Alfred Brendel

Ausgerechnet ich

Gespräche mit Martin Meyer
Cover: Ausgerechnet ich
Carl Hanser Verlag, München 2001
ISBN 9783446200012
Gebunden, 376 Seiten, 23,52 EUR

Klappentext

Alfred Brendel erzählt: von seinem Leben und seiner musikalischen und literarischen Arbeit, von den Anfängen in Zagreb und Graz, den frühen Jahren in Wien und den prägenden Begegnungen mit Philosophen und Schriftstellern in London. In den mit Witz und Anekdoten gewürzten Gesprächen mit Martin Meyer, Feuilletonchef der Neuen Zürcher Zeitung, steht natürlich die Musik selbst im Mittelpunkt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.04.2001

Die Liste der Qualitäten dieses Buchs, die Urs Frauchiger in seiner Rezension präsentiert, ist ausgesprochen umfangreich, so begeistert ist er von diesem Band. Besonders gefällt ihm, dass sich Brendel und Meyer (Feuilletonchef der NZZ) hier auf Augenhöhe bewegen: von Unterwürfigkeit Meyers gegenüber Brendel (fast) keine Spur. Vielmehr zeichnen sich nach Frauchiger diese Gespräche durch eine besondere "Eleganz" und "noble Zurückhaltung" aus, wobei aber auch ironische Momente nicht zu kurz kommen. Die "Zurückhaltung" wertet der Rezensent keineswegs als Schwäche - im Gegenteil: Denn dadurch habe man auf "jeden missionarischen oder gar propagandistischen Anspruch verzichtet", was dem Leser die Möglichkeit gebe, eigene fortführende Gedanken zu entwickeln. Insgesamt zeigt sich Frauchiger äußerst angetan von den Assoziationen, die beide Gesprächspartner spinnen, und die auch gleichzeitig viel von Brendels Einstellung zum Klavierspielen und der Verantwortung in diesem Beruf verraten. Bedauerlich findet der Rezensent lediglich, dass man in diesem Buch wenig über Brendels Werdegang erfährt. Dass Frauchiger all jenen vom Kauf des Buchs abrät, die "bequem Zitierfähiges, den flinken Seitenhieb" suchen, dürfte allerdings eher als Lob zu verstehen sein.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.01.2001

Nach Gerhard R. Koch kann der Leser in diesem Buch "das Staunen lernen", auch wenn er geringe Vorkenntnisse in Sachen Musik mitbringt. Besonders gefällt dem Rezensenten an den Gesprächen zwischen Brendel und dem Feuilletonchef der Neuen Zürcher Zeitung Martin Meyer, dass die beiden ein "produktives Diskursduo" bilden, bei dem der eine von den Anregungen des jeweils anderen schöpft. Dabei wird, wie der Rezensent erfreut feststellt, keineswegs ausschließlich über Musik diskutiert, sondern auch über viele Bereiche, die mit Musik auf den ersten Blick nur wenig zu tun haben - Politik, Literatur, Kunst, Film, frei nach Lichtenbergs Devise: "Wer nur etwas von Chemie versteht, versteht nichts von Chemie". Aber natürlich erfahre der Leser auch viel über Brendels musikalische Vorlieben und Sichtweisen, etwa dass er Liedern von Brahms und Hugo Wolf nichts abgewinnen kann und welche seiner Pianisten-Kollegen er geringschätzt. Zwar findet Koch Brendels Vorlieben für verstorbene Künstler wie Cortot, Fischer und Kempff bisweilen "ein wenig penetrant". Doch auch hier gelte - wie im gesamten Band -, dass immer wieder auch Brendels Humor und Ironie durchblitzt. Wer jedoch an vorwiegend "klavieristischen Fragen", dem pianistischen Handwerk interessiert sei, der wird nach Koch hier weniger auf seine Kosten kommen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.01.2001

Helmut Mauro sieht im Konzept des Buches Anleihen an Eckermanns Gesprächen mit Goethe und vermutet, dass es dem Pianisten Brendel vor allem darauf ankommt, das Heft des Dialogs in der Hand zu behalten und von "dummen Fragen" verschont zu bleiben. Das ist ihm nach Einschätzung des Rezensenten auch größtenteils gelungen, auch wenn Mauro in den ersten beiden Kapiteln noch die ein oder andere unsinnige Frage des Interviewers Meyer aufgefallen ist. "Richtig spannend" dagegen findet er das dritte und vierte Kapitel, in dem es um musikalische und philosophische Themen geht. Er lobt, dass Brendel nie ins "Anekdotische" verfällt und mit seinem "Interesse" und seiner "Begeisterung" ansteckend wirkt. Besonders das Bemühen, in musikalischen "geheiligten" Werken Humor zu finden, wie er es anhand von Kompositionen von Haydn oder Beethoven unternimmt, findet der Rezensent sehr "erfrischend", auch wenn er nicht immer mit Brendels Interpretationen übereinstimmen kann.
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