Paul Celan, Gisela Dischner

Wie aus weiter Ferne zu Dir

Briefwechsel Paul Celans - Gisela Dischner
Cover: Wie aus weiter Ferne zu Dir
Suhrkamp Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783518423387
Gebunden, 280 Seiten, 26,95 EUR

Klappentext

Mit einem Brief von Gisèle Celan-Lestrange In Verbindung mit Gisela Dischner, herausgegeben und kommentiert von Barbara Wiedemann. Mit einem Erinnerungstext von Gisela Dischner. Als sie sich 1964 in Paris kennenlernen, ist die Studentin Gisela Dischner 24 Jahre alt, Paul Celan 43. Für Paul Celan wird sie die jüngste seiner wichtigen Briefpartnerinnen, die Vertreterin einer neuen Generation. Den Nationalsozialismus und den Krieg hat sie nicht mehr bewusst erlebt. Sie studiert bei Adorno und Habermas, steht politisch weit links. Es ist die Zeit der Notstandsgesetzgebung, der Großen Koalition, des ersten Vietnam-Kongresses. Viele politische Zeitereignisse nimmt Celan entschieden anders wahr als seine Briefpartnerin: so den Pariser Mai 1968, bei dem er die Antisemitismen der Aufständischen schärfer beleuchtet, so den Sechstagekrieg, bei dem die unterschiedlichen "Neigungswinkel" deutlich werden. Auch über Literatur, Malerei und Musik tauschen sie sich aus: einander bereichernd so gut wie kontrovers. Allen Differenzen zum Trotz kommt es zu vorübergehendem Schweigen, nie aber zum Bruch. Das Verhältnis der 121 brieflichen Dokumente ist das unausgewogenste aller Celan-Korrespondenzen. Seine Fortsetzung hat der schriftliche Austausch in zehn, elf Begegnungen oder im Telefonat erfahren. Ein reichhaltiger Kommentar und ein Erinnerungstext erschließen das unausgesprochene 'Dazwischen' dieses Briefwechsels.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.03.2013

Das Verhältnis ist nicht von Dauer, berichtet Emmanuelle Vaniet, die diesen schmalen Briefwechsel mit gemischten Gefühlen gelesen hat. Die beiden haben sich 1964 kennengelernt, hatten womöglich eine Affäre, die nur kurz andauerte. Vieles lässt der Briefwechsel offen, manche Briefe scheinen vernichtet, so die Rezensentin weiter. Und auch über die übrigen Briefe meint Vaniet: Sie hatten sich nicht allzu viel zu sagen. Interessant findet sie den Briefwechsel dann aber doch - vor allem weil Dischner Celan, der wegen mangelnder Anerkennung und Plagiatsaffäre deprimiert war, stets verteidigte und ihn auch wieder mit Erich Fried und Adorno zusammenbrachte. Abschließend zitiert die Rezensentin aus Dischners letztem Brief, der nach Celans Selbstmord an seine Frau ging.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.10.2012

Auch wenn die zahlreichen literarischen und erotischen Kontakte Paul Celans inzwischen weitgehend bekannt sind, hat dieser, nun unter dem Titel "Wie aus weiter Ferne zu Dir" erschienene Briefwechsel zwischen dem Dichter und der jungen deutschen Studentin Gisela Dischner Rezensentin Ursula März überrascht. Der Reiz des Briefwechsels aus den Jahren 1964 bis 1970 liegt für die Kritikerin insbesondere in den trotz des Altersunterschiedes und des Prestigegefälles auf Augenhöhe geführten Gesprächen zwischen Celan und der linken, feministischen Germanistik-Studentin. Mit großem Interesse liest März nicht nur die vielfältigen Lektürehinweise und Interpretationen der beiden, sondern auch ihre Einschätzungen zu den politisch brisanten Ereignissen der Jahre 1967 und 1968. Als persönliches Dokument ist der Briefwechsel hingegen wenig ergiebig, berichtet die Rezensentin, die bei Celan eine stets gewahrte Distanz beobachtet.