Bernd Gehrke (Hg.), Gerd-Rainer Horn (Hg.)

1968 und die Arbeiter

Cover: 1968 und die Arbeiter
VSA Verlag, Hamburg 2007
ISBN 9783899651652
Kartoniert, 334 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Am Ende der 60er Jahre und namentlich 1968 vollzogen sich Revolten rund um den Globus, die das Bewusstsein der politischen Aktivisten in den folgenden Jahren und Jahrzehnten prägten. Dabei gilt "1968" weithin als Studentenrevolte, als Jugendprotest. Doch das eigentliche Subjekt der Bewegung sollten im Verständnis damaliger Akteure die Arbeiter sein. Sie allein hatten gemäß der Klassentheorie die Macht, den Kapitalismus zum Einsturz zu bringen. Aber die real existierenden Lohnarbeiter konnten oft weder mit dem unkonventionellen Erscheinungsbild der Studenten noch mit deren Radikalkritik etwas anfangen. Dennoch gab es ein Wechselverhältnis von Arbeiter- und Studentenbewegung, dem die Autorinnen und Autoren dieses Bandes nachgehen. Denn die Gegebenheiten der Jahre um 1968 sind keineswegs ohne Relevanz für die Aktualitäten der sozialen Kämpfe und namentlich jener - der seither erheblich modernisierten und pluralisierten - lohnabhängigen Klassen 40 Jahre später, und dies nicht nur in Europa

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.12.2007

Rezensent Richard Herding zeigt sich fasziniert, wie die beiden Herausgeber Bernd Gehrke und Gerd-Rainer Horn in ihrem Sammelband Zeithistorie Ost und West kombinieren und so zeigen, dass die "Inspirationen von 1968" quer durch "Länder und Blöcke" wirkten. Für Herding ist 1968 spätestens jetzt ein internationales Phänomen. Das sich aus der Lektüre ergebende "Gesamt-Bild" zerlegt er in Beispiele, wie die im Band nachzulesende "köstliche Real-Satire" über den von der ÖTV und der SPD ausgetragenen Streit um die Abschaffung der Stechkarte oder die Ereignisse in Polen im März '68. Aus den Analysen u. a. der westdeutschen Streiks lernt Herding folgendes: 1968 war Kultur-Revolution "at its best" und provozierte "mehr neue Fragen" als "definitive Antworten".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.09.2007

Richard Herding begrüßt diesen von Bernd Gehrke und Gerd-Rainer Horn herausgegebenen Band über "1968 und die Arbeiter". Verdienstvoll an dem Band scheint ihm vor allem die Überwindung einer einseitig westlichen Perspektive. Die diversen Beiträge verdeutlichten, dass 1968 ein "internationales Ensemble von Revolten" mit unterschiedlichsten Wurzeln war, das ost-west-blockübergreifend betrachtet werden muss. Zudem können Gehrke und Horn zeigen, dass zumindest die Idee der Selbstverwaltung ein gemeinsames Projekt von Studenten und Arbeitern war, wenn auch nur für einen kurzen Zeitraum. Neben Peter Heumos' und Lenka Kalinovas Analyse des politischen Prager Frühlings und der ökonomischen Kämpfe hebt er Andrea Genests und Marcin Zarembas Beitrag über die polnischen "Märzereignisse" 1968 und den Arbeiteraufstand 1970 hervor. Zudem erwähnt er Rik Hemmerijckx' Beitrag über die von Trotzkisten organisierte Kommunikation zwischen Universitäten und Betrieben in Belgien.