Siri Hustvedt

Der Sommer ohne Männer

Roman
Cover: Der Sommer ohne Männer
Rowohlt Verlag, Reinbek 2011
ISBN 9783498030100
Gebunden, 252 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Uli Aumüller. Die New Yorker Dichterin Mia und der Neurowissenschaftler Boris haben eine Ehekrise. Boris möchte eine "Pause". Mia stellt fest, dass die Pause viel vollere Brüste hat als sie und überdies Boris Laborassistentin ist. Nach einer klinischen Depression braucht sie eine Pause, fährt allein in ihre Geburtsstadt in Minnesota und verbringt den Sommer in der Nähe ihrer Mutter, die, mit neunzig noch recht aktiv, im Heim lebt. Ansonsten brütet sie über den untreuen Boris und die Männer im Allgemeinen.
Mit Wut im Bauch und dem Herzen auf der Zunge notiert sie zum Thema Liebe, Ehe und Sex, was ihr einfällt. (Und das ist, neben Gedichten und einem erotischen Tagebuch, eine Menge!) Die Kur schlägt an, und siehe da, langsam entdeckt sie sich und das Leben neu. Was für ein Genuss, was für eine Befreiung! Selbst Boris merkt das in der Ferne und schickt zerknirschte Mails.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.04.2011

Katharina Granzin hat sich offenbar ganz wohl gefühlt in Siri Hustvedts Sommerfrische, in die sich die Ich-Erzählerin Mia nach der Trennung von ihrem Mann und einem daraus resultierenden Psychiatrie-Aufenthalt zurückgezogen hat. Die amerikanische Autorin versammelt hier als handelnde Figuren ausschließlich Frauen gemischten Alters, die sich jede auf ihre Weise künstlerisch ausdrücken, stellt die Rezensentin fest. Damit hat sie den Roman, dessen Klugheit und Verspieltheit sie sehr einnimmt, als "verhaltensbiologische" Versuchsanordnung gelesen, der man als Ergebnis vielleicht ablesen kann, dass das Leben selbst eine "Form der Kunst" darstellt, wie Granzin mutmaßt. Trotz der konsequenten Abwesenheit von Männern sind sie aber als Gesprächsstoff und Sehnsuchtsobjekt allgegenwärtig, stellt die Rezensentin fest, die die Lektüre offenbar genossen hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.03.2011

Nicht weniger als die Rehabilitierung des Frauenromans wird draus, wenn Siri Hustvedt einmal das intellektuelle Spiegelspiel sein lässt und sich des uralten Themas Mann-verlässt-Frau-für-jüngere-Frau annimmt. Das jedenfalls denkt Meike Fessmann nach der Lektüre von Hustvedts neuem Roman. Die autobiografischen Parallelen im Buch sind für sie nicht mal das Spannendste. Intelligenz, Humor, Selbstironie sind die Zutaten, die Fessmann hier fesseln. Und das ungehemmte Zeter und Mordio, das die geläuterte Gattin dem Flüchtigen hinterherschickt. Ein Frauenroman von intellektuellem Format, freut sich Fessmann. Alles andere auf diesem Sektor wäre bestimmt nicht von Hustvedt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.03.2011

Der Roman scheint in zwei Hälften zu zerfallen, und obwohl Rezensentin Pia Reinacher fest entschlossen ist, den Roman als Ganzes zu loben, ist sie doch merklich von der zweiten Hälfte faszinierter als von der ersten. Diese liest sich in ihrer Darstellung doch etwas konventionell als Drama um eine verlassene Ehefrau, einen erfolgreichen Mann und seine jüngere Geliebte. In der zweiten Hälfte geht's dann um die Beziehung der Protagonistin zu ihrer Mutter einerseits und zu ihren Studentinnen andererseits. Und hier, so macht Reinacher glaubhaft, gelangt Hustvedt zu Höchstform in der zugleich subtilen, boshaften und doch herzenswarmen Schilderung von Beziehungen unter Frauen.
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