Spätaffäre

Sie nennen ihn einen Verwandler

Vorschläge zum Hören, Sehen, Lesen. Wochentags um 17 Uhr
27.05.2014. Lesen (und hören): Wieviel von Led Zeppelin ist von Led Zeppelin? Hören: Cannes 2014 - Kino im Kopf. Sehen (und hören): Peter Greenawy und George Tabori.

Für die Augen

Einen prächtig berauschten Bilderbogen hat Peter Greenaway 1991 mit seinem Shakespeare-Theater-Metafilm "Prosperos Bücher" geschaffen - vielleicht nicht in jeder Hinsicht sofort verständlich, aber in seiner Opulenz doch ein ganz eigenes, visuell befriedigendes Erlebnis. Bei netzkino.de kann man sich den Film legal und in völler Länge ansehen. (122 Minuten)

Was ist Sklaverei, was ein Sklave? In seinem Handbuch zur bis heute anhaltenden Geschichte der Sklaverei hat sich Michael Zeuske detailliert mit diesen Fragen auseinandergesetzt. Nun hat sich Alexander Kluge für dctp.tv ausführlich mit dem Historiker unterhalten. Das Gespräch kann man hier online sehen. (45 Minuten)

Am vergangenen Samstag wäre George Tabori hundert Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass erinnerten nicht nur die Feuilletons an den großen Theatermacher (hier etwa im Tagesspiegel), sondern auch das Fernsehen: 3sat bringt Norbert Busès Dokumentarfilm "Der Spielmacher" über Taboris ereignisreiches Leben. Hier kann man sich den Film ansehen (45 Minuten).
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Für die Ohren

Ein subjektiver Festivalrückblick: Auf critic.de resümieren Rüdiger Suchsland, Nino Klingler und Frédéric Jaeger im Gesrpräch den Cannes-Jahrgang 2014. Diskutiert werden dabei die größeren Festivalhighlights von Assayas bis Keren Yedaya - und in die Haare kriegt man sich über die Gebrüder Dardenne. Hier zum Anhören (108 Minuten).

David Bowie in Berlin, David Bowie in allen Feuilletons, David Bowie also auch im Radio: Unter dem Titel "Ein eigener Kosmos - Gesamtkunstwerk David Bowie" beleuchtet die Sendereihe hr2 - Der Tag die vielfältige Karriere dieses "Trüffelschweins der Trends". Dabei kommen viele Studio- und zugeschaltete Gäste zu Wort. Hier kann man die Sendung nachhören (52 Minuten).
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Für Sinn und Verstand

Muss die Musikgeschichte umgeschrieben werden? Das vielleicht nicht, aber einige Songs von Led Zeppelin brauchen neue Credits, schreibt Vernon Silver in Bloomberg Businessweek. Das Intro von "Stairway to Heaven" etwa hat unüberhörbar Ähnlichkeit mit dem Anfang des drei Jahre früher komponierten Stücks "Taurus" der LA-Band Spirit. "Zeppelin-Biografien legen solche Übereinstimmungen zugunsten von Jimmy Page aus. Sie nennen ihn einen Verwandler. Mick Wall, Autor des Buchs 'When Giants Walked the Earth: A Biography of Led Zeppelin', meinte, wenn Page von 'Taurus' beeinflusst war, 'dann tat er damit dasselbe wie jemand, der ein Stück Holz im Garten aufsammelt und daraus eine Kathedrale baut'. Aber Songwriter, von denen Led Zeppelin sich haben inspirieren lassen, waren in den letzten Jahrzehnten öfter erfolgreich mit ihren Klagen. Seit ihrem Debütalbum 1969 hat die Band Credits und Tantiemen für einige ihrer größten Songs teilen müssen, darunter 'Whole Lotta Love' und 'Babe I'm Gonna Leave You'. Eine Klage wegen Urheberrechtsverletzung wegen 'Dazed and Confused', ein grundlegender Song, der das Herzstück ihrer Live Shows war, wurde 2012 beigelegt. Das Internet hat den Vergleich durch Amateur-Plagiatsjäger einfacher werden lassen." Hier kann man die Intros von "Stairway to Heaven" und "Taurus" im Vergleich hören.

Die New York Times bringt ein Heft mit Gesundheitsthemen. Ein spannender Beitrag von Michael Behar behandelt das Feld Bioelektronik und die Hypothese, dass zwischen Nerven- und Immunsystem eine Verbindung besteht. Kann die elektrische Stimulation des Vagusnervs Entzündungskrankheiten wie Arthritis abwenden? Und wenn ja, wie geht die Sprache dieser Krankheit? "Eine Herausforderung besteht darin, Krankheitssignale aus der Fülle 'gesunder', neuronaler Signale herauszufiltern und zu verstehen, wie die Krankheit mit dem Nervensystem kommuniziert. So wie Computer sprechen auch Neuronen eine binäre Sprache, ihr Vokabular funktioniert nach dem Prinzip an/aus. Abfolge, Intervall und Intensität des An/Aus bestimmen die Informationsübertragung. Da jede Krankheit jedoch ihre eigene Sprache spricht, braucht es einen Übersetzer. Der Harvard-Physiker Adam E. Cohen und seine Kollegen setzen auf Optogenetik. Anstatt mittels Licht Neuronen zu aktivieren, verwenden sie Licht, um Neuronen-Aktivität aufzuzeichnen." Bleibt die Frage der Sicherheit. Auch wenn Bioeletronik weniger Nebenwirkungen verspricht als konventionelle Medizin, arbeitet sie doch mit Mitteln, die heikel sind. "Bioelektrische Implantate arbeiten mit kabelloser Justierung und Updates, so wie die Software auf einem iPhone. Kabellos aber bedeutet 'hackable', manipulierbar. Eine beunruhigende Tatsache."