Marta Kijowska

Krakau

Spaziergang durch eine Dichterstadt
Cover: Krakau
dtv, München 2005
ISBN 9783423244831
Gebunden, 240 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Schriftsteller und ihre Werke hatten in der Geschichte Polens wie in vielen unterdrückten Ländern eine ganz besondere Bedeutung. Sie sind die Stimme des Volkes, sie sind der Kern der Opposition, sie werden geliebt und verehrt wie Könige. Die meisten von ihnen haben in Krakau gelebt oder leben noch dort - Nobelpreisträger, Nationaldichter, das junge intellektuelle Polen, Kulturschaffende aller Couleur. Sie haben sich gegen das Diktat der Ideologie gewehrt, sie wehren sich gegen das Diktat der Ökonomie. Sie tun es mit Humor und Esprit. Das hat eine enorme kulturelle Vielfalt zur Folge, von der sich die vielen Gäste aus Deutschland ebenso bezaubern lassen wie von der Schönheit der Stadt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.02.2006

Geradezu schwärmerisch referiert Rezensent Malte Herwig seine Lesereise durch das Krakau der Schriftsteller, wie es Marta Kijowska in ihrem literarischen Reiseführer ausmalt. In wohl keiner anderen Stadt, schwärmt der Rezensent, habe das "dichterische Wort" einen solch "mystischen Reiz" wie in Krakau. Als Belege verweist er auf den Fin-de-Siecle-Autor Stanislaw Przybyszewski, dessen Name für deutsche Zungen so rätselhaft sei wie seine Bücher dämonisch; oder auf Stanislaw Jerzy Lec, der der kommunistischen Zensur die Wiederauferstehung seines Glaubens an das Wort verdanke. Überhaupt der Glaube, er spukt, glaubt man Rezensent und Autorin, durch alle Gassen Krakaus, mal in Gestalt des Kardinals Wojtyla oder dank eines Alfred Döblin, der in den zwanziger Jahren "voller Faszination" das alte Judenviertel Kazimierz erkundet habe. Das heute seine traurige Renaissance dank eines weltweiten "Spielberg-Tourismus" auf den Spuren des Films "Schindlers Liste" erlebe. Viele Dichternamen, so der Rezensent, seien alte Bekannte, aber noch mehr gebe es zu entdecken. Als glaubhaften Beweis von Krakaus literarischem "Zauber" zitiert er eine amerikanische Journalistin, die ihre Eindrücke als eine Art "Wunder" verstehe, ohne ein einziges polnisches Wort zu verstehen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.12.2005

Ulrich M. Schmid empfiehlt, sich auf keinen Fall mit einem gewöhnlichen Reiseführer in das über eine "unverwechselbare literarische Identität" verfügende Krakau zu begeben, sondern sich lieber mit diesem "äußerst lesenswerten" Band von Marta Kijowska über die literarischen Strömungen und Persönlichkeiten der polnischen Stadt zu informieren. In seiner Kritik zeichnet der Rezensent zunächst ein düsteres Bild von Krakaus Dichtern, indem er die Selbstmörder Georg Trakl oder Stanislaw Witkacy in den Vordergrund stellt. Dann betont er das "katholische Element", das in Krakau bis heute eine wichtige Rolle spielt. Aber nicht nur der "ernsten und spirituellen Stadt" trägt Schmid in seiner Rezension Rechnung, sondern er weist auch auf die komischen Seiten hin, die sich in dramatischen Werken beispielsweise von Konstanty Galczynski oder Slawomir Mrozek zeigen. Dies alles scheint er Kijowskas Buch entnommen zu haben, das er demnach mit Gewinn gelesen hat, auch wenn er nicht mehr direkt darauf zu sprechen kommt.