Bärbel Kuhn

Familienstand: ledig

Ehelose Frauen und Männer im Bürgertum (1850-1914)
Cover: Familienstand: ledig
Böhlau Verlag, Köln 2002
ISBN 9783412111014
Gebunden, 498 Seiten, 34,50 EUR

Klappentext

Während in den letzten Jahren zahlreiche soziologische Untersuchungen über "Singles" erschienen sind, wissen wir fast nichts über unverheiratete Frauen und Männer des 19. Jahrhunderts. Das Buch von Bärbel Kuhn setzt hier an. Ausgehend von Briefen und autobiographischen Schriften werden erstmals die Lebensläufe eheloser Menschen aus dem Bürgertum zwischen 1850 und 1914 untersucht: Welche Gründe gab es, ledig zu bleiben? Welche gesellschaftlichen Konsequenzen zog die Ehelosigkeit nach sich? Wurde diese bei Frauen und Männern unterschiedlich bewertet? Welche Bedeutung hatten soziale Netze, Freundschaften und verwandtschaftliche Beziehungen für Ledige? Die Autorin beschreibt plastisch den Alltag, die Mentalitäten und die geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Lebenssituationen lediger Frauen und Männer. Unter den berücksichtigten Biographien finden sich auch diejenigen prominenter Lediger wie Jacob Burckhardt, Adelheid Mommsen, Gottfried Keller, Alice Salomon und Wilhelm Busch.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.10.2002

Heute nennt man sie Singles, vor hundert Jahren hießen sie "alte Jungfern" und "Hagestolze". Leicht hatten sie es nicht, im Gegenteil. Mit dem oft schwierigen Los von ehelosen Frauen und Männern im 19. Jahrhundert beschäftigt sich Bärbel Kuhn in ihrer "gut lesbaren" Studie "Familienstand ledig", berichtet Rezensent Urs Hafner. Entstanden ist nach Hafners Einschätzung "eine aufschlussreiche, teilweise etwas eng geführte und schematische Innenansicht jener ledigen Bürger und Bürgerinnen". Die von Kuhn untersuchten autobiografischen Schriften und Briefe der Alleinstehenden, in denen sie ihre Reflexionen, Ängste und Hoffnungen artikulieren, sind für Hafner insbesondere hinsichtlich der geschlechtsspezifischen Identitätskonstruktion symptomatisch für die ganze bürgerliche Gesellschaft und enthüllen zugleich deren hierarchische Ordnung. Schließlich war das Alleinleben für eine Frau weitaus problematischer als für einen Mann. Alles in allem zeigt sich Haffner mit dieser Habilitationsschrift recht zufrieden, hätte bisweilen allerdings gern ein wenig mehr über Kuhns Fälle und ihre Deutungsmuster erfahren.