Andreas Marneros

Blinde Gewalt

Rechtsradikale Gewalttäter und ihre zufälligen Opfer
Cover: Blinde Gewalt
Scherz Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783502150121
Gebunden, 224 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Dummheit, emotionale Armut und mangelnde Zukunftsaussichten - das ergibt eine gefährliches, explosives Gemisch. Dies belegen die Psychogramme rechtsradikaler Gewälttäter und ihrer brutalen Verbrechen, die der Psychiater Andreas Marneros hier vorlegt. Wie wichtig Bildung und die Möglichkeit, an eine Zukunft zu glauben, nicht nur für den einzelnen, sondern für die ganze Gesellschaft sind, beweisen diese erschütternden Protokolle dumpfer, gleichgültiger Gewalt. Eine Gewalt, die sich wahllos nicht nur gegen Ausländer, sondern auch gegen Deutsche und sogar die eigenen "Freunde" richtet.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.06.2005

Nicht wirklich überzeugt zeigt sich Rezensentin Astrid Geisler von Andreas Marneros' Gesprächsband "Blinde Gewalt". Wie sie berichtet, sucht der Gerichtsgutachter und Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uni Halle zu zeigen, dass rechtsradikale Totschläger im Grunde unpolitische Gewalttäter sind. Dazu analysiere er zehn Verbrechen, bei denen sich die Täter keine Ausländer, sondern Deutsche als Opfer wählten. Geisler hebt hervor: "Die wiedergegebenen Dialoge sprechen für sich". Die oft minderjährigen Rechtsradikalen könnten nicht mal Ansätze der Nazi-Ideologie wiedergeben, von Hintergrundwissen ganz zu schweigen. Marneros um biografische Schilderungen ergänzte Gesprächsprotokolle bieten laut Geisler "verstörende Einblicke in das Milieu der rechtsextremen Schlägervorhut". Zu ihrem Bedauern belässt es Marneros nicht bei diesen Psychogrammen, sondern mixe dazwischen ein "merkwürdiges Irgendwas aus gefühligen Appellen, persönlichen Briefwechseln mit KZ-Überlebenden und bildungshuberischen Ausflügen in die griechische Mythologie oder zu Oscar Wilde." Das findet Geisler "enttäuschend", da man den Platz bestens anders hätte füllen können. So vermisst sie nicht nur eine Auseinandersetzung mit der regionalen Herkunft der Täter, sondern auch ein Eingehen auf Forschungsergebnisse.