Astrid Lindgren

Die Menschheit hat den Verstand verloren

Tagebücher 1939-1945
Cover: Die Menschheit hat den Verstand verloren
Ullstein Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783550081217
Gebunden, 576 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Ein einzigartiges Zeitdokument von Astrid Lindgren "Wie ist es möglich, dass die Menschheit solche Qualen erleiden muss, und warum gibt es Krieg?" Astrid Lindgren hat unsere Kindheit geprägt. Mit Pippi Langstrumpf und Wir Kinder aus Bullerbü hat sie unseren Blick auf die Welt verändert. Ihre Geschichten handeln von Mut, Hoffnung, Liebe und Widerstand. Lange bevor diese Bücher entstanden, schrieb sie ihre Gedanken über das dunkelste Kapitel des 20. Jahrhunderts nieder: den Zweiten Weltkrieg. In ihren Tagebüchern schildert sie, wie Europa von Faschismus, Rassismus und Gewalt vergiftet wird. Nachdenklich und betroffen, aber auch mit dem so unverwechselbaren Tonfall stellt Astrid Lindgren in ihren Tagebüchern wichtige Fragen, die heute wieder von erschreckender Aktualität sind: Was ist gut und was ist böse? Was tun, wenn Fremdenfeindlichkeit und Rassismus das Denken und Handeln der Menschen bestimmen? Wie kann jeder Einzelne von uns Stellung beziehen? Neben dem Kriegsgeschehen erzählt sie von ihrem Familienleben und den ersten Schreibversuchen: 1944 schenkt sie ihrer Tochter das Manuskript von Pippi Langstrumpf zum Geburtstag. Das persönliche Zeitdokument einer sehr klugen Frau, die schon immer den Blick für das große Ganze hatte.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 02.01.2016

Angesichts der aktuellen Weltlage ist der Titel für Astrid Lindgrens Kriegstagebücher clever gewählt, findet Barbara Möller. "Die Menschheit hat den Verstand verloren" - das könnte man auch heute wieder feststellen und mag so manchen zu diesem Buch greifen lassen, vermutet die Rezensentin. Aus Lindgrens Tagebüchern wird ersichtlich, wie früh man - allein durch regelmäßige Zeitungslektüre - schon eine ganze Menge von den Gräueln der Nationalsozialisten und des Zweiten Weltkriegs wissen konnte, verrät Möller, die sich von Lindgrens Einfühlungsvermögen und Umsicht ermutigt fühlt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.10.2015

Rezensentin Silke Bigalke freut sich, dass Astrid Lindgrens Tagebücher nun unter dem Titel "Die Menschheit hat den Verstand verloren" auch auf Deutsch erschienen sind. Ein bewegendes Dokument liest die Kritikerin hier, in dem Lindgren, die seit Herbst 1940 für die Briefzensur des schwedischen Geheimdienstes arbeitete, in erschütterten Kommentaren festhält, was sie zu dieser Zeit bereits über Hitler-Deutschland wusste, aber auch niederschreibt, wie sie Schwedens Rolle während des Zweiten Weltkriegs bewertete. Mit der Neutralität ihres Landes, war die Kinderbuchautorin anfangs gar nicht einverstanden, notiert bisweilen fast beklommen, wie gut es ihr und ihrer Familie geht, informiert die Rezensentin, die zwischen den schrecklichen Kriegsberichten immer wieder Berichte vom glücklichen Alltag der Autorin liest. Nicht zuletzt erfährt die Rezensentin in diesem lesenswerten Buch, wie sehr Lindgren das Schreiben über persönliche Krisen hinweghalf.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.10.2015

Vielleicht hat sich Astrid Lindgrens abgebrochene journalistische Ausbildung bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ja doch Bahn gebrochen, überlegt Katharina Granzin, denn direkt zum Kriegsanfang 1939 fing Lindgren an, ein Tagebuch zu führen, in dem sie kaum persönliche Erlebnisse niederlegte, dafür aber akribisch den Kriegsverlauf dokumentierte und kommentierte. Unter dem Titel "Die Menschheit hat den Verstand verloren" sind Lindgrens Kriegstagebücher aus den Jahren 1939 bis 1945 jetzt erstmals veröffentlicht worden, berichtet die Rezensentin. Die Ausgabe ist auch sorgfältig ediert, lobt Granzin, es gibt zahlreiche Fotos, sowie Abbildungen der Originalseiten samt eingeklebter Zeitungsausschnitte.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 21.09.2015

Barbara Möller geht atemlos aus der Lektüre von Astrid Lindgrens Kriegstagebüchern hervor. Was die Kinderbuchautorin zwischen September 1939 und Dezember 1945 notierte, Lektüren, Weihnachtsmahle, Radtouren, aber eben auch das Kriegsgeschehen, wie sie es in der Zeitung verfolgte oder als Mitarbeiterin des schwedischen Nachrichtendienstes, zeigt Möller die Gespaltenheit Lindgrens zwischen dem Privileg eines Lebens im neutralen Schweden und der Anteilnahme mit dem Grauen im restlichen Europa. Eine Perspektive und Analysen, wie sie Möller nicht kannte.