Michael Kißener

Zwischen Diktatur und Demokratie

Badische Richter 1919-1952
Cover: Zwischen Diktatur und Demokratie
UVK Universitätsverlag Konstanz, Konstanz 2003
ISBN 9783896697608
Kartoniert, 373 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Michael Kißener zeigt hier die Sonderrolle, die die badische Justiz in der deutschen Justizgeschichte des 20. Jahrhunderts innehatte. Sie bestand während der Weimarer Republik in dem Versuch, in Anknüpfung an die liberalen badischen Traditionen eine Republikanisierung der höheren Justizbeamtenschaft durchzuführen. Eine Justizkrise, wie sie andernorts in Deutschland stattfand, konnte so weitgehend vermieden werden und als 1933 die NSDAP die Macht erlangt hatte, verweigerten viele badische Richter den geforderten Parteibeitritt. Rund 65 Prozent von ihnen waren bis zum Ende des Dritten Reiches der NSDAP formal beigetreten, auf nur etwa 35 Prozent der Richter konnte sich der nationalsozialistische Oberlandespräsident im politischen Sinne verlassen, während 12 Prozent aus ihrer Ablehnung des Regimes keinen Hehl machten. Dennoch war auch in Baden die Exekution des NS-Justizprogramms nicht zu umgehen: Sondergerichte fällten rechtswidrige Urteile und Justizjuristen machten sich zu Erfüllungsgehilfen der nationalsozialistischen Machthaber.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.06.2004

Formulierungen, so der Rezensent spitz, seien nicht gerade die Stärke von Michael Kißener, der in seinem Buch "Zwischen Diktatur und Demokratie" das Verhalten der badischen Richter in den Jahren 1919 bis 1952 untersucht. Hinzu komme, dass der Verfasser dem fleißig zusammengetragenen Material - 541 Richterbiografien hat er zusammen mit zwei Mitarbeitern ausgewertet - offensichtlich nicht gewachsen gewesen sei: "Er lässt zu häufig den ordnenden Zugriff vermissen", stellt Walter Grasnick kühl fest. Die Detailfülle sei "geeignet, auch gutwillige Leser abzuschrecken" - was zu bedauern sei, da Kißener ein gutes Anliegen habe: zu zeigen, wie eine "braune Rassen- und Rechtsideologie" einen erzliberalen Staat wie Baden korrumpieren konnte. Ein weiterer Einwand des Rezensenten: Von jenem Bereich "zwischen aktiver Mitgestaltung, Anpassung und Widerstand", in welchem "sich Schicksale ereignet" haben, erfahre "man leider zu wenig". Doch glücke dem Autor auch manches. So sei beispielsweise die Lebensbeschreibung des "NS-Oberlandesgerichtspräsidenten" Heinrich Reinle ausgesprochen instruktiv. An diesem "überdurchschnittlichen Juristen", Antisemiten und Antikommunisten erweise sich die Dialektik des Lebens unter dem Hakenkreuz, die sich nach Grasnicks Ansichts nicht auf simples Schwarz-Weiß reduzieren lasse.
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