Eric Hobsbawm

Die Banditen

Räuber als Sozialrebellen
Cover: Die Banditen
Carl Hanser Verlag, München 2007
ISBN 9783446209411
Gebunden, 240 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Rudolf Weys und Andreas Wirthensohn. Eric Hobsbawms Klassiker über die rebellischen Räuber erscheint hier in einer erweiterten und aktualisierten Ausgabe. Banditen nennt der Historiker jene Räuber, die sich nicht einfach bereichern wollen, sondern für das Recht der Armen kämpfen. Ihr berühmtester Vertreter ist Robin Hood. Er erscheint bei Hobsbawm als Beispiel unter vielen Rebellen, die er von der frühen Neuzeit bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, von Asien über Südamerika bis Europa findet. Eine Sozialgeschichte voll politischer Skandale und Ungerechtigkeiten aus der Sicht der Kämpfer für eine bessere Gesellschaft.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.11.2007

Angeregt hat Rezensent Loel Zwecker diese aktualisierte und erweiterte Neuausgabe von Eric Hobsbawms sozialhistorischem Klassiker fast vierzig Jahre nach seinem ersten Erscheinen aufgenommen. Besonders der Verbund mit einer ausführlichen Nachbemerkung des Autors, in dem er noch einmal Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des Buchs reflektiert, sowie einem neuen Kapitel macht die Neuedition für den Rezensenten zum kleinen Ereignis. Zwar hat das Buch aus Sicht Zweckers nach wie vor ein Grundproblem nicht gelöst: dass es nämlich möglichst viele Perspektiven berücksichtigen wolle, und der Begriff des "Sozialbanditen" entsprechend weit gefasst und unscharf sei. Auch führe Hobsbawms gelegentlich etwas unkritische Verwendung von Räuberanekdoten und -balladen als Quellen mitunter zu einem, von realen Verhältnissen (etwa in einem sizilianischen Mafiadorf) weit entfernten, romantischen Bild. Auch Hobsbawms neuere Betrachtungen zum Thema erwecken immer wieder Zweckers Widerspruch. Trotzdem fühlt er sich bei dem Buch erfrischt und inspiriert von der unabgeklärten, fast leidenschaftlichen Behandlung seines Themas durch den Neunzigjährigen, das auf Zwecker deshalb "mitunter die Qualitäten einer volkstümlichen Robin-Hood-Ballade" hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2007

Wenig, genau genommen wohl gar keine Sympathie hat der Rezensent Dirk Schümer für diese nach dreißig Jahren in überarbeiteter Fassung wieder aufgelegte, beinahe schon legendäre Studie des marxistischen Historikers Eric Hobsbawm. Klar sei das Anliegen: Eine Geschichte des Banditen- als Rebellentums zu erzählen, die im Banditen also ein gesellschaftskritisches Potenzial erkennt. Für dieses Anliegen sei Hobsbawm, so Schümers Vorwurf, aber so ziemlich jede Ungenauigkeit recht, verzichte er auf genaue Unterscheidung zwischen "mal realen, mal fiktiven Phänomenen" und nehme auch eine gewaltige "theoretische Streubreite" in Kauf. In den siebziger Jahren hat zudem der niederländische Historiker Anton Blok in einer eigenen Studie über die Räuberbewegung der "Bokkerijders" eine den Rezensenten überzeugende Abrechnung mit Hobsbawms Buch vorgelegt. Der habe auch die Neuauflage wenig Gehaltvolles entgegenzusetzen. Alles in allem nicht viel mehr als "royale Plaudereien aus dem linken Londoner Revolteklub".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.10.2007

Schon 1969 sorgte die Erstveröffentlichung der "Banditen" für Kontroversen in der Fachwelt und dem britische Historiker und bekennenden Marxisten Eric Hobsbawm wurde vorgeworfen, dass seine Herleitung des Räubers als Sozialrebell romantisch verblendet sei, so Rezensentin Sylvia Staude. Nun wird das Werk in erweiterter und aktualisierter Auflage neu herausgegeben und die Rezensentin fragt nach dem Nutzen, zumal die kritisierten Quellen, nämlich "Balladen, Legenden, Kalendergeschichten", natürlich die alten geblieben sind. Angesichts der veränderten Forschungslage interessiert sich die zeitgenössische Geschichtswissenschaft zwar weniger für den Zusammenhang zwischen Bauern und Räubern und mehr für den zwischen moderner Bandenformation und Stadtgesellschaft, aber auch hier kann man bei Hobsbawm fündig werden, so Sylvia Staude: Sei es, dass die Tendenz, gewalttätige Übergriffe literarisch zu überhöhen, heutzutage im Rap fortgesetzt wird oder die Ausbreitung des Bandentums sich vornehmlich auf die Vorstädte konzentriert, wie vielleicht schon seit jeher und wie Hobsbawm vor fast vierzig Jahren zu beweisen versuchte.