Davide Longo

Der Steingänger

Roman
Cover: Der Steingänger
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783803132086
Gebunden, 172 Seiten, 17,50 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Suse Vetterlein. In den Bergen Piemonts sind die Menschen von einer unsichtbaren Naturgewalt bestimmt. Eine explosive Stille umgibt die Dorfbewohner. Sie hüten ein Geheimnis, doch Cesare, der Steingänger, kommt der Wahrheit gefährlich nahe. Unabänderlich wie der Zyklus der Jahreszeiten scheint das Schicksal der Menschen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.05.2007

Nur auf den ersten Blick ist David Longos Roman "Steingänger", in dem der ehemalige Schleuser Cesare seinen früheren Mitstreiter Fausto tot auffindet und sich in der Folge auf die Suche nach dem Mörder macht, ein Krimi, betont Elke Buhr. Sie begeistert vor allem die feinfühlige Darstellung des Piemont und seiner wortkargen Bewohner, denen er, ohne dass er psychologisch in sie eindringen würde, dennoch Kontur und Lebendigkeit verleiht, wie sie lobt. Bewunderung erntet der italienische Autor auch, weil er die Themen Migration und Schleuser in ihrer Komplexität in seinem Roman zu entfalten weiß, ohne ihn zu überfrachten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.05.2007

Endlich mal ein Stück relevanter Literatur aus Italien, freut sich Rezensent Franz Haas über einen zudem vortrefflich übersetzten Roman. Davide Longo erzähle von einem fünfzigjährigen Grenzschlepper und Schmuggler Cesare in einem Bergdorf, der seinen Patensohn ins Metier einführt, aber dann tot auffindet. Mit einer "raffinierten" Methode des Verschweigens, so der Rezensent, erzähle der Autor einerseits von Cesares kriminalistischer Recherche nach den Mördern, aber andererseits und eigentlich gehe es weniger um den Kriminalfall als um die Atmosphäre und das "Beziehungsgeflecht" im Bergdorf. Beides beschreibe der Autor "präzise, trocken und ein wenig melancholisch" und erinnere damit an den Neorealismus von Cesare Pavese. Nicht die Mafia, nicht die immer wieder auftauchenden Zigeuner haben den Patensohn umgebracht, bekommt Cesare schließlich heraus, sondern eine ganz banale Geschichte war sein Verhängnis. Mit dem Thema Grenzschlepper, merkt der Rezensent an, behandele Davide Longo en passant auch das hochaktuelle Thema der Flüchtlinge, deren Auftreten in Cesares Bergwelt mit dem bei Longo üblichen "feinen Gehör" für Wörter beschrieben werde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.04.2007

So etwas habe die italienische Literatur schon lange nicht mehr geboten, einen regional verankerten und gleichzeitig modernen Roman, der sowohl anspruchsvoll als auch spannend sei. Rezensentin Maike Albath ist rundum glücklich und verzeiht gerne "kleinere Schwächen". Davide Longo sei es gelungen, die Atmosphäre der piemonteser Bergwelt in Sprache zu verwandeln. Als Leser sei man schon nach wenigen Seiten von der "Gegenwärtigkeit" dieser Landschaft und ihrer Bewohner gefangen. Nur jemand, der wie David Longo hier aufgewachsen sei, könne mit dieser Kraft und Einfachheit eine solche Geschichte eines ehemaligen Schmugglers an der französischen Grenze erzählen. Zu Beginn des Romans entdeckt der fünfzigjährige Held Cesare die Leiche seines Patenkindes Fausto, mit dessen 'moderner' Schleusertätigkeit für Illegale er nichts mehr zu tun haben wollte. Bemerkenswert aus Sicht der Rezensentin sei die "archaische" Selbstverständlichkeit, mit der Cesare dennoch die Arbeit Faustos zu Ende führe und gleichzeitig den Mordfall löse. Keinen Geringeren als Cesare Pavese zitiert die Rezensentin als Vergleichsmaßstab, wie jetzt Davide Longo habe er aus der spezifischen Quelle der italienischen Literatur geschöpft, aus dem Regionalen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.03.2007

Rezensent Winfried Wehle zeigt sich sehr beeindruckt von Davide Longos Roman über ein Verbrechen in den Bergen Piemonts. Dem Buch geht es seines Erachtens allerdings nur vordergründig um den Kriminalfall. Eigentliches Thema des Buchs ist in seinen Augen der narrative Raum der Grenzen, der inneren wie äußeren, und so spielt der Roman auch in Bergen Piemonts, an der Grenze zu Frankreich. Er bescheinigt dem Autor, diesen narrativen Ort mit einer "bemerkenswerten und durchdringenden Schreibweise" zu erschließen. Dabei erweist er sich für Wehle als Meister in der "Kunst des Verschweigens". Diese wirke vor allem durch das, wie sie etwas nicht sage. So vergleicht er den Roman mit einem "sensiblen Dokumentarfilm", der zeige, aber sich selbst kaum deutet".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.03.2007

Sehr gute Noten gibt Rezensentin Silja Ukena diesem Roman, dessen Autor sie zu jenen jungen Italienern zählt, die Italiens Literatur nach einer "Phase längerer Enttäuschung" nun wieder interessant machen. Die Geschichte spielt ihren Informationen zufolge in einem abgelegenen Tal im Piemont. Es geht um den Mord an einem Schleuser afrikanischer Flüchtlinge, dessen Tod von seinem alten Paten aufgeklärt wird. Davide Longo gelingt aus Sicht der Rezensentin der schwierige Balanceakt, einerseits tief in die karge und höchst eigene Provinzwelt Italiens einzutauchen und dabei doch höchst welthaltige Literatur zu schreiben.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.03.2007

Irene Grüter ist ganz berauscht von der "grobkörnigen" Sprache und der Beschreibungskunst David Longos. Als "satt und griffig" bis ins Detail bezeichnet sie das Buch, die Fähigkeiten des Autors scheinen ihr den Figuren und der kontrastreichen Bergwelt-Kulisse angepasst wie ein alter Wanderstiefel. Beim Zusammenfügen der Plotteile stellt sie zwar fest, dass Longo nicht den klassischen Krimi geschrieben hat, die psychologische Erforschung des Flüchlingsschleusers Cesare aber findet sie gleichfalls spannend. Grüter hofft auf mehr von diesem, wie sie weiß, in Italien bereits hoch geschätzten Schriftsteller.

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