Siegfried Kracauer

Von Caligari zu Hitler. Eine psychologische Geschichte des deutschen Films

Werke in neun Bänden, Band 2.1
Cover: Von Caligari zu Hitler. Eine psychologische Geschichte des deutschen Films
Suhrkamp Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783518583425
Kartoniert, 574 Seiten, 54,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Sabine Biebl. Mit zahlreichen Abbildungen. "Von Caligari zu Hitler" ist bis heute eines der bekanntesten Bücher Siegfried Kracauers und ein Klassiker der Filmsoziologie. Im französischen Exil geplant, in den 1940er Jahren in den USA geschrieben, ist es nicht nur Kracauers erstes Buch über den Film, sondern auch sein erster Auftritt als Wissenschaftler und Intellektueller in der amerikanischen Öffentlichkeit. Das Buch, das Kracauer selbst einmal als "eine Art Biographie unserer Generation" bezeichnete, behandelt nach Vorüberlegungen zu den Jahren 1895 bis 1918, in denen er unter anderem die Entstehung der UFA rekapituliert, den deutschen Film der Zwischenkriegszeit bis 1933. In der festen Überzeugung, daß "die Filme einer Nation ihre Mentalität unvermittelter als andere künstlerische Medien" zu erkennen geben, dienen diese ihm als Reflexionsfläche, auf der psychologische, insbesondere autoritäre Dispositionen der deutschen Bevölkerung sichtbar werden, die auf den Nationalsozialismus vorausweisen.
Die neue Ausgabe präsentiert "Von Caligari zu Hitler" sowie die Teilstudie "Propaganda und der Nazikriegsfilm" in überarbeiteter und korrigierter Übersetzung. Der von Kracauer selbst zusammengestellte Abbildungsteil illustriert seine Thesen, die Anmerkungen der Herausgeberin beleuchten den Entstehungs- und Arbeitszusammenhang der Texte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.01.2013

Stefan Dornuf legt die Vorzüge dieser Werkausgabe von Siegfried Kracauers "From Caligari to Hitler" schon am Titel dar: "Von Caligari zu Hitler". In einer älteren Übersetzung war das englische "to" mit dem deutschen, zeitlichen "bis" ersetzt und überhaupt einiges verfälscht oder weggelassen worden, berichtet der Rezensent. Er vermutet, die Beschönigung der beabsichtigten Bezugnahme auf die kausalen Zusammenhänge war der "fröhlichen Restauration der Adenauer-Ära" geschuldet. Doch gerade die Abhängigkeiten und Wechselwirkungen sind es, die Kracauers Blick auf Film als gesellschaftliches Phänomen ausmachen, erklärt Dornuf: "Kino als Manifestation eines kollektiven Unbewussten, das es ideologiekritisch zu dechiffrieren gelte". Die Auseinandersetzungen des Autors mit Filmen wie Fritz Langs "Nibelungen" oder "Metropolis" sind als Teil der neuen Werkausgabe in ihren richtigen Kontext gerückt, lobt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.12.2012

Hendrik Feindt widmet sich in seiner Besprechung dem Abschluss der neuen Werkausgabe von Siegfried Kracauer. Zum von Sabine Biebl herausgegebenen Band 2.1, der Kracauers Geschichte des deutschen Films beinhaltet, erklärt der Rezensent, dass hier bereits die politische Motivation in Kracauers Arbeit erkennbar sei. Auch wird für Feindt der geografische, historische wie auch thematische Wendepunkt im Schaffen des Autors deutlich, wenn es sich auch nicht um autobiografisches Material handelt, wie der Rezensent einräumt. Weiterhin präsentiert das Buch, Dreh- und Angelpunkt von Kracauers Schaffen, dem Leser laut Feindt einen durchaus vertrauten Siegfried Kracauer, indem es den Konnex von Ideologie und mentaler Veranlagung (einer Bevölkerung) thematisiert. Nicht nur die Summe von Kracauers Rezensentenarbeit findet Feindt im Band, auch den Versuch der Konstruktion eines teleologisches Bildes der Deutschen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.08.2012

Rezensent Jörg Später begrüßt diese Ausgabe von Siegfried Kracauers Buch "Von Caligari zu Hitler", das nun im Rahmen der Werkausgabe erschienen ist. Das Buch, das der Autor im Exil auf Englisch verfasst hatte und das in Deutschland erst 1958 in einer gekürzten und "politisch entschärften" Fassung erschienen war, liegt nun zu seiner Freude in einer neu bearbeiteten Übersetzung und zudem vollständig vor. Damit wird in seinen Augen auch Kracauers Anliegen, anhand von Filmmotiven die tieferen psychologischen Schichten der Weimarer Gesellschaft darzustellen, wieder klarer sichtbar. Mit Lob bedenkt Später auch die zahlreichen Anmerkungen und den editorischen Kommentar. Sein Fazit: ein "würdiger Abschluss" der Kracauer-Werkausgabe.
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