Julian Assange, Suelette Dreyfus

Underground

Die Geschichte der frühen Hacker-Elite.Tatsachenroman
Cover: Underground
Haffmans und Tolkemitt, Hamburg 2011
ISBN 9783942989008
Gebunden, 620 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Steffen Jacobs. Wer sind Hacker? Wie arbeiten sie? Was treibt sie an? Spätestens seit den spektakulären Enthüllungen von WikiLeaks rückt eine Gruppe von Menschen in das weltweite Interesse, die ansonsten nur im Verborgenen agiert: Der Computer-Untergrund. Underground ist eine Geschichte von Illegalität und Besessenheit, von Triumphen und Niederlagen und gibt erstaunliche Einblicke in die Geheimnisse und das politische Selbstverständnis der frühen Hacker-Szene, aus der Wikileaks hervorging. Julian Assange, der die Recherche und die technischen Details beitrug, und Suelette Dreyfus arbeiteten drei Jahre an diesem 600 Seiten umfassenden Buch, das zuerst 1997 in Australien erschien.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.04.2011

Mit mäßigem Vergnügen hat Ijoma Mangold diesen Roman aus der Hacker-Jugend des Julian Assange gelesen, der nun, vierzehn Jahre nach seinem ersten Erscheinen im Original, auch auf den deutschen Markt kommt. Mitunter nervte den Rezensenten der bemühte Hardboiled-Ton, nicht immer war dieses 600-Seiten-Werk flüssig zu lesen, aber offenbar zeigte es ihm die australische Hackerszene so, wie er sie sich vorgestellt hat: als eine "fiebrig-euphorisch-paranoide Welt", in der ein ziemlich hoher Adrenalinlevel herrschte. Allerdings stört Mangold entsetzlich wie die Hacker sich an ihren Gefühlen von Machtvollkommenheit berauschen, in allem anderen, vornehmlich dem Establishment, nur illegitime Macht sehen. Keine Spur aber von dem Gedanken, dass auch ein Hack eine "putschistische Machtgeste" sein könnte. Naja, zuckt Mangold die Schultern, der Roman sei eben Wikileaks in "pubertärer Reinkultur".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.04.2011

Natürlich werde die deutsche Ausgabe dieses dreizehn Jahren alten Romans über Julian Assange als Junghacker den "Graphen der Jesus-Kurve" ordentlich ausschlagen lassen. Und natürlich erklärt auch Suelette Dreyfus in ihrem neuen Vorwort mehr als einmal, dass man dieses Buch lesen muss, um Wikileaks zu verstehen. Für Daniel Schulz ist dies alles aber kein Grund, das Buch nicht zu mögen. Er hat es sogar ziemlich gern gelesen, denn seiner Ansicht nach bricht es Julian Assange wieder auf normales "menschliches Mittelmaß" herunter. Natürlich erfährt Schulz vieles über Assanges Odyssee mit seiner von Ex-Männern und Sekten verfolgten Mutter, aber vor allem, meint er, lernt er die australischen Hackerszene nicht als die im Untertitel beschworene Elite kennen, sondern als normale weiße Jungs aus den Vororten von Melbourne, die sich am Ende doch eher für  hübsche Mädchen interessieren als für gewagte Hacks.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.03.2011

Der Roman "Underground" von 1997, der die Hacker-Vergangenheit von Julian Assange erzählt, hat Detlef Borchers in der mit einem aktuellen Vor- und Nachwort komplettierten deutschsprachigen Neuausgabe nicht recht froh gemacht. Gar nicht behagt ihm, wie die Autorin Suelette Dreyfus nachträglich die Geschichte des jungen australischen Hackers Mendax zu einer über den späteren  Wikileaks-Gründerhelden überhöht. Assange selbst hat der Autorin übrigens intensiv bei der Recherche zu diesem Roman zur Seite gestanden und ein Kapitel über die Schwierigkeiten, im Hackermilieu zu recherchieren, selbst geschrieben, teilt der Rezensent mit. Dabei komme es zu mancher Übertreibung, wie bei der Beschwörung der Bedrohlichkeit des "Wank"-Virus, und auch Dreyfus' Sicht auf den illegalen Datenklau als besondere Form der "Kreativität" kann Borchers nicht teilen. Nichtsdestotrotz hat er den Kernroman, der den Text von 1997 unverändert gelassen hat, mit Spannung gelesen, wie er betont.
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