Wolfgang Engler

Unerhörte Freiheit

Arbeit und Bildung in Zukunft
Cover: Unerhörte Freiheit
Aufbau Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783351026561
Gebunden, 174 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

Wolfgang Engler führt erstmals die Debatten über ein bedingungsloses Grundeinkommen und über Sinn und Zukunft der Bildung zusammen. Seine These: Ohne ernsthafte Bildungsbemühungen kein Grundeinkommen, kein ungeschmälertes Recht auf Leben ohne Arbeit. Mit provokanten Thesen greift Wolfgang Engler in die aktuelle Debatte über Sinn und Zukunft des Sozialstaates ein. Im Gegensatz zu den Befürwortern eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle erklärt er: Die Menschen müssen erst lernen, sich selbst zu motivieren und zu regieren, und die Gesellschaft muss ihnen die Möglichkeit dazu bieten. Durch Bildung kann es gelingen, dem Dasein Sinn und Halt zu geben, wenn der Lebensrhythmus nicht mehr von der Lohnarbeit bestimmt wird. Nur dann bleiben die Risiken der Freiheit für den Einzelnen wie für die Gesellschaft kalkulierbar, Menschenwürde und Bürgerrechte gewahrt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.02.2008

Überwiegend positiv äußert sich Lutz Lichtenberger über Wolfgang Englers Buch "Unerhörte Freiheit", Nachfolger seines 2005 erschienen Bands "Bürger, ohne Arbeit", in dem der Soziologe für ein bedingungsloses Grundeinkommen plädiert hatte. Der Rezensent betrachtet vorliegendes Werk als kluge Fortführung von Englers Überlegungen zum Grundeinkommen, als Antwort auf die Kritiker sowie als Klärung diverser Missverständnisse von Gegnern und Befürwortern. Einen zentralen neuen Ansatzpunkt sieht er in der Verbindung von Grundeinkommen und Bildung, in der Idee, einen Schulabschluss zur Voraussetzung des Bezugs eines Grundeinkommen zu machen. Das hält Lichtenberger für diskussionswürdig, auch wenn ihm viele andere Überlegungen Englers durchaus einleuchten. Die Frage nach Wert und Bedeutung von Bildung, "jenseits der Entwicklung von Produktivkräften", hält er dennoch für angebracht. Zudem schätzt er das Buch als Gegengift zur fatalistischen Ansicht, die Globalisierung sei ein Naturgesetz, gegen das man machtlos sei.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.12.2007

Bei der Demontage der eigenen Utopie beobachtet Rezensent Warnfried Dettling den Kultursoziologen und Rektor der "Ernst Busch"-Schauspielschule Wolfgang Engler, dessen Thema das würdige Leben ohne Arbeit ist und der in früheren Schriften ein "bedingungsloses Grundeinkommen" gefordert hatte. In "Unerhörte Freiheit" entfaltet Wolfgang Engler nun, wie der Rezensent leicht "irritiert" zusammenfasst, "Bedingungen für sein bedingungsloses Grundeinkommen", und zwar die durch Schulabschlüsse zu belegenden Bildungsanstrengungen als Voraussetzung für das Bürgergeld. Damit aber seien gerade Gruppen benachteiligt, die das Grundeinkommen besonders nötig haben, findet der Rezensent. Außerdem müsse festgehalten werden, dass man Menschen nicht unbedingt etwas Gutes tue, wenn man sie vom Arbeiten abhalte, und eine Solidarität, in der die einen für die anderen arbeiteten, nicht unproblematisch sei.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.11.2007

Wolfgang Englers leidenschaftliches Plädoyer für ein bedingungsloses Grundeinkommen erscheint Christine Pries recht anregend. Der groß angelegte Rundumschlag des Autors, seine fundamentale Kritik der gesellschaftlichen Fixierung auf die (Erwerbs-)Arbeit wirkt auf sie allerdings ambivalent: einerseits reizvoll und sympathisch, andererseits aber problematisch. Vor allem Englers Beschreibung aktueller Missstände hält sie für zutreffend. Bei seinen mit großer Rhetorik dargestellten Ideen zur Überwindung dieser Missstände beschleichen sie allerdings erhebliche Zweifel, vieles klingt für sie schlicht "utopisch". Gerade die Frage nach der Finanzierung seiner Ideen hätte sie brennend interessiert. Zu ihrem Bedauern bleibt Engler in diesem Punkt ziemlich vage. Angesichts der Vehemenz seiner Attacken gibt sie sich hier nicht damit zufrieden, dass er einräumt, im Rahmen der vorliegenden kleinen Schrift könnten solche Fragen nicht "seriös beantwortet werden". Ihr Fazit: "Etwas genauer hätte man es schon gerne gewusst".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2007

Joachim Güntner muss Wolfgang Engler zu seinem Bedauern Unstimmigkeiten in der Argumentation nachweisen. Gerne würde er die "schönen Aussichten" genießen, die der in Berlin lehrende Soziologe im vorliegenden Konzentrat seines vor zwei Jahren präsentierten umfangreicheren Werks anbietet. Die generelle Idee eines Grundeinkommens findet Güntner nicht schlecht, die Realisierung kann er sich aber nur mehr schlecht vorstellen, jedenfalls nicht im Sinne von Englers "generösem, radikalem, kategorischem" Imperativ im essayistischen Teil des Buches. Dort postuliere Engler das Grundeinkommen als unbedingtes Menschenrecht, stelle an anderer Stelle dann aber plötzlich Bedingungen. Damit das Grundeinkommen nicht missbraucht wird, soll es eine Unterhaltspflicht nur geben, referiert Güntner, wenn das Gesellschaftsmitglied sein Leben auf "gute Arbeit" gründen möchte und außerdem "Bildungsanstrengungen" vorzeigt. Das klingt für Güntner nun aber mehr nach Prämie. Bloß wage der Autor das nicht auszusprechen, was Güntner ihm übel nimmt.