Istvan Kemeny

Liebe Unbekannte

Roman
Cover: Liebe Unbekannte
Braumüller Verlag, Wien 2013
ISBN 9783992000982
Gebunden, 750 Seiten, 28,90 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von Timea Tanko. Ungarn in den 1970er- und 80er-Jahren: Zeitgeschichte, die die Zeit vergessen hat. Einer der einflussreichsten ungarischen Gegenwartsautoren zeichnet das Porträt einer Generation. Tamás Krizsán, Ich-Erzähler, ist in der sogenannten "Ära Kádár", der despektierlich "Gulaschkommunismus" genannten Epoche, aufgewachsen. Sich selbst im Hintergrund haltend, erweckt er im Rückblick die Menschen, die ihn damals umgaben, deren Schicksale und Geschichten zum Leben. Da ist zum Beispiel Emma, Krizsáns ewige Jugendliebe, die ihr Leben lang von einer gruseligen Kindergeschichte verfolgt wird. Oder ihr Großvater, der die königliche Bibliothek von Buda leitet, in der Krizsán in seiner Studienzeit arbeitet: Dort tummelt sich eine bunte Schar regimetreuer Professoren und aufrührerischer Studenten, da brodelt es, da formieren sich jene Bewegungen, die 1989 auch in Ungarn zum Ende des Sozialismus beitragen sollen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.04.2014

Eines der besten Bücher der letzten Jahre hat Jörg Plath mit István Kemény "Liebe Unbekannte" gelesen. Das liegt an Timea Tankos "pfiffiger" Übersetzung dieses ersten ins Deutsche übertragenen Buches des Ungarn, vor allem aber an Kemenys Unentschlossenheit zwischen den Genres. Ist es ein Familien-, Liebes-, Zeit- oder Gesellschaftsroman? Plath kümmert es nicht weiter. Stattdessen erfreut er sich an 876 kurzweiligen Seiten, auf denen der Autor das Budapest der bleiernen 80er zeichnet, als die Sehnsucht der Menschen keinen anderen Kanal als den des Fantastischen hatte. Und fantastisch geht es zu, meint Plath, in der Budaer Burgbibliothek, dem Tummelplatz der liebevoll gezeichneten Figuren. Die quecksilbrige Beweglichkeit des Textes, seine Ironie und der souveräne Umgang des Autors mit Zeit- und Bedeutungsebenen machen es Plath leicht, den Roman zu mögen.

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