Patrick Wagner

Bauern, Junker und Beamte

Lokale Herrschaft und Partizipation im Ostelbien des 19. Jahrhunderts
Cover: Bauern, Junker und Beamte
Wallstein Verlag, Göttingen 2005
ISBN 9783892449461
Gebunden, 623 Seiten, 54,00 EUR

Klappentext

Das vorherrschende Bild vom ländlichen Ostelbien um 1900 ist schlicht: Hier sei es den adligen Großgrundbesitzern - den Junkern - gelungen, eine vormoderne, auf traditioneller Fügsamkeit der Landbevölkerung gegründete Herrschaft aufrechtzuerhalten. Und auf dieser ebenso anachronistischen wie soliden Basis hätten die Junker Deutschlands Weg in die Moderne unheilvoll gehemmt. Patrick Wagner revidiert dieses Bild, indem er die Geschichte lokaler Machteliten in Schlesien, Ost- und Westpreußen zwischen 1830 und 1910 rekonstruiert. Es zeigt sich, daß die Strukturen und Praktiken von Herrschaft, die Zusammensetzung der örtlichen Eliten und die Formen ihrer Kommunikation mit der Zentralmacht während des 19.Jahrhunderts einen Transformationsprozeß durchliefen. Zu Beginn des Kaiserreichs war die Bereitschaft der Bauern, sich den Führungsansprüchen der Junker zu fügen, längst geschwunden. Doch weder die Bauernschaft noch das Bürgertum der Landstädte konnten sich als entscheidender Machtfaktor etablieren. Vielmehr eroberte ab 1870 die Bürokratie ein deutliches Übergewicht gegenüber den lokalen Eliten. Eine Schlüsselrolle kam dabei den meist ortsfremden Landräten zu: Sie vermittelten die Kommunikation zwischen lokaler Gesellschaft und Staat und führten das ländliche Ostelbien auf einen spezifischen Weg in die Moderne.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.01.2006

Marcus Funck ist ganz angetan davon, wie Patrick Wagner in seiner Habilitationsschrift über Ostelbien darstellt, wie "Bauern, Junker und Beamte" im Laufe einer verordneten Bürokratisierung, mit der der Staat den Einfluss der alten landaristokratischen Herrschaftsordnung beschneiden wollte, zu einer "adlig-bürgerlichen Machtelite" verschmolzen. Es gelinge dem Autor aufzuzeigen, dass Ostelbien weniger ein "wandlungsunfähiger Monolith in der Brandung des Modernisierungsprozesses" war, sondern vielmehr seinen eigenen, "spezifischen Weg" in die Moderne fand. Die Bürokratisierung, die Verstaatlichung gelangen nur dort, wo die Interessen der alten Großgrundbesitzer ähnlich gelagert waren. Am Ende kristallisierte sich - gestützt von ostelbischen "Geselligkeitskreisen" und "Studien- und Regimentskameraderien" - in den tonangebenden Schichten ein "gemeinsamer Habitus" heraus, eine fest "konservative Grundeinstellung". So gelang es den Junkern schließlich auch über die Strukturreformen hinaus, ihre Interessen zu sichern und ihren Einfluss zu bewahren.
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