Thomas Medicus

Nach der Idylle

Reportage aus einem verunsicherten Land
Cover: Nach der Idylle
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783871348310
Gebunden, 320 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Was ist das für ein Land, in dem wir leben? Thomas Medicus will es herausfinden. Er reist durch Deutschland und trifft Menschen mit besonderem Blick: Eine Leipziger Wedding-Planerin offenbart das Sicherheitsbedürfnis der Thirtysomethings, eine deutsch-türkische Bundestagsabgeordnete zeigt, wie zwiespältig die Forderung nach Integration sein kann, eine polnische Reinigungskraft in Berlin erzählt vom kleinen Glück. Aber nicht nur Menschen, auch Orte, wie sie verschiedener kaum sein könnten, prägen dieses Land: Medicus reist nach Wittenberge, das von der Deindustrialisierung gezeichnet ist, und an den Tegernsee, wo in alpiner Idylle eine Parallelgesellschaft gedeiht; er sucht im säkularen Norden nach Gott und nach der märchenhaften verlorenen Mitte; in den so ähnlichen, so unterschiedlichen Städten Aachen und Görlitz zeigen sich die Brüche zwischen Ost und West, die manchmal auch durch ein ganzes Leben gehen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.02.2018

Cord Aschenbrenner bekommt viel Denkstoff mit diesem Buch des Journalisten Thomas Medicus. Medicus ist durch Deutschland gereist und hat auf der Suche nach der deutschen Identitäten Riten, Dialekte und Menschen befragt, eine Gemeindepastorin, eine grüne Bundestagsabgeordnete, einen jüdischen Unternehmensberater, einen ostdeutschen Netzadministrator, eine polnische Putzfrau. Was dabei herauskommt, bietet Aschenbrenner zwar kein Bild des Deutschen schlechthin, scheint ihm jedoch klug und witzig genug die Vielfalt des Landes, seinen regionalen Reichtum, seine Risse zu erfassen, um das Denken anzuregen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.12.2017

Rezensent Florian Welle begleitet Thomas Medicus in diesem Buch quer durch ein gebeuteltes Deutschland. Zwar weiß der Kritiker nicht recht, wann der Autor die im Titel beschworene "Idylle" erlebt haben will, den Erfahrungen und Gesprächen, die Medicus während seiner Zugreise macht, folgt Welle aber dennoch mit Gewinn: Er begegnet hier etwa bankrott gegangenen Firmenerbinnen, polnischen Putzfrauen oder Mobilitätsexperten, hört einer Pastorin aus Neumünster zu, die über die Veränderung des deutschen Städtebildes spricht und lobt nicht zuletzt die genaue Beobachtungsgabe des Autors.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.10.2017

Harry Nutt erfährt von seinem Kollegen Thomas Medicus Wissenswertes über Deutschland. Keine einfachen Antworten, aber Vorschläge, wie das eigene Land mit neugierigen Augen zu sehen sei, erhält er vom Autor, der seinen Bericht aus der "Mittelage" auf Gesprächen und Geschichten aufbaut, wie Nutt feststellt. Dabei spüre Medicus sensualistisch-literarisch den Brüchen in den Biografien der Menschen nach. Eine schwäbisch-türkische Verfassungspatriotin kommt vor oder auch ein Wendeverlierer, der gar nicht daran denkt, Rechts zu wählen. Das Medicus sich von solchen Lebensläufen überraschen lässt, gefällt Nutt.