Ralph Dohrmann

Kronhardt

Roman
Cover: Kronhardt
Ullstein Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783550088780
Gebunden, 920 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

In der Maschinenstickerei Kronhardt&Sohn rattern nach dem Krieg die Maschinen, als wäre nichts gewesen. Willem, einziges Kind der Firmenerbin, wächst unter der strengen Kontrolle von Mutter und Stiefvater auf. Früh geht er auf Distanz, sucht seine Freiheit auf ausgedehnten Ausflügen in die Natur und in der Begegnung mit ganz unterschiedlichen Menschen. In bewegenden Bildern und einprägsamer Sprache erzählt dieser große deutsche Entwicklungsroman über sechzig Jahre Leben in der Bundesrepublik. Kapitel für Kapitel öffnet sich ein Kosmos aus Ereignissen, Erinnerungen und Blickwinkeln, in dessen Zentrum die Suche des Menschen nach sich selber steht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.12.2012

Ralph Dohrmanns Roman "Kronhardt" ist eine "Langzeitlektüre", warnt Frauke Meyer-Gosau. Die ersten sechshundert Seiten schildern mit literarischem Realismus die kindlichen Abenteuer von Willem Kronhardt und seine ersten Erfahrungen mit Drogen, Sex und Politik als Student in den Sechzigern, fasst die Rezensentin zusammen. Kronhardt heiratet und fusioniert die elterliche Stickerei mit der Tuchhandelsfirma seiner Frau Barbara. Sie kümmert sich um die Geschäfte, er lehnt sich zurück und fristet ein Sofa-Leben. Das Bremer Lokalkolorit, das Dohrmann präsentiert, findet Meyer-Gosau etwas flach. Die Geschichte erfährt einen Bruch, als Kronhardt die Information zugetragen wird, dass sein Vater ermordet wurde, berichtet die Rezensentin. Die fortlaufenden Versuche, die Geschehnisse aufzuklären, treiben die Geschichte ins Surreale. Auch das muss man mögen, meint Meyer-Gosau. Wer sich auf das Buch einlässt, wird allerdings mit "phantastischem Realismus" und den wahrscheinlich schönsten Landschaftsbeschreibungen der norddeutschen Tiefebene seit langem belohnt, verspricht die Rezensentin.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.11.2012

Ralph Dohrmanns Roman "Kronhardt" hält einige Überraschungen parat, versichert Rezensent Friedmar Apel, der diesen "kühnen" Erstling mit einer ausholenden Besprechung würdigt. In der Erzählung um Willem Kronhardt, der als Erbe einer Bremer Tuchhandelsdynastie eher zur Passivität neigt, wenn er sich etwa der autoritären Erziehung seiner "mangelhaft entnazifizierten" Mutter widersetzt und sein Glück später vielmehr in der Freizeit und der zwecklosen Liebe zur Buchhalterin Barbara als in der Firma findet, taucht der Kritiker tief in die überzeugend erzählte Geschichte der Bundesrepublik der vergangenen achtzig Jahre ein. Damit aber nicht genug: Apel liest hier nicht nur die Bildungsgeschichte einer an "Wilhelm Meister" erinnernden Figur, die zugleich sowohl an Musils "Mann ohne Eigenschaften" als auch an Gontscharows "Oblomow" angelehnt ist, sondern lässt sich darüber hinaus in den zahlreichen anmutigen Naturbeschreibungen in die Tradition der Romantik führen. Auch wenn der Roman gelegentliche Längen aufweist und ab und an allzu sehr in "Klamauk und Gefühlsplunder" abschweift, hat sich der Kritiker von diesem mit philosophischen und kulturkritischen Essays angereicherten, kunstfertigen und durchaus unterhaltsamen Debütroman gern davon überzeugen lassen, dass man trotz aller Anforderungen der modernen Gesellschaft nicht auf die "Annehmlichkeiten der Zivilisation" nicht verzichten sollte.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de