Harold James

Die Deutsche Bank und die 'Arisierung'

Cover: Die Deutsche Bank und die 'Arisierung'
C.H. Beck Verlag, München 2001
ISBN 9783406471926
Broschiert, 266 Seiten, 17,50 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Karl Heinz Silber. Das Buch untersucht die fortschreitende Einbeziehung der Deutschen Bank in die von Antisemitismus ebenso wie von reiner Profitgier geprägte "Säuberung" der deutschen Wirtschaft. Der Autor zeichnet detailliert die Abwicklung einiger der größten "Arisierungsfälle" nach und zeigt, mit welcher Radikalität diese Enteignungen vor allem nach 1937 in den besetzten Ländern vorgenommen wurden. Abschließend wird untersucht, in welchem Maße die Deutsche Bank von der "Arisierung" profitierte und welche oft schillernde Rolle einzelne Persönlichkeiten der Bank in diesem Zusammenhang spielten. Das vorliegende Buch entstand im Rahmen von Diskussionen und Beratungen der Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte der Deutschen Bank in der NS-Zeit. Ihre Mitglieder sind: Dr. Avraham Barkai (Jerusalem), Professor Gerald D. Feldman (Berkeley), Professor Lothar Gall (Frankfurt am Main), Professor Harold James (Princeton) und Dr. Jonathan Steinberg (Philadelphia).

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.03.2001

Hans Mommsen lobt dieses Buch als eine "souveräne, sachkundige und scharfsinnige Analyse", wobei ihm besonders gefällt, dass James hier Pauschalurteilen entgegenwirkt, ohne dabei die dunkle Seite der Deutschen Bank bei der Enteignung jüdischen Eigentums in irgendeiner Weise zu beschönigen. Zwar stimmt Mommsen dem Autor nicht in jedem einzelnen Punkt zu, etwa was James` Behauptung betrifft, die Deutsche Bank habe die osteuropäischen Gebiete im Zweiten Weltkrieg nicht als Teil eines Nachkriegsdeutschlands gesehen. Doch insgesamt begeistert sich der Rezensent für die differenzierenden Analysen, etwa wenn der Autor Zusammenhänge zwischen einer Bankenstrukturreform und antisemitischen Tendenzen aufzeigt, wenn es um "vorauseilenden Gehorsam" geht oder auch um Konflikte innerhalb der Deutschen Bank, wo sich Vorstandsetagen teilweise gegen Nazifierung gewehrt, jüngere Manager hingegen viel zu einer "Radikalisierung der Geschäftspolitik" beigetragen hätten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.03.2001

Keine "spektakulären Enthüllungen" darf man hier erwarten, so der Rezensent Jürgen Jeske, da der Autor die grundlegenden Fakten bereits in einer 1995 erschienen Studie vorgelegt habe. Dennoch handelt es sich nach Aussage des Rezensenten um einen "bemerkenswerten Beitrag zur Erforschung der sogenannten `Arisierung`". Detailreich schildere der Autor "auf bedrückende Weise, wie eine wirtschaftliche Elite in einem totalitären System Schritt für Schritt vom Weg abkommt und sich moralisch verstrickt." Einzig die Kritik Hermann Josef Abs falle zu stark aus, zumal sie nach Auffassung des Rezensenten unzureichend begründet wird. Dennoch zieht Jeske am Ende den Hut vor dieser Arbeit und nicht zuletzt auch vor der Deutschen Bank, die "selbst diese unabhängigen Forschungen durch renommierte Historiker angestoßen und ermöglicht hat".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.03.2001

Julius H. Schoeps macht darauf aufmerksam, dass der Autor hier die von ihm selbst bereits in der Festschrift `Die Deutsche Bank 1870-1995` aus dem Jahre 1995 vorgestellten Thesen "bestätigt und erweitert". Demnach war die Deutsche Bank bereits vor 1938 maßgeblich an der Verdrängung von Juden aus der deutschen Wirtschaft beteiligt. Schoeps zeigt sich dabei besonders beeindruckt von James` Darstellung, wie die Berliner Zentrale der Deutschen Bank Druck auf die Filialen ausübte, diejenigen Firmen zu ermitteln, "die für eine `Arisierung` in Frage kämen". Auch werde deutlich, wie sehr die Deutsche Bank bei diesen "Arisierungen" mit der SS und Gestapo zusammen gearbeitet hat. Dass James jedoch zu dem Schluss kommt, die Deutsche Bank habe von den Arisierungen nicht übermäßig profitiert, wundert den Rezensenten dann allerdings sehr, zumal sie sogar an der Liquidierung der damals größten deutschen Privatbank Mendelssohn & Co. beteiligt gewesen sei. James weise zwar darauf hin, dass diese Bank selbst an einer Übernahme interessiert gewesen sei. Doch der Druck, der dabei auf Mendelssohn & Co. ausgeübt worden sei, wird für Schoeps dabei nur unzureichend berücksichtigt. Bedauerlich findet der Rezensent auch, dass in dieser Studie keine näheren Angaben zu den aufgelösten Konten deportierter Juden gemacht werden.