Elena Esposito

Die Verbindlichkeit des Vorübergehenden

Paradoxien der Mode
Cover: Die Verbindlichkeit des Vorübergehenden
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783518583906
Kartoniert, 192 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Alessandra Corti. Eine der Eigentümlichkeiten der modernen Gesellschaft ist ihre Neigung, etwas Vorübergehendes als festen Bezugspunkt zu nehmen, und dies gerade im Wissen um seine Flüchtigkeit. Die Mode ist hier exemplarisch: Was "in" ist, beansprucht nicht, schön, vernünftig oder interessant, sondern nur, modisch zu sein. Es gefällt, obwohl oder gerade weil man weiß, dass es bald "out" sein und nicht mehr gefallen wird. Zudem hat man gerade in der Mode den Anspruch, eben kein Modell nachzuahmen, sondern seine eigene Individualität zu bestätigen, obwohl man weiß, dass es alle genauso tun. Man verhält sich so wie die anderen, um anders zu sein und dies öffentlich zu zeigen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.09.2004

Ohne Mode, so kann man die These der italienischen Systemtheoretikern Elena Esposito wohl zuspitzen, kann die moderne Gesellschaft nicht funktionieren. Nur in der vertrackten Zeitlichkeit der Mode nämlich lässt sich Negation als etwas lesen, das Stabilisierung des Sozialen gerade möglich macht. Historisch hat Esposito dabei einen entscheidenden nach-aufklärerischen Wendepunkt ausgemacht, den Übergang vom konversationsversierten "honnête homme" des 18. zum Dandy des 19. Jahrhunderts. Während der Ehrenmann alten Schlags sich - ganz wie sich das Jürgen Habermas bis heute wünscht - dem "Ideal eines zwanglosen Austauschs zwischen freien und gleichen Individuen" gemäß verhält, liebt der Dandy selbstverliebt den Widerspruch zum Gängigen. Und hier kommt die Mode recht, denn sie ist, Saison für Saison, nichts anderes als der selbstverliebte Widerspruch zum Vorjahr, wenn nicht zum Vormonat. Die Rezensentin Bettina Engels ist von der großen Treue der Autorin zum Doktorvater und theoretischen Leitstern Niklas Luhmann durchaus ein wenig genervt. Sie stellt dann aber doch anerkennend fest, dass Esposito mit ihrem dialektischen Verständnis der Mode, die sich beim Schein der Banalität als geradezu "transzendentale" Grundlage der modernen Gesellschaft erweise, über die bisherigen Positionen der Systemtheorie hinausbewegt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.03.2004

Als Träger einer universellen Ordnung in Zeiten beständiger Orientierungslosigkeit sieht die Soziologin Elena Esposito die Mode - und erklärt sie zur lebensbestimmenden Paradoxie, berichtet Ralf Konersmann. Dabei liegt ihren Darstellungen weder eine huldigende noch eine feindselige Einstellung zur Mode zugrunde, versichert unser Rezensent: "Die Banalität der Mode, bestätigt Esposito, ist offenkundig, und doch sei ihre Geltung unabweisbar." Mit ihrer "unprätentiösen Wissenschaftsprosa" gelinge es Esposito, begriffliche Präzision, penible Detailarbeit und sprachliche Eleganz unter einen Hut zu bringen und geradezu "atemberaubend" fand unser Rezensent die "philologische Unbekümmertheit", mit der die Autorin die Genealogie der Mode entwickelt und sie bis zu dem Punkt nachvollzieht, wo in ihr Einzigartigkeit und Konformität zur Deckung kommen. Die Mode vermag es nämlich "der Welt der Kontingenz den Anschein des Zwingenden zu geben." Darin jedenfalls erkennt Konersmann die Hauptthese der Autorin, die mit ihrem Buch klar vor Augen führe, was die Mode ist: "die Lösung des Problems, das wir ohne sie nicht hätten".
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