Albert Christian Sellner

Immerwährender Päpstekalender

Cover:  Immerwährender Päpstekalender
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783821845753
Gebunden, 424 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Einige waren gütige und fromme Männer, Friedensstifter, geniale Staatenlenker, Beschützer der Armen, Förderer der Wissenschaft, Dichter und Denker. Aber auf dem Heiligen Stuhl saßen auch Mordbuben und Sadisten, Pornografieliebhaber und Intriganten, Blödsinnige, Paranoiker und bösartige Greise. Stephan VI. etwa ließ 897 seinen Vorgänger Formosus neun Monate nach dessen Tod exhumieren und in päpstlichen Gewändern in eine Synode setzen. Der Tote wurde verdammt, dem verwesenden Leichnam wurden die Kleider heruntergerissen, die Schwurfinger und der Kopf abgehackt und die Überreste in den Tiber geworfen. Oder die Renaissancepäpste: Manche "Stellvertreter Gottes" in dieser Epoche konnten auf eine beträchtliche leibliche Nachkommenschaft blicken, die sippenbewusst neben der übrigen weitläufigeren Verwandtschaft mit Herzogs- oder Kardinalswürden versorgt wurde. Albert Christian Sellner erzählt denkwürdige, erbauliche und lehrreiche Begebenheiten aus dem Leben und Treiben der römischen Bischöfe, gestützt auf mittelalterliche Chronisten, freundlich wie feindlich gesonnene Legenden und parteiliche Pamphlete, aber auch auf die großen Geschichtsschreiber und moderne wissenschaftliche Erkenntnisse.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.12.2006

In Kardinalspurpur gebunden kommt der neue Band der Anderen Bibliothek, der "Immerwährende Päpstekalender" daher, freut sich Volker Reinhart, quasi als "Schatzkästlein des römischen Hausfreunds". Die Rechnung - jeden Tag ein Papst - geht allerdings nicht ganz auf (bisher gab es erst 266 Pontifexe), einige werden also doppelt aufgeführt. Das geht für den Rezensenten im Grunde in Ordnung, nur leider sieht er bei der Datumszuordnung "Witzpotenzial verschenkt". Statt Alexander VI. an seinem eigenen Todestag aufzuführen, hätte er genauso gut an einem der Tage genannt werden können, an denen er morden ließ. Nicht ganz zufrieden ist der Rezensent auch mit der Stoßrichtung des Bandes, der sich zwar herzhaft in das wüste Treiben der Päpste stürzt, dieses aber kaum gegen den Strich bürstet oder historisch einordnet. Zweifel kommen ihm auch bei der Darstellung der Borgias auf, die zwar grausam, aber beileibe nicht blöd gewesen sind. Alles in allem jedoch weiß der Rezensent diese Neuauflage des beliebten Genres des Immerwährenden Kalenders durchaus zu schätzen und lobt sie als "witzig und flott geschrieben".
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