Daniela Dröscher

Zeige deine Klasse

Die Geschichte meiner sozialen Herkunft
Cover: Zeige deine Klasse
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2018
ISBN 9783455004311
Gebunden, 256 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

"Zeige deine Klasse" beschwört ein Stück deutscher Geschichte herauf, das die politischen Verhältnisse aus einer radikal subjektiven Perspektive beleuchtet. Als Instrument dient Dröscher dabei ein längst ausgedienter Begriff, der der Klasse. War es für die Autorin lange selbstverständlich, alles durch die Brille von Gender und Rasse wahrzunehmen, hilft ihr Klasse die Unterschiede herauszuarbeiten, die Herkunft letztlich bedeutet und warum das Wir-Gefühl sich verloren hat. Identität und Schicht sind ihr zu wage. Von ihrer frühen Kindheit bis jetzt erlebt sie immer wieder Macht- und Ohnmachtsverhältnisse, die kein Wohlstand aufzulösen vermag.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.10.2018

Die Idee scheint  der Rezensentin Hannah Bethke zunächst mal interessant. Dröscher will ein "autobiografisches Buch in gesellschaftskritischer Absicht" schreiben, sie reflektiert ihre Herkunft aus zwar nicht armen, aber eher bildungsfernen Schichten, und außerdem noch vom Land. "Drei Ds" bezeichnet Dröscher als ihr Schamdreieck: "dicke Mutter, Dorf, Dialekt". Irgendwie schafft sie es aber laut Bethke doch bis zur Dissertation und legt nun, mit Bourdieus "Feinen Unterschieden" im Gepäck, diese Selberlebensbeschreibung vor - die Bethke am Ende nicht überzeugt. Vor allem stört sich Bethke an einer zu wenig reflektierten Differenz zwischen dem, was man dem Milieu zuschreiben kann, und dem, was in der Persönlichkeit liegen mag. Dann aber geht sie in ihrer Kritik weiter: Haben es die Sprösslinge gebildeter Kreise denn tatsächlich so viel leichter? Und schließlich fehlt ihr in dem, was sie wohl als Dröschers deterministischen Ansatz begreift, die "positive Gegenerzählung".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2018

Im Wege der Ausgrenzungserfahrung, die mit Rassismus und Sexismus untersucht wird, ist auch der Klassenbegriff in den Sozialwissenschaften wiederbelebt worden, erklärt Rezensentin Verena Mayer. Doch versteht man nach Lektüre ihrer Kritik nicht recht, worauf dieses Buch von Daniela Dröscher eigentlich hinaus will. Dröscher beschreibt laut Rezensentin hier - ganz in Eribon-Manier und unterfüttert mit soziologischen Daten - den sozialen Aufstieg ihrer Familie: Die Großeltern Aussiedler, die Eltern - er Maschinentechniker, sie Fremdsprachenkorrespondentin - schon Mittelklasse, die Tochter dann Privatinternat und studiert. Eigentlich eine schöne Aufsteigergeschichte aus den Siebzigern. Doch zeichnet Dröscher ein (westdeutsches) Milieu, dass sich trotz dieses Aufstiegs unterlegen fühlt, so die Kritikerin. Warum, erklärt sie nicht. Aber eine "politische Deutung" liefere Dröscher auch nicht: Für die Rezensentin ist "Zeige deine Klasse" mehr ein literarisch anspruchsvoller Text über soziale Grenzen als ein politischer Leitfaden zu ihrer Überwindung.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.09.2018

Frank Schäfer hört die Vorbilder und Zitatgeber aus Daniela Dröschers autobiografischem Essay heraus, Eribon, Illouz, Bourdieu. Verdienstvoll findet er Dröschers Versuch, den eigenen Milieuwechsel aus dem Bürgertum ins Bildungsbürgertum und die dabei anfallenden Reibungen und Minderwertigkeitskomplexe zu beschreiben. Bemerkenswert scheint ihm die Offenheit und dass der Leser von ihr nicht peinlich berührt wird. Die Notwendigkeit intimer Details für den soziologischen Ertrag leuchtet ihm an jeder Stelle des Textes ein. Den beinahe collageartigen Mix aus Narration und Analyse hält er für wesentlich für die Suggestivität des Essays. Die ein oder andere allzu elaborierte Fußnote liest er als Symptom des beschriebenen Komplexes.