Anne Weber

August

Ein bürgerliches Puppentrauerspiel
Cover: August
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011
ISBN 9783100910615
Gebunden, 160 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

Sohn eines berühmten Vaters, Sohn einer nicht standesgemäßen Mutter - August von Goethe entkommt den Familienschatten nicht, reibt sich auf und geht schließlich daran zugrunde: Ein blasser Junge, der den eigenen Weg, das eigene Leben nicht findet. Anne Weber wählt die Form eines Theaters im Kopf, um die Existenz eines ewigen Sohnes und sein Ringen um Selbständigkeit als Ausweg in die Freiheit literarische vielstimmig und eindringlich darzustellen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.08.2011

Schon Anne Webers Einfall, die Geschichte des zeitlebens an den Fäden seines berühmten Vaters und der Weimarer Gesellschaft zappelnden August von Goethes als Puppenspiel zu gestalten, findet Martin Zingg schlechterdings grandios. Der Rezensent lobt nachdrücklich, wie versiert die Autorin mit den Möglichkeiten des historischen Genres umgeht und wie gewandt sie es zugleich umgeht, die ziemlich ferne Goethezeit bloß "nachzustellen". Auch wie die Zeitebenen verschwimmen, indem Weber ihre Figuren zwar historisch sprechen und handeln lässt, sie aber mit modernen Medien wie Fernsehinterview oder Paparazzi ins Visier nimmt, hat Zingg amüsiert und fasziniert. Und nicht zuletzt gibt die Autorin mit Witz und Ironie einer Figur den Namen zurück, der selbst auf seinem Grabstein immer nur als "Sohn" gesehen wurde, stellt der Rezensent eingenommen fest.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.06.2011

Den Autor Goethe sen. vermisst Rezensent Lothar Müller in diesem Puppentrauerspiel, das mit dem Tod August Goethes in Rom endet. Ansonsten aber scheint ihm die Autorin mit ihrer Wahl des Genres und der Umsetzung der Geschichte um den dummen August durchaus richtig zu liegen. Nicht nur weil Müller dem armen Goethe-Sohn den Trotz gönnt, den die Autorin ihm hier zugesteht im Kampf gegen die zänkische Weimarer Gesellschaft und die Übermacht des Vaters. Auch die Gesangseinlagen gefallen ihm, und wie Anne Weber manchmal das Format der Homestory streift, dann aber doch verbürgte Szenen einflicht. Wie der Vater diesen Sohn literarisch einzuordnen wusste - als Opfer der Dämonen -, muss Müller sich einstweilen hinzudichten.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.04.2011

Jutta Person findet es an der Zeit, mal grundsätzlich über die "Idee der Größe" nachzudenken. Denn Anne Weber begibt sich mit ihrem Buch über Goethes tragischen Sohn August auf die Spur zu diesem generellen Drama vom Sohn im Schatten des genialen Vaters, aber ganz zu fassen bekommt sie es Person zufolge nicht. Weber lässt als Puppenspielerin den armen August, der als "Goethe filius" in Rom sein trauriges Ende nahm, seinem Schicksal entgegenzappeln, immer changierend zwischen "freundlichem Mitleid und aufgekratzten Witz". Natürlich wurde für Person das Tragische im Komischen sichtbar, aber dann kam sie sich mitunter vor wie beim "Armen Schwarzen Kater", wo Komik und Tragik keine Abgründe zeigen, sondern ein Kinderspiel.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.04.2011

Mit sichtlichem Vergnügen hat Rezensentin Judith von Sternburg dieses Buch von Anne Weber gelesen, die darin aus der tragischen Geschichte von Goethes Sohn August ein sehr komisches, sehr böses Puppentrauerspiel gemacht habe. Sternburg macht dabei ganz klar: Weber legt keinerlei Ehrgeiz darin, etwas Neues zum Leben des tragischen August beizutragen, nicht einmal Würde verleiht sie ihm. Im Gegenteil: Auf dieser Puppenbühne wird alles Große klein, meint Sternburg, nur das Böse bleibe böse.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.03.2011

Der Mann war ein August, wie er im Buche steht. So ist es überliefert. Rezensentin Sabine Doering aber möchte das so nicht stehenlassen. Schon gar nicht einverstanden ist sie mit Anne Webers etwas erzwungen erscheinendem Lesedrama um den glücklosen Goethesohn. Dass Weber die bekannten Peinlichkeiten auskostet, und zugleich Anteilnahme am Leben Augusts zu wecken versucht, so Doering, ist das eine. Dass sie es jedoch mit nur geringem dramatischem Sachverstand tut und ihr Puppentrauerspiel eher einem zotigen, recht disparaten Szenenreigen gleicht, als einem kohärenten Stück, nimmt der Rezensentin die Freude auch an den wenigen gelungenen Szenen. Dies und den öden Knittelvers, meint sie, hat nicht mal der dumme August verdient.
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