August Strindberg

Das Blaue Buch

Cover: Das Blaue Buch
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783821845623
Gebunden, 420 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Ausgewählt und übersetzt von Angela Gundlach. Das Buch handelt von Gott und der Welt, von Mathematik und von den Frauen, von Botanik und Okkultismus, Sprache und Religion. Unergründlich verschwistern sich in Strindbergs Buch, das er "die Synthese meines Lebens" nennt, Naturalismus und Metaphysik, Empirie und Spekulation. Gewidmet hat er es dem Mystiker Emmanuel Swedenborg. Aber seine kabbalistische Weisheitslehre ist durchschossen von einer erbitterten Zeitkritik. Von einer Seite zur andern wechselt der Tonfall. Man sieht dem Autor zu, wie er grübelt und wütet, sinnt und höhnt. Mit seiner "kontrainduktiven Methode", die das Verfahren der Surrealisten vorwegnimmt, brüskiert er die moderne Wissenschaft und provoziert nicht nur seine Zeitgenossen, sondern auch den heutigen Leser. Die plötzlichen Eingebungen, die ihn heimsuchen, entzünden sich an den banalsten Alltagserscheinungen. Die Nummer an einer Straßenbahn, der Flug eines Fischadlers: alles, was Strindberg beobachtet, kann halluzinatorische Ahnungen bei ihm auslösen. Und so verschwimmt auch vor den Augen des Lesers die Grenze zwischen schlichter Wahrnehmung und mystischer Erfahrung, Zwischen Realität und Esoterik.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.11.2005

"Blaubuch" müsste die Neuübersetzung von August Strindbergs Notizen und Aphorismen eigentlich heißen, befindet Rezensent Heinz Schlaffer, denn sie dokumentierten Strindbergs paranoischen Kampf mit den Menschen, Gott und dem Teufel, zumeist im Gewand von Frauen. Der Autor, so Schlaffer, fliehe gewissermaßen vor den feindlichen Menschen und dem stets drohenden Wahnsinn in eine esoterische Naturmystik, wie sie um 1900 durchaus in Mode war. Wobei Strindbergs theosophischer Guru im Kampf gegen die Vernunft Emanuel Swedenborg sei, dessen übersinnliche Fähigkeiten er auch für sich selbst in Anspruch nehme. Mehr als "geistvoll-komische Kuriositäten" vermag der Rezensent in solchen Weltanschauungen meist nicht zu erkennen. Manchmal mochte der Rezensent Strindbergs theosophische Verrücktheiten auch als "Träumereien eines Poeten" lesen und dann entfalteten sie einen "romantischen Reiz". Aus solcher Lesart sei wiederum der Titel "Das blaue Buch" gerechtfertigt, wenn Strindberg in einer "Mischung aus Altersweisheit und Alterstorheit" ins Blaue schreibe.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.09.2005

Dies, soviel steht für Thomas Fechner-Smarsly fest, ist ein Buch wie kein anderes. Vom Jahre 1906 bis zu seinem Tod im Jahr 1912 hat August Strindberg - vom Erfolg verlassen - seine Ansichten über Gott und die Welt niedergeschrieben. Das ist sehr wörtlich zu nehmen, denn es kommen neben theologischen Erwägungen auch "Chladnis Klangfiguren", "Lears Weib", "die Windungen des Gehirns" und sehr vieles andere vor. Okkultes ist rechlich dabei, notiert der Rezensent, und gerade Strindbergs stets apodiktische Einmischungen ins Wissenschaftliche verdeutlichen, dass Strindberg mit dem Rationalismus auf Kriegsfuß stand. Das Motto beschreibt der Rezensent Thomas Fechner-Smarsly bündig so: "Erst spekulieren, dann experimentieren." In keiner Hinsicht nimmt Strindberg ein Blatt vor den Mund, das schließt auch persönliche Rachefeldzüge mit ein. Natürlich, das kann man der Rezension entnehmen, ist das in einem bestimmten Sinne nicht ernst zu nehmen. Andererseits aber hat Fechner-Smarsly das Buch offenkundig mit Begeisterung gelesen - zumal ihm die Auswahl durch Angelika Gundlach trefflich, die bibliophile Aufmachung durch Franz Greno ganz exquisit scheint.

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