Spätaffäre

Finde eine ungekennzeichnete Tür. Klopfe.

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20.02.2014. Arte zeigt Céline Sciammas preisgekrönten Film "Tomboy". In der BBC diskutieren Terry Eagleton, Peter Watson, Roger Scruton und Elaine Storkey über Atheismus und Glauben. Forbes erzählt das Märchen von Jan Koum und seiner 19-Milliarden-Dollar-Erfindung WhatsApp. Und die NYTimes berichtet von einem syrischen Flüchtlingslager in der Türkei.

Für die Augen

Arte bringt Céline Sciammas wunderbaren und behutsam inszenierten Film "Tomboy" über ein 10-jähriges Mädchen, das einen Umzug zum Anlass nimmt, sich seiner neuen Umgebung als Junge auszugeben. Hier unsere Kinokritik. (79 Min.)

Auf archive.org findet sich die vierteilige Doku-Serie "The Century of the Self", in der Adam Curtis anhand von Archivmaterial den Einfluss der Ideen Sigmund Freuds auf die Entwicklung des Kapitalismus und der Konsumgesellschaft in den USA nachzeichnet. (240 Min.)
Archiv: Für die Augen

Für die Ohren

Ein Radiogespräch bei der BBC: Anlässlich von Terry Eagletons neuem Buch "Culture and the Death of God" und Peter Watsons "The Age of Nothing" sprechen beide Autoren sowie Roger Scruton und Elaine Storkey mit Philip Dodd über Atheismus und Glauben. (45 Min)

Für die radioTexte des Bayerischen Rundfunks liest Jörg Hube aus Alfred Anderschs später autobiografischer Erzählung "Der Vater eines Mörders" über eine Griechischstunde am Wittelsbacher-Gymnasium in München im Mai 1928. Hier zum Nachhören. (55 Min.)
Archiv: Für die Ohren

Für Sinn und Verstand

Parmy Olson erzählt in Forbes die Rags-to-Riches-Story des Ukrainers Jan Koum und seiner 19-Milliarden-Dollar-Erfindung WhatsApp. Obwohl sich der Dienst, der ursprünglich zur Übermittlung von Statusmeldungen - nicht Nachrichten - konzipiert war, nach der Gründung im Jahr 2009 rasant verbreitete, waren die Anfänge doch so hart, wie es sich für ein Startup gehört: "Durch Beziehungen, die sie noch aus ihrer Zeit bei Yahoo hatten, kamen sie an ein paar Büroräume, die das IT-Unternehmen Evernote in einer umgebauten Lagerhalle untervermietete. Sie arbeiteten an billigen Ikea-Tischen und wickelten sich gegen die Kälte in Decken ein. Ein WhatsApp-Schild an der Tür gab es nicht. 'Ihre Anweisungen lautete: Finde das Evernote-Gebäude. Gehe ums Gebäude herum. Finde eine ungekennzeichnete Tür. Klopfe.', erinnert sich Michael Donohue, einer von WhatsApps ersten Programmierern, an sein Vorstellungsgespräch."

Für das Magazin der NYTimes liefert Mac McClelland einen interessanten Bericht aus dem von der türkischen Regierung in Eigenregie betriebenen Flüchtlingslager in Kilis an der Grenze zu Syrien. Das Camp mit 14.000 "Gästen", wie es laut des von der Türkei unterzeichneten Flüchtlingsabkommens von 1951 heißt, ist sauber und ordentlich wie eine Vorortsiedlung. Es verfügt über reichlich Straßenlaternen, Supermarkt, Satellitenfernsehen, Internet, Kindergarten und Spielplätze, die wie von McDonald's hingestellt aussehen. Ein Ort zum Glücklichsein? Die ideale Lösung? Weder noch. Eher noch erleichtern solche Camps die staatliche Kontrolle: "Massive Integrationsprobleme sind der wahre Grund, warum viele Flüchtlinge in den Camps bleiben. Hier wird ihnen geholfen. Allerdings können sie auf andere Weise 'verloren gehen'; sie leben in einem dauernden Zustand der Unsicherheit … Je länger ein Flüchtling in einem Camp bleibt, desto prekärer die psychologische Situation … Andererseits lässt der relative Komfort es weniger dringend erscheinen, nach sinnvollen und nachhaltigen Lösungen zu suchen." Laut besagtem Abkommen soll eine solche Lösung u. a. das Recht auf Arbeit, Obdach, Reisefreiheit und staatliche Fürsorge beinhalten.