John Cheever

Willkommen in Falconer

Roman
Cover: Willkommen in Falconer
DuMont Verlag, Köln 2012
ISBN 9783832180690
Gebunden, 224 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Thomas Gunkel. Ezekiel Farragut erlebt die Hölle auf Erden: Der drogensüchtige Universitätsdozent kommt ins Gefängnis Falconer, nachdem er mit einem Schürhaken seinen Bruder erschlagen hat. Wer aber von ihnen war Kain? Wer Abel? In der brutalen, trostlosen Gefängniswelt erlebt Farragut unerwartet eine intensive Liebe zu einem Mitgefangenen. Er lässt seine Ehe und Kindheit Revue passieren und erkennt, wie umfassend seine Unfreiheit ist und schon immer war. Bald hat er nur noch einen Gedanken: Flucht. Falconer ist der Roman eines Süchtigen, der die Drogenabhängigkeit und die Schranken der Strafanstalt hinter sich lässt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.07.2012

Tief fasziniert ist Ijoma Mangold von John Cheevers Roman "Willkommen in Falconer", der nach 37 Jahren in deutscher Übersetzung erscheint. Der Rezensent zieht den Vergleich zur Quantenphysik um zu verdeutlichen, wie sich Cheevers Text der Einordnung entzieht: was wie ein 70er-Jahre-typisches Anti-Psychatrie-Plädoyer à la "Einer Flog Übers Kuckucksnest" beginnt, nähme bald Züge einer religiösen Parabel an, entwickle sich dann zu einer Upper-middle-class-Kritik, die den Rezensenten an Tennessee Williams erinnert, und werde schließlich zu einem "Schwulenroman", in dem Cheever seine eigene Homosexualität verarbeitet, wie der Rezensent weiß. Die letzte Wandlung möchte er noch nicht verraten und empfielt stattdessen die Lektüre des Romans, den Thomas Gunkel in "angemessen facettenreiches Deutsch" übersetzt habe.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.05.2012

Rezensent Wolfgang Schneider ist hocherfreut, dass John Cheevers letzter, bereits 1977 erschienener Roman "Willkommen in Falconer" nun in einer exzellenten Übersetzung von Thomas Gunkel vorliegt, denn die Entdeckung dieses "filigranen, vor Witz und Sarkasmus funkelnden Prosakunstwerkes" kann er jedem Leser nur unbedingt ans Herz legen. Der Kritiker liest hier die Geschichte des heroinsüchtigen Professor Farraguts, der mit dem Autor nicht nur den Hang zur Selbstzerstörung und die Zweifel am Leben und an der amerikanischen Gesellschaft, sondern auch das Überspielen der eigenen Homosexualität durch betont maskulines Auftreten teilt. Jener Farragut, so berichtet der Rezensent weiter, sitzt wegen Brudermordes in der Haftanstalt "Falconer" ein, wo er Bekanntschaft mit dem realistisch und derb beschriebenen Gefängnisalltag und anderen "tragikomischen Schmerzensmännern" macht und sich schließlich in seinen Mitinsassen Jody verliebt. Zugleich werde das Gefängnis aber auch zur Metapher für den eingesperrten Körper des Menschen, dessen Bewusstsein jedoch nicht zur Ruhe komme: so erfährt der Rezensent in Farraguts ebenso zwanghaften wie sarkastischen Grübeleien viel über sein kaputtes Vorleben, liest aber auch "leuchtende Epiphanien" wie zarte und spirituelle Erinnerungen an die Stimmung in einem Winterwald oder das "Gebrumm der Hummeln".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.05.2012

Rezensentin Angela Schader freut sich, dass anlässlich des hundertsten Geburtstages von John Cheever nun auch sein vorletzter Roman "Willkommen in Falconer" in einer gelungenen deutschen Übersetzung vorliegt. Überrascht stellt die Kritikerin fest, dass der 1982 gestorbene Schriftsteller die Palette seiner biografischen Aufarbeitung in diesem provokativen Roman um einen neuen Punkt erweitert hat. Und so liest sie in der Geschichte um den heroinsüchtigen und katholischen Universitätsprofessor Farragut, der für den Mord an seinem Bruder mit einer Gefängnisaufenthalt in der Haftanstalt "Falconer" bestraft wird, nicht nur eine Abrechnung mit Cheevers eigener kaputten Familie, seiner zerrütteten Ehe, seiner zerstörerischen Sucht und seinen Besuchen bei Häftlingen im Hochsicherheitsgefängnis Sing Sing, sondern erstmalig auch ein Bekenntnis zu seiner Homosexualität, die ihn - genau wie seinen Protagonisten, der sich in seinen Mitinsassen Jody verliebt - zu einer Doppelexistenz gezwungen hatte. Neben diesen leichthändig und "unsentimental" beschriebenen Bekenntnissen, lobt die Kritikerin insbesondere die gleichermaßen grausamen und poetischen Schilderungen des Gefängnisalltags.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.03.2012

Gustav Seibt freut sich über die Wiederentdeckung von John Cheevers "Falconer"-Roman und vergleicht die Neuübersetzung von Thomas Gunkel mit der alten Fassung von Dieter Dörr. Im Buch kommt der Hochschulprofessor Farragut für den Mord an seinem Bruder ins Gefängnis, wird dort geläutert und bricht trotzdem aus, fasst der Rezensent zusammen. Die Übersetzer mussten sowohl dem umgangssprachlichen Ton im Gefängnis gerecht werden, als auch sehnsüchtigen und religiösen Klängen. Seibt will Peter Hennings Urteil im Nachwort der Neuübersetzung, dass Dörrs Versuch "verunglückt" gewesen sei, nicht zustimmen. Gunkels Übersetzung sei zwar zwangsläufig zeitgemäßer, meint der Rezensent, findet aber in beiden Versionen Fehler wie Gelungenes. Vom Verlag wüsste er allerdings gerne, warum der den Titel in "Willkommen in Falconer" geändert hat.
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