Simon Critchley

Unendlich fordernd

Ethik der Verpflichtung, Politik des Widerstands
Cover: Unendlich fordernd
Diaphanes Verlag, Berlin 2008
ISBN 9783037340479
Broschiert, 192 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Andrea Stumpf und Gabriele Werbeck. Simon Critchley stellt sich unser aller trostloser Zeitgenossenschaft. Der nicht endende Krieg "gegen den Terror", die Korrosion politischer Strukturen, die Politik und das Management der Angst in den westlichen Gesellschaften haben zu einer massiven Enttäuschung und Mutlosigkeit in Bezug auf die Demokratie geführt. Und noch vor einigen Jahren war undenkbar, was heute an der Tagesordnung ist: dass sich gesellschaftliche Debatten um die Legitimität der Folter auf ein ethisches Gebot des Handelns stützen, und zwar auf das Gebot eines allerorten auftrumpfenden, seelenlosen Pragmatismus. Um dieser Situation zu begegnen, legt Critchley die Grund­lagen für eine Theorie ethischer Erfahrung: das unverhandelbare Bekenntnis zu ethischer Verantwortung. Seine Untersuchungen des Problems der Ethik bei Kant, Levinas, Badiou und Lacan führen Critchley zu einer Konzeption von Subjektivität, die auf der uneingeschränkten Verpflichtung einer ethischen Forderung gründet. Am Schluss seines Essays tritt Critchley aus der Deckung mit einem Plädoyer für einen fundamentalen Anarchismus als ethische Praxis - und als neu zu begründendes Mittel radikaler Politik und politischer Organisation.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.02.2009

Johannes Thumfart begrüßt Simon Critchleys Plädoyer für eine "Ethik der Verpflichtung" und eine "Politik des Widerstands". Die Intention des Philosophen erblickt er in einer praktischen zeitgenössischen Ethik jenseits der in den letzten Jahren verhandelten Wiederkehr des Religiösen. Die bekannte These, die Enttäuschung über säkulare Werte, Demokratie und Freiheit habe zu einer Widerkehr des Religiösen geführt, sieht Thumfart von Critchley auf interessante Weise modifiziert, sei diese Entwicklung doch weniger Ausdruck einer konkreten historischen Situation, sondern ein genuin philosophisches Problem: der mangelnden Motivation zum ethischen Handeln. Diesen Motivationsmangel führe der Autor auf die ethische Überforderung des moralischen Subjekts zurück, sehe in ihr aber zugleich die Möglichkeit, zu einer illusionslosen interpersonalen Ethik zu gelangen.