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12.07.2000. Wann wird ein Computer intelligenter sein als ein Mensch? Was unterscheidet echtes und simuliertes Bewusstsein? Ist Intelligenz eine Frage der Rechenleistung? Kann ein Computer einen eigenen Willen haben? Fragen an Jaron Lanier und Ray Kurzweil.
Der Spiegel berichtet über die Versuche von Forschern am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Universität Zürich, Computer mit Bewusstsein auszustatten. Im Laufe des Artikels wird allerdings klar, dass die Künstliche Intelligenz vorerst auf rein mechanische Fähigkeiten beschränkt bleibt. Es ist einigermaßen rührend zu lesen, dass der Computer, bevor an Gefühle und kreative Intelligenz zu denken ist, erst mal einen Körper braucht (Pharmaindustrie aufgepasst, wo Körper - da Krankheiten). Ausgestattet mit Armen, Beinen, Augen und Ohren können die neuen Brüder aber schon bald extrem nützliche Arbeit verrichten, z. B. indem sie als "Krabben" Kriegsgewässer entminen.

Ebenfalls im Spiegel findet sich ein Interview mit dem amerikanischen Informatiker Ray Kurzweil und dem deutschen Neurobiologen Gerhard Roth. Der Spiegel stellte vier Fragen: Wann wird ein Computer intelligenter sein als ein Mensch? Was unterscheidet echtes und simuliertes Bewusstsein? Ist Intelligenz eine Frage der Rechenleistung? Kann ein Computer einen eigenen Willen haben? Roth argumentiert, dass es kein Bewusstsein ohne Gefühl gibt. Gefühle beschreibt er als Ergebnis des Zusammenspiels biochemischer, biophysikalischer, physiologischer und anatomischer Vorgänge, die zu komplex seien, um sie nachzubauen. Kurzweils Gegenargumente klingen simpel, treffen aber hart: Wenn ein Computer handelt als hätte er Bewusstsein, dann werden wir irgendwann akzeptieren, dass er ein Bewusstsein hat, selbst wenn wir wissen, dass er eigentlich keins hat. (Daraus kann eigentlich nur folgen: wenn ein Computer aussieht wie ein Mensch und sich verhält wie ein Mensch, dann werden wir ihn irgendwann als Menschen akzeptieren. Selbst wenn wir wissen, dass er keiner ist. Vielleicht sind wir dann irgendwann die "Komischen" mit ihren "Gefühlen".)

Wer sich jetzt fragt, wie menschenähnlich diese neuen Computer denn nun eigentlich sind, sei auf einen Artikel im Internetmagazin Feed verwiesen. Dort gibt es eine sehr lange Reportage über den Computer Kismet, der am MIT gebaut worden ist. Der Reporter Eric Davis ist überrascht: Da steht nicht der Eiserne Mann oder Baryschnikow, sondern - E.T. Ein Link verweist auf das MIT, wo man dem Süßen zugucken kann, wie er mimisch Angst, Freude oder Zorn probt. Gebaut wurde Kismet von Cynthia Breazeal, einer jungen Amerikanerin koreanischer Herkunft. Die knuddeligen Ohren und großen Augen ihres Babys hat sie mit Bedacht entworfen: Kismet soll Menschen dazu veranlassen, ihn wie ein richtiges Kind zu behandeln. Kismet soll dabei lernen wie Kinder von ihren Eltern lernen. Sein Basisprogramm speist sich aus 15 Computern, die mit dem Verhalten und "Gefühlsmodellen" aus einer frühen menschlichen Entwicklungsphase gefüttert sind.






Der Roboter Kismet
(Abb. ai.mit.edu)





Aber kann ein Computer von Menschen Gefühle lernen? Voraussetzung dafür wäre, dass er die "Gesichter" von Menschen deuten kann. Dafür bräuchte er wiederum die richtigen Neuronen, die praktischerweise gerade entdeckt wurden: In Feed steht das erste Kapitel eines Aufsatzes von V. S. Ramachandran über die Entdeckung von "mirror neurons" - Spiegel Neuronen) im vorderen Hirnlappen von Affen. Diese Neuronen sind die biologische Basis für die Fähigkeiten höher entwickelter Lebewesen, ihre Gefühle mimisch auszudrücken bzw. im Gesicht eines anderen abzulesen: Ramachandran, Physiker und Professor für Neurologie und Psychologie am "Center for Brain and Cognition" der Universität Kalifornien, sagt voraus, dass diese Entdeckung (von Giaccamo Rizzollati) für die Psychologie so wichtig sein wird wie die Entdeckung der DNA für die Biologie. Den vollständigen Artikel kann man bei edge.org lesen.

davor.