Sofja Tolstaja, Leo N. Tolstoi

Eine Ehe in Briefen

Cover: Eine Ehe in Briefen
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2010
ISBN 9783458174806
Gebunden, 493 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben und aus dem Russischen übersetzt von Ursula Keller und Natalja Sharandak. Der große russische Autor Lew Tolstoj und seine Frau Sofja führten während ihrer fünfzigjährigen Ehe einen ausgedehnten Briefwechsel. Diese Briefe geben Einblicke in das Alltags- und Familienleben der Tolstojs und in die Entstehung von Tolstojs großen Werken wie "Krieg und Frieden", "Anna Karenina", "Die Auferstehung" oder "Die Kreutzersonate". Vor allem aber sind sie Dokument einer großen und zugleich schwierigen Liebe. Als nach etwa zwei Jahrzehnten Ehe das Familienglück zum Familiendrama wurde und der Schriftsteller sich immer mehr von seiner Familie und seinem bisherigen Leben abwandte, ersetzten die Briefe häufig das Gespräch der Partner. Über Wochen verkehrten Tolstoj und seine Frau nur schriftlich miteinander. Sie trugen in Briefen ihre Auseinandersetzungen aus, fügten einander seelische Verwundungen zu und offenbarten ihr Innerstes, ihren Schmerz und ihre Wut. Und sie beschworen gegenseitig ihre Liebe, rangen um Annäherung. Sie kämpften für ihre Überzeugungen, die nun nicht mehr miteinander zu vereinbaren waren sie kämpften um ihre Liebe. Der hier erstmals vorgelegte dramatische Ehebriefwechsel zwischen Lew Tolstojs und Sofja Tolstaja ist das bewegende Zeugnis einer großen und zugleich schwierigen Liebe.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.11.2010

Lange stand Leo Tolstois Ehefrau Sofja da, wo er sie, misogyn, wie er war, hingestellt hat: tief im dunklen Schatten des Autors und seines Weltruhms. Nach der Veröffentlichung zweier von ihr geschriebener Romane sieht das inzwischen ein klein wenig anders aus. Diese Sammlung der von Sofja Tolstoja geschriebenen Briefe lenkt nun weiteres Licht auf eine außergewöhnliche Frau und die leider nicht so außergewöhnliche Hölle, als die sich die achtundvierzig Jahre währende Ehe mit Leo, je länger sie dauerte, desto mehr ausnehmen sollte, auch in den Briefen. Dabei war Sofja im Kindergebären und Manuskripteabschreiben und vielem mehr, wie man nun auch nachlesen kann, dem Patriarchen durchaus zu Diensten. Rezensentin Sabine Berking findet den Einblick in dieses wenig heroische Leben "ernüchternd", darin aber auch überaus aufschlussreich.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.11.2010

Die Gesichter der Verzweiflung, die das Ehepaar Tolstoi in diesem Briefwechsel offenbart, lassen Gisela von Wysocki nach vollzogener Lektüre benommen zurück. Zwei Menschenleben mit Übergröße hat sie dort kennen gelernt, die von den Konflikten ihrer Zeit und der eigenen Stärke und Ich-Besessenheit zerrissen worden seien. Selten auch, so die Kritikerin, sei eine Liebe so erbärmlich, so "von allen guten Geistern verlassen, in den Sand gesetzt" worden. In den Briefen zeigt sich das berühmte Paar ihr in "geharnischter Subjektivität" und "bewegt von der Frage, wer die bessere Wahrheit zu bieten hat". Die Heftigkeit der gewechselten Briefe lässt in der Kritikerin zudem das Bild zweier Dompteure aufkommen, die einer Welt, die nach ihnen komme, "bändigende Blicke" zuwerfen und die darüber hinaus die Peitsche zu gebrauchen wissen. Denn den ambitionierten wie wortreichen Auslassungen und Vorwurfsendlosschleifen des Paares sei anzumerken, "noch auf dem Gebiet der Zerreißprobe" der Nachwelt gegenüber eine gute Figur machen zu wollen.