Jonathan Rosen

Talmud und Internet

Eine Geschichte von zwei Welten
Cover: Talmud und Internet
Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783633541782
Kartoniert, 114 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Christian Wiese. Jonathan Rosens "Geschichte von zwei Welten" verbindet Reflexionen und persönliche Erinnerungen; sie wird zu einer intellektuellen Reise, die überraschende Parallelen zwischen Talmud und Internet zutage bringt. Die unerschöpfliche Fülle der rabbinischen Überlieferung, die Seiten des Talmud, wie auch das World Wide Web machen die Chance eines Diskurses sichtbar, zu dessen Wesen es gehört, mit Ungewissheiten und Paradoxien zu leben, anstatt sie mit autoritären Sinnstiftungen aufzuheben. Der Talmud mit seinen die Grenzen von Zeit und Ort übergreifenden Debatten sicherte das Überleben des Judentums nach der Zerstörung des Tempels. Die Exilssituation, die über Jahrhunderte jüdische Existenz geprägt hat, wird in Rosens Deutung transparent für eine hoffnungsvolle Wahrnehmung der Gegenwart. Indem er die Geschichte der eigenen Familie erzählt, gelingt ihm eine exemplarische Positionsbestimmung jüdischen Lebens in unserer Zeit.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.11.2002

In seinem kleinen Buch "Talmud und Internet" bringt Jonathan Rosen, Schriftsteller und Feuilletonredaktor beim "Forward", diese "zwei Welten" zusammen, berichtet der "jsr" zeichnende Rezensent. Er hebt hervor, dass Rosen "beider Kind" sei, Kind des Talmud und Kind des Internets, und durchaus kritisch beiden gegenüber, aber auch offen für ihre Anregungen. Wie er ausführt, sieht Rosen im Internet eine Entsprechung zur jüdischen - oder modernen - Existenz in der Diaspora, die im Gefühl, zugleich überall und nirgends zu Hause zu sein, Ausdruck finde. Die Idee des Buches findet der Rezensent "schön" - nur: sie entgleitet dem Leser. Das stört unseren Rezensenten jedoch keineswegs. Im Gegenteil, Rosen erzähle so ungewöhnlich anschaulich von seinem Leben, seiner Familie, seiner Tradition, seinen Zweifeln, von seiner Lektüre, von der Präsenz so vieler Vergangenheiten und Überlieferungen in seinem Leben und Schreiben, dass die konstruierte These hinter dem Bericht aus dem wirklichen Leben zurücktrete. "Es gibt", schließt der Rezensent, "wahrlich Schlimmeres über Bücher zu sagen."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.08.2002

Lobende Worte findet Susanne Klingelstein für Jonathan Rosens kurzen Essay, in dem der Autor herauszufinden versucht, wie die eigentlich unvereinbaren Lesarten der Welt, Tradition und Moderne, Talmud und Internet, nebeneinander bestehen können. "Leicht dahinsprudelnd" und reich an neuen Metaphern findet die Rezensentin Rosens Reflexionen und dabei auch "exzellent" von Christian Wiese ins Deutsche übersetzt. Vor allem überzeugt sie der Weg, den Rosen in seinem Essay aufzeigt: die Unterschiedlichkeiten der Welten nicht in Abrede zu stellen, sondern stetig zwischen ihnen hin- und herzureisen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.06.2002

"Ein Glanzstück des Genres", ruft Rezensent Dirk Knipphals begeistert. Der New Yorker Intellektuelle Jonathan Rosen habe "Verblüffendes" mitzuteilen, nämlich die "Strukturähnlichkeit des uralten jüdischen Denkens" mit der intellektuellen Energie, wie sie sich im Internet äußert. Um über solches zu sprechen und es zu begründen, bedarf es laut Knipphals der spezifischen Gattung des Essays. Aus der talmudischen Erkenntnis nämlich, dass "Wissensbeherrschung und Ganzheit seit jeher ein Trugbild waren", ergibt sich ein Nebeneinander, das im Essayband seinen treffendsten Ausdruck findet. Der Talmud, in dem Rosen laut Knipphals ein zweitausendjähriges "Weitersage-Spiel" sieht, habe Kommentatoren und Kommentare, Einsichten und Missverständnisse zu einem eklektischen Buch ohne Autorinstanz verquickt, wie auch das Internet eines ist. Auf diesem Terrain, so Knipphals, bewegt sich Rosen "suchend, tastend, ironisch - essayistisch eben".