Gert Jonke

Insektarium

Cover: Insektarium
Jung und Jung Verlag, Salzburg 2001
ISBN 9783902144034
Gebunden, 112 Seiten, 17,84 EUR

Klappentext

Was da durch dieses Buch saust, zischt, surrt, summt und brummt und krabbelt, kraucht, tappt, springt und fliegt, das sind nichts anderes aldsdie Einfälle, Phantasieblitze und Bilderfindungen Gert Jonkes. In eine geheimnisvolle Ordnung sind sie eingebunden, diese Textinsekten, klein, zäh und eigensinnig und stören doch: eine Gegenwelt, in der sich die unsere spiegelt. Und dieses Spiegeln führt von monologischen Prosaskizzen zum Dialog, aus dem wiederum die polyphone Musik der Jonke-Sprache wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.08.2001

"Literatur als Maßanzug", so bezeichnet Alexander Bartl die Sprache von Gert Jonke. Der Autor widersetzt sich der "leerlaufenden Semantik", "verbiegt" und "krümmt" seine Sprache bis sie passt, meint der Rezensent. Mit dieser "Theaterpoesie" zaubere Jonke die schönsten Phantasien, die alle "Logik und Erdenschwere überwunden haben", schwärmt Bartl. Dabei hat er bisweilen allerdings Mühe, jede neue Zeile zu erfassen, denn Jonkes Einfälle schießen nach Bartl in alle Himmelsrichtungen. Dafür seien sie sehr elastisch und von gesundem Übermut. Ein "Sprachartist" lobt der Rezensent. Das Werk insgesamt findet er "grotesk" und "absonderlich".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.07.2001

Enttäuscht zeigt sich Manfred Papst vom neuesten Band des österreichischen Autors, der in gewohnter Manier Prosaskizzen und Dialogszenen versammelt. Was mal Methode war, die bewusste Langsamkeit, die minimalen Variationen, das ungeschickte Hantieren mit Phrasen, die vorgetäuschte Kindlichkeit, kommt Papst nun wie eine Masche vor. Und hat man die einmal durchschaut, langweile sie halt. Statt anarchischem Witz und "spitzbübischer Anmut" sieht er nun "sauertöpfischen Abschweifungen" entgegen, die ihm andauernd Denkanstöße geben wollen, denen sich der Literaturkritiker nur durch Wegschauen oder schnelles Durchblättern entziehen kann. Am Ende des schmalen Bandes angekommen, sagt er: langweilig.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.05.2001

Lutz Hagestedt stellt Gert Jonkes "Insektarium" als auf vielerlei Weise anregende Lektüre vor. Einiges ist neu oder ungewöhnlich in diesen Texten, die zum Teil literarische Erwartungshaltungen evozieren oder zerstören, wie man Hagestedts Rezension entnehmen kann. Dies beginnt mit der Tatsache, dass Szenen wie der Besuch einer Fliege dem Leser aus der Literaturgeschichte meist als komische Szenen in Erinnerung seien. Im "Insektarium" seien es jedoch Dramolette, vage gehalten und mit vielen "Vielleichts" und "Irgendwies" behaftet, die der Rezensent als Programm entlarvt. Jonkes Dramolette sind Lesedramen, erklärt Hagestedt, auch wenn sie teilweise aufgeführt wurden. Am Beispiel von "Elvira und die Stubenfliege" erläutert er die bildhafte und Bilder weckende Sprache des Autors. Dieses Stück könne auf der Bühne nur als Variante der Mauerschau inszeniert werden, findet er. Gleichzeitig erinnere das Stück auch an Kafka, nicht allein wegen der monströsen Fliege, sondern auch, weil hier wie bei Kafka das Absurde zur Normalität werde. Jonkes Texte seien wie für Kinder gemacht, "voller Wunder, voller Staunen, voller Übertreibung". Abschließend lobt Hagestedt Jonkes sprachliche Gestaltung, die "genau kalkulierte Ökonomie des Erzählens", die, wie der Rezensent es beschreibt, zu kreativem Lesen anrege.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.04.2001

Hauke Hückstädt hat die Lektüre von Gerd Jonkes "Insektarium" schwer ernüchtert. 14 Theaterpoesien, Monologe, Hyperbeln und Dramolette des Österreichischen Autors sind in diesem Buch versammelt. Sie sollen in ihrer bewussten Experimentalität die gewohnte Wahrnehmung der Wirklichkeit aufheben und zu neuen Ansätzen des Denkens, der Sprache und der Weltdeutung anregen, berichtet der Rezensent über das Ansinnen des Verfassers. Aber weit gefehlt, denkt Hückstädt. Die Insektarien findet er in all ihrer Künstlichkeit "beklemmend unerheblich", "aseptisch", "selbstgenügsam" und "unendlich harmlos". Vieles hätte der Autor besser weglassen und den Leser stattdessen mit auf eine Reise nehmen sollen, auf der er hätte viel Neues entdecken können, meint der Rezensent. Jonke aber biete anteilnahmslos kalkulierte Schrägheiten. In seiner Miniaturdramatik, die Hückstädt eher für eine "kunstgewerblich anmutende, wohlberechnete Pisa-Prosa" hält, tummelten sich leider nur anabolische Substantivkomposita, eine grundweg diminuitiv erscheinende Erzählprosa und entfesselte Zeit- und Handlungsverläufe. Von der Entwickluung einer neuen Sprache hat der Rezensent jedenfalls nichts mitbekommen.