Ein Hund läuft durch die Republik

Geschichten aus Bosnien
Cover: Ein Hund läuft durch die Republik
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783895610578
Gebunden, 140 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Juli Zeh, David Finck und Oskar Ters. Die Anthologie "Ein Hund läuft durch die Republik" versammelt Texte, in denen sich junge Bosnier und Bosnierinnen auf literarische Weise mit den aktuellen Lebensbedingungen, mit Freuden und Problemen, Erfahrungen von Flucht und Rückkehr, mit enttäuschter und bestätigter Liebe zu Bosnien Herzegowina auseinandersetzen. Ihr Heimatland ist mit der europäischen Geschichte in besonderer Weise aufs engste verknüpft, war oft Zankapfel und Schlachtfeld in politischen Auseinandersetzungen, deren Reichweite die Landesgrenzen weit übersteigt. Dennoch oder gerade deswegen sind die Vorstellungen von der gegenwärtigen Situation, von Lebensweg und Lebensgefühl der jungen Menschen in diesem Land äußerst vage oder gar nicht vorhanden. Vor allem ein Element verbindet die Beiträge der Autoren und Autorinnen miteinander: Sie sind in deutscher Sprache verfaßt. Für unzählige junge Menschen in Bosnien ist das Deutsche zur zweiten Sprache geworden, zu einer Sprache der Flucht und des Überlebens.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.02.2005

Der Anfang des Sammelbandes mit Geschichten aus Bosnien, den die Leipziger Schriftstellerin Julie Zeh herausgegeben hat, erinnert Malte Henk an Lessings Ringparabel, nur eben "updated". Ein Serbe, ein Bosnier und ein Kroate tauchen darin auf, fangen einen Hecht, können sich nicht auf dessen Staatsangehörigkeit einigen und werfen ihn deshalb wieder zurück ins Wasser. Eine "schöne Utopie", die jedoch schnell von der "problemlösungsresistenteren Wirklichkeit" eingeholt wird. Erzählt werden Geschichten "vom Fremdsein", von der Rückkehr in eine zerstörte Heimat. Bedauerlich findet die Kritikerin jedoch, dass man "wenig" über das Bosnien von heute erfährt - zu sehr seien die Autoren auf "Selbstvergewisserung" fixiert. Dennoch ergreift das Buch den Leser: Es erzeugt durch seine Mischung aus "Reflexionsprosa" und "jugendlichem Weltschmerz" einen "Sound der Traurigkeit".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.01.2005

Eine "ungewöhnlichen Anthologie" nennt Ilma Rakusa diesen Band mit "Geschichten aus Bosnien" von jungen bosnische Autoren, die während des Krieges ausgewandert und wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind, oder zwischen den Welten pendeln. Ein großes Lob hat Rakusa für die Herausgeber parat, die "unprätentiöse, aufrichtige und auch anrührende Texte" zusammengetragen haben - Texte zwischen Kurzgeschichte und Essay, Märchen und Erfahrungsbericht, die die Frage umkreisen, was Heimat sei. Die Antworten auf diese Frage fallen Rakusa zufolge "ambivalent bis ratlos" aus, da das einstmals Vertraute fremd geworden sei. Zwischen Erinnerung und Gegenwart sieht sie klaffende Abgründe, "überwindbar nur durch Lebenswillen und Tatendrang, durch Versöhnlichkeit und Mut." Sie hebt hervor, dass die Texte - bei allen elegischen Tönen - auch viel Neugier, kritischen Geist, Witz und Sprachlust verraten. "Man darf", resümiert Rakusa, "in dieser an Erfahrungen so reichen jungen Generation zu Recht einen Hoffnungsträger sehen".
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