Bohumil Hrabal

Allzu laute Einsamkeit und andere Texte

Cover: Allzu laute Einsamkeit und andere Texte
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), Stuttgart 2003
ISBN 9783421052476
Gebunden, 191 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Tschechischen von Peter Sacher. Mit Beiträgen von Peter Demetz und Susanna Roth. In einer Altpapiersammelstelle bündelt Bohumil Hrabal (1914-1997) Bücher, die zum Einstampfen bestimmt sind, weil sich niemand für sie interessiert - oder weil die Zensur es so will. Aber "die Inquisitoren der ganzen Welt verbrennen die Bücher vergebens, und wenn die Bücher Gültiges enthalten, hört man sie im Feuer leise lachen". Die Erfahrung der Wirklichkeit hat ihn zu der Erkenntnis gebracht, dass die Wahrheit, wenn überhaupt, nur in der Kunst zu finden sei. Komisch und sarkastisch, lebensprall und voller melancholischer Skepsis verflicht Hrabal Erlebtes und Erdachtes. Hrabal hat dem Text eine Hommage an Franz Kafka beigefügt, dem er sich ebenso wie dem großen Humoristen Jaroslav Hacek nahe fühlte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.07.2003

Burkhard Müller bewundert die Figuren von Bohumil Hrabal: Sie "sind von einem freundlichen Wahnsinn umfangen, der sie zu der schier unmöglichen Leistung befähigt, die subordinierte Stellung, in der sie ihr Dasein hinbringen müssen, als Glück zu erleben". So auch der Ich-Erzähler der Geschichte "Allzu laute Einsamkeit", der in einem stinkenden Keller eine Altpapierpresse bediene. Der Keller befinde sich direkt über der Kloake, berichtet Müller und identifiziert neben dem Papier die "Scheiße" als zweites beherrschendes Motiv des Buches: "Sie ist die hämische Verleumderin der Würde und die Vereitlerin des Glücks." Müller erzählt weiter, dass der Ich-Erzähler dieser kleinen Hölle weder mit Verzweiflung noch Zynismus begegne, sondern mit der Fähigkeit, dem "Akt der Vernichtung die Schönheit des Opfers zu entbinden". Aber auch die Liebe hat sich in Müllers Augen ein Ritual erfunden, um sich Ausdruck zu verschaffen: Bei der Vorbereitung der zusammenzupressenden Blöcke lege der Packer stets ein aufgeschlagenes Buch in die Mitte - "wie auf einem Altar", findet unser Rezensent. Die deutsche Verlagsanstalt erhält ein dickes Lob dafür, Hrabals Buch als einen von 33 Bänden in ihre "Tschechischen Bibliothek" aufgenommen zu haben. Die Hinzufügung kleinerer Texte findet Müller "etwas willkürlich, aber aufschlussreich" - so seien im "Leitfaden eines Baflerlehrlings" die Stellen kenntlich gemacht, die der stalinistischen Zensur zum Opfer gefallen waren.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.05.2003

Adam Olschewski kommt richtig ins Schwärmen angesichts der Wiederveröffentlichung der "besten Geschichten" des Tschechen Bohumil Hrabal: So wie die titelgebende Kurzgeschichte jetzt vorlieg, versichtert Olschewski, "ist sie die schönste Eintrittskarte zu Hrabal, die man sich wünschen kann". Als Bonus obendrauf gibt es "zwei Gespräche, die seine Weltsicht - freiwillig eingekeilt zwischen Wirtshaus und Nietzsche - erläutern" und noch weitere Texte, die einen Blick auf das Leben des Pager Autors erlauben. Diese Einblicke sind in Hrabals Fall nach Meinung des Rezensenten besonders spannend, weil kaum einer so lebensnah und authentisch und dabei parabelhaft wie der Autor geschrieben hat: "Es gibt bei ihm keinen Satz, das darf man getrost behaupten, der nicht dem Leben entnommen wäre; alles atmet und schwitzt und pulsiert."

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