Thomas Groß

Berliner Barock

Popsingles
Cover: Berliner Barock
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783518121764
Taschenbuch, 198 Seiten, 9,66 EUR

Klappentext

Popsingles wollen in wenigen Minuten eine Geschichte erzählen. Die Texte von Thomas Groß funktionieren wie Popsingles: Sie konzentrieren sich auf die Story und fangen zugleich etwas ein vom Berlin nach der Wende, zwischen Stillstand und Aufbruch, alter Boheme und neuer Mitte, Sub- und Eventkultur. Die Stadt probt Metropole, der Pop treibt neue alte Formen. Nicht nur in Kreuzberg entdeckt der Autor der "taz" und der "Zeit" den Berliner Barock. Rio Reiser, Lou Reed, Alec Empire, Bob Dylan, die Einstürzenden Neubauten und Funny van Dannen steuern aus verschiedenen musikalischen Gegenden aufeinander zu, Jürgen Habermas und Gerhard Schröder proben den Schulterschluss im Konjunktiv. MTV rückt an, die Medien entdecken an jeder Straßenecke "megakreatives Movement". In seinen Raum- und Poperkundungen entfaltet der Band einen eigenen Stadtplan der Gegenwart.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.10.2000

Den Untertitel des vorgestellten Suhrkamp-Bandes entlarvt Klaus Walter gleich als "Promo-Idee". Tatsächlich aber sei Thomas Groß kein schreibender Popstar, sondern "ein Pionier des diskursiven Pop-Feuilletons". Schon 1993 hat Groß begonnen, seine "televisionären und virtuellen Prophezeiungen" in "journalistisch-literarischem" Format zu Papier zu bringen, und sich dabei sowohl des Blickes des "freundlichen Chronisten versinkender Nischen" als jenes des heiteren Spötters bedient, um der Kulturhysterie der Hauptstadt zu begegnen. Wenn Walters eigene Ausführungen bisweilen auch wie die Apologie eines Kollegen klingen (Groß` Beiträge wurden auch in der FR gedruckt), gegen Ende bringt er einen Textauszug (aus einer Besprechung des Blumfeld-Albums "Old Nobody"), der deutlich macht, dass hier wirklich mehr im Spiel ist, als auf eine Single passt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.09.2000

Daniel Bax gibt in seinem Hinweis auf das Buch zu, dass Thomas Groß einmal der Pop-Redakteur der "taz" war, dass ihn die Zeitung aber nicht halten konnte - heute arbeitet Groß bei der "Zeit". Der Band enthält aber wohl hauptsächlich Texte aus Groß` Zeit in der taz. Bax` kleine Kritik klingt denn auch fast sehnsüchtig. Deutlich wird, dass Groß` Artikel über Pop in Berlin, deren Themen von den Einstürzenden Neubauten bis zur Techno-Szene alle Aspekte dieses Universums behandeln, zugleich den Weg Berlins von der "Inselstadt" mit ihren Mauermythen (auf der Westseite) zur Hauptstadt der Berliner Republik ironisch reflektierend nachzeichnen. Komponiert sei das Buch wie ein Konzeptalbum, meint Bax, "überbordend von Ideen und zugleich punktgenau treffend im Detail".