Muriel Spark

Der letzte Schliff

Roman
Cover: Der letzte Schliff
Diogenes Verlag, Zürich 2005
ISBN 9783257064759
Gebunden, 224 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Was sich in den Klassenzimmern eines Internats am Genfersee abspielt, ist äußerst lehrreich. Aber nicht immer lehrplangemäß. Der letzte Schliff: eine moderne Schulgeschichte, ein amouröser Clinch zweier Jungautoren, eine Mordgeschichte. Ein obsessiver Reigen, in dem nicht nur wichtig ist, wer mit wem schlief, sondern wer wem wie an den Kragen will.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.01.2006

Als Auftakt für seine eigene Lobpreisung der 87-jährigen Muriel Spark zitiert Rezensent Thomas David einen blutjungen englischen Autor als Zeuge ihrer Modernität. Aus Sicht des Rezensenten ist Muriel Spark nämlich eine verkannte Autorin, sofern sie als realistische Mainstreamschriftstellerin wahrgenommen werde. "Der letzte Schliff" zeige dagegen erneut eine Haltung, die jeder herkömmlichen psychologischen Motivierung die kalte Schulter zeige und in einer dem Nouveau Roman verbundenen Weise "das Imaginäre" zum Inhalt wie auch zur Form werden lasse. In einer Privatschule am Genfersee zeige Spark einen Lehrer bei seiner Arbeit, wie er junge Menschen aus besserem Hause ins kreative Schreiben einführe und gleichzeitig vom Erfolg seines eigenen Buches träume. Zunächst noch realistisch plausibel beschreibe die Autorin eine Konkurrenzsituation zu einem begabten Schüler, die zuletzt in einer völlig unrealistischen Verlobung der Rivalen ende. Der Rezensent fühlt sich bei solcher Art der Regieführung an Comics und absurdes Theater erinnert und konstatiert, ist es auch "Irrwitz", so hat es doch Methode. Muriel Spark stehe eben nicht in der Tradition realistischen Erzählens, wie man ihr fälschlicherweise nachsage, betont der Rezensent ein ums andere Mal, und auch dieser schon im Titel als letztes Werk betitelte Roman zeige Sparks Mut zur "Kunst" und zum "Wagemut" in der Literatur. Immer noch sei die Autorin konsequent "eigenwillig" und "rätselhaft", und ihr vorerst letzter Roman ein "kleines Juwel" auf einem "langen Faden" von nun zweiundzwanzig Büchern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.07.2005

"Spannung bis zur letzten Seite" hat Rezensentin Maria Frise empfunden, und zwar trotz der "durchsichtigen Einfälle" und einer Handlung, die ihr "dünn und konstruiert" erscheint. Von Muriel Spark fühlt sich die Rezensentin einmal mehr "gut unterhalten". Allerdings nicht ganz auf gewohntem Niveau. Wie Muriel Spark es liebe, sei das Ambiente auch in diesem Roman exklusiv. Ort des Geschehens ist eine Pension am Genfer See, im Zentrum steht der Konflikt zwischen einem hochbegabten Jugendlichen und seinem Lehrer: Während der junge Chris gerade einen historischen Roman verfasst, ist der Lehrer beim Schreiben seines eigenen Buchs in eine Sackgasse geraten. Im Verlauf dieser, von der Rezensentin "alles andere als schwergewichtig" empfundenen Handlung sieht sie sich mit Diskussionen über den Sinn des Schreibens, Schreibhemmungen, der Sehnsucht nach Erfolg oder schlicht "erotischem Geplänkel" konfrontiert. Schon "leichthändig" sei das geschrieben, lobt Frise, die in diesem "unverbindlichen" Roman aber die Meisterschaft früherer Jahre vermisst.
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