. Vor den Roman über die großen Verbrechen des Jahrhunderts schiebe sich eine "Liebesgeschichte mit Happy End in operettenhaft anmutender Szenerie".
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