Hallie Rubenhold

The Five

Das Leben der Frauen, die von Jack the Ripper ermordet wurden
Cover: The Five
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2020
ISBN 9783312011865
Gebunden, 424 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Susanne Höbel. #saytheirnames: Polly, Annie, Elizabeth, Catherine und Mary-Jane Diese fünf Frauen wurden 1888 ermordet. Ihr Tod und noch mehr ihr Leben haben damals kaum jemanden interessiert. Hingegen wurde der unbekannte Täter, dem die Presse den Namen Jack the Ripper gab, mit viel Aufmerksamkeit bedacht. Hallie Rubenhold befreit die fünf ermordeten Frauen aus dem Schatten der Anonymität. In ihren Lebensgeschichten wird eindringlich deutlich, wie hart das Leben als Frau in der Arbeiterschicht zu jener Zeit war und wie katastrophal die Zustände im Armenhaus waren. Und vor allem, wie erbarmungslos die von der viktorianischen Moral geprägte Gesellschaft auf jede Frau blickte, die das ihr zugedachte Konzept der braven Ehefrau und Mutter hinter sich ließ.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.01.2021

Doppelt erschüttert ist Rezensentin Sylvia Staude über dieses Buch. Zum einen ist sie beeindruckt davon, wie sorgsam die Historikerin herausarbeitet, dass jene fünf Frauen, die eindeutig vom selben Täter, genannt Jack the Ripper, ermordet wurden, durchaus keine Prostituierten waren. Die Kritikerin bewundert die Genauigkeit und Sensibilität, mit der die Autorin die Gründe für die vermutliche Obdachlosigkeit der Frauen identifiziert - ungeschützte Kindheiten, Krankheit und Tod der Eltern, später alkoholkranke und gewaltsame Ehemänner. Dann aber ist die Kritikerin erschüttert über die unsensible, verharmlosende, oft linkische Sprache zumindest in der deutschen Übersetzung. Sie vermutet ein fehlendes Lektorat - zumal viele grammatikalische Fehler hinzukommen - und kann sich nicht vorstellen, dass hier etwa der Versuch gemacht worden sei, die Prüderie der damaligen Öffentlichkeit abzubilden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.10.2020

Es geht hier kein bisschen um Jack the Ripper, dafür aber umso gründlicher und empathischer um seine fünf Opfer, schreibt Rezensentin Marie Schmidt. Sie sympathisiert deutlich mit dem Anliegen der Autorin, die "schweren Leben" von unverheirateten Unterschichtsfrauen zu schildern samt der Grauzone, in der sie sich im viktorianischen London befanden - zwischen einem Mätressendasein, Prostitution und Obdachlosigkeit. Ein wenig geärgert hat sich die Kritikerin dann über das Nachwort, in dem die Anklage gegen die viktorianische Mitwelt der Frauen nur noch wiederholt werde. Spannender hätte sie gefunden, mehr zu erfahren über die Phantasien der Viktorianer und ihre Obsession mit dem Thema Sexualität.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.10.2020

Rezensentin Claudia Mäder ist die Faszination noch immer unangenehm, mit der die ach so zivilisierte Welt 1888 den Morden von Jack the Ripper begegnete und mit welcher Lust sie seine Motive und Identität zu entschlüsseln suchte (ein "Malaye" konnte es nicht sein, wurde etwa festgestellt, ihnen fehle das "teuflische Raffinement). Wenn die britische Historikerin Hallie Rubenhold dem Aufschlitzer nun die Biografien seiner fünf Opfer entgegegenhält, kann Mäder das nur begrüßen. Zwar habe Rubenhold nur spärliche Informationen über Mary Ann Nichols, Annie Chapman, Elizabeth Stride, Catherine Eddowes und Mary Jane Kelly zusammentragen können, aber sie fügt sie zu einem berührenden Panorama der Armut und Verzweiflung im spätviktorianischen London zusammen, meint Mäder.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 23.09.2020

Rezensentin Sonja Hartl weiß, dass es eine Gemeinde von Ripperologen gibt, die sich am Kult um Jack the Ripper Vergnügen delektieren beziehungsweise eine goldene Nase verdienen. Mit ihren Porträts der fünf ermordeten Frauen will die amerikanische Historikerin Hallie Rubenhold seinen Opfern eine Identität geben,  und Hartl findet das gut: So konnte Rubenhold nachweisen, dass es sich zumindest bei drei Frauen nicht um Prostituierte handelte, sondern eher um alkoholkranke, obdachlose Frauen. Ohne Voyeurismus kann True Crime auch gehen, meint Hartl.