Peter Philipp Riedl

Epochenbilder- Künstlertypologien

Beiträge zu Traditionsentwürfen in Literatur und Wissenschaft 1860 bis 1930
Cover: Epochenbilder- Künstlertypologien
Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783465034100
Gebunden, 803 Seiten, 109,00 EUR

Klappentext

Epochenbilder und Künstlertypologien sind als Teil der Erinnerungskultur das Ergebnis komplexer historischer Prozesse. Die Kanonisierung kultureller Leitvorstellungen bildet entsprechende Traditionen als verpflichtendes Erbe mit identitätsstiftendem Charakter aus. Traditionsentwürfe zeichnen ganz allgemein Bilder der Vergangenheit für die Gegenwart mit Blick auf die Zukunft. Sie changieren dabei, je nach Standpunkt des Betrachters, zwischen Identifikationsmuster, künstlerischer Inspirationsquelle und historistischer Erstarrung. Die Reflexion über Tradition schließt auch die Phänomene Traditionsbruch und Traditionsnegation ein, die wiederum die Macht eines vorherrschenden Kanons herausfordern. Formen und Strukturen von Traditionsentwürfen dieser Art gilt das Interesse der Studie, die sich der vielschichtigen literarischen, ästhetischen, kunstphilosophischen, wissenschaftlichen und bildungsgeschichtlichen Auseinandersetzung mit der kulturhistorischen Bedeutung von Antike, Mittelalter und Renaissance im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert widmet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.01.2006

"Chancen" und "Gefahren" birgt das Unternehmen Peter Philipp Riedls, der in seiner 800-seitigen Habilitationsschrift die "kulturgeschichtliche und literarische Traditionsbildung" zwischen 1860 und 1930 untersucht, konstatiert Gangolf Hübinger in seiner eingehenden Kritik. Die Vorzüge sieht der Rezensent vor allem darin, dass der Autor bei seiner Typisierung und Einordnung vergangener Epochen durch die Kulturwissenschaftler und Schriftsteller um 1900 die "Kultur- und Wissenschaftsgeschichte" der Literatur vergleichend gegenüber stellt. Mit "großem Gewinn" hat er auch die Ausführungen zu Jakob Burckhardt gelesen, den Riedel als "Pfadfinder" durch das "bunte Diskursfeld" auffasst und dessen Rezeption er "bis in die kulturanthropologischen Fundamente" verfolgt, wie der Rezensent lobt. Wenn der Autor allerdings verspreche, die "Kanonbildung" der Zeit auch in ihrem politischen Kontext sichtbar zu machen, läuft er Gefahr, sich zu verzetteln, merkt Hübinger an. Denn der Autor gehe "fortwährend querbeet", ziehe eine Fülle von literarischen Texten heran und setze auf die "Breite", wo ein Kanon ja eigentlich zu Eingrenzung und Auswahl führen soll, so der Rezensent kritisch. Was um die Jahrhundertwende zum kultur- und literaturwissenschaftlichen Kanon wurde und wie diese "Maßstäbe" durchgesetzt wurden, ist einem nach der Lektüre immer noch nicht recht klar, moniert der Rezensent, der sich insgesamt mehr "Strukturierungshilfe" und eine "ordnende Hand" bei den Ausführungen gewünscht hätte.
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