Jochen Hellbeck

Die Stalingrad-Protokolle

Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht
Cover: Die Stalingrad-Protokolle
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012
ISBN 9783100302137
Gebunden, 608 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Übersetzung der Protokolle aus dem Russischen von Christiane Körner und Annelore Nitschke. Selbst 70 Jahre danach wird "Stalingrad", der Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs, vorwiegend aus einer stilisierten deutschen Opfersicht geschildert, auch weil bislang authentische russische Stimmen fehlten. Jetzt hat der Russlandhistoriker Jochen Hellbeck einen spektakulären Fund gemacht: viele hundert Seiten Gesprächsprotokolle, die in russischen Archiven bis heute unter Verschluss waren. Sie ermöglichen eine ganz neue Sicht auf die Schlacht: einfache Soldaten und Generäle, Kampffliegerinnen und Sanitäterinnen, auch die Bewohner der Stadt berichteten schon während der Kämpfe einer Historikerkommission von ihren Erlebnissen offen, ungeschminkt, hautnah. Diese Offenheit verhinderte jedoch unter Stalin und auch später eine Veröffentlichung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.02.2013

Gänzlich neu kann Cord Aschenbrenner nicht finden, was der Historiker Jochen Hellbeck in seinem Stalingrad Buch zusammenträgt. Ungewohnt genug aber erscheint ihm der Blick auf die Tragödie, insofern hier authentisch, aufgezeichnet noch während der Schlacht, aus Augenzeugenperspektive berichtet wird, Zivilisten wie Rotarmisten, so Aschenbrenner, kämen in den dokumentierten Interviews zu Wort. Dokumentarisch-realistisch nennt der Rezensent dieses Stück Oral History, das ihm die grauenhaften Bedingungen und Erlebnisse des Krieges vor Augen führt. Vor allem, dass die Deutschen in diesem Panorama nur am Rand vorkommen und die Propaganda der KP hier mit Angst, Schmerz, Stolz und Zweifeln der Beteiligten verschmilzt, hat Aschenbrenner beeindruckt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.01.2013

Rudolf Walther begrüßt diese Dokumentation des Historikers Jochen Hellbeck, die die Schlacht von Stalingrad aus der Perspektive sowjetischer Augenzeugen beschreibt. Bei den "Stalingrad-Protokollen" handelt sich es nach Angaben des Rezensenten um Protokolle von Interviews mit Angehörigen der Roten Armee, die eine sowjetische Historikerkommission noch während des Kriegs geführt hatte, die aber auf Stalins Geheiß nie publiziert wurden. Die Protokolle, die Hellbeck nun in Auswahl vorlegt, ermöglichen für Walther einen unverzerrten Blick auf das brutale Kriegsgeschehen und ermöglichen zudem eine Sicht der Roten Armee "jenseits von propagandistischen Zuschreibungen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.12.2012

Dass dieses unter Militärhistorikern gut gehegte Geheimnis endlich, doch vorerst nur auf Deutsch und nicht vollständig erscheint, scheint Jörg R. Mettke beklagenswert, stellen die von Jochen Hellbeck aus den Moskauer Archiven gehobenen Interviews aus Stalingrad laut Mettke doch ein auch für die Erinnerungsarbeit in Russland und für die heutige Beziehung zwischen Regierung und Opposition wichtiges Dokument dar. Dass der Partei der Sieg bei Stalingrad zu danken sei, wie der Autor behauptet, ist für den Rezensenten allerdings nur ein Aspekt. Viel bewegender scheint Mettke das Panorama des Leids, das die Oral-History hier ermöglicht, vom Soldaten bis zum Offizier, vom Stadtbewohner bis zum Parteiarbeiter, im Originalton. Erfahrungen aus den Randbezirken des Krieges, wenn alle Normen menschlichen Miteinanders wegfallen, wie Mettke erschüttert feststellt. Insofern taugt ihm das Buch auch als heilsames Kontrastprogramm zur aktuellen Hochglanzschau "Russen und Deutsche" im Neuen Museum Berlin.
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