Ivan Lefkovits (Hg.)

Mit meiner Vergangenheit lebe ich

Memoiren von Holocaust-Überlebenden
Cover: Mit meiner Vergangenheit lebe ich
Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783633542772
Taschenbuch, 995 Seiten, 79,00 EUR

Klappentext

"Wie kann ich das alles beschreiben?", fragt Peter Lebovic zu Beginn seiner "Erinnerungen aus dem längsten Jahr meines Lebens", das ihn 1944 nach Auschwitz, ins Warschauer Ghetto und nach Dachau führte. "Wie kann man Hunger, Demütigung, Schläge, Angst, Schmutz, all die Grausamkeiten, die ganze Atmosphäre schildern?" 15 Überlebende des Holocaust erinnern sich in diesem Projekt an ihre Zeit in deutschen Konzentrationslagern, an ihr Überleben, ihr Weiterleben in der Schweiz und anderswo, jeder und jede für sich, die eigene Geschichte und doch gemeinsam. Entstanden ist eine einzigartige Dokumentation der letzten Zeugen des Holocaust. Jedes dieser Zeugnisse ist von einem Bild von Gerhard Richter begleitet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.03.2016

Rezensent Urs Hafner erlebt die Überwindung des Hasses und pures Lebensglück in allen fünf der von Ivan Lefkovits gesammelten und herausgegebenen Überlebensgeschichten. Die Zeitzeugenerinnerung an den Holocaust, an Ravensbrück, Theresienstadt und Bergen-Belsen lässt den Rezensenten darüber nachdenken, wie es möglich ist, das kaum Begreifliche festzuhalten, vor allem, wenn man wie die Autoren kein Literat oder Künstler ist, sondern zum Beispiel Ingenieur. Für Hafner jedenfalls verstärkt das etwas Unbeholfene des Ausdrucks den Eindruck des Authentischen. Wie die Autoren um Worte und Erinnerungen "vom Ende her" ringen und die Scham angesichts der Toten vermitteln, hat den Rezensenten tief beeindruckt. Kummer und Stolz, Leid und Scham, dass es bald niemanden mehr geben soll, der davon berichtet, scheint Hafner unfassbar.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 23.01.2016

Eine sehr schwere sei das, berichtet die Rezensentin Barbara Möller, schwer, weil Auschwitz vergegenwärtigt werden muss, damit das Gedächtnis nicht zur Routine wird. Dies sei genau das Anliegen des Herausgebers Ivan Lefkovits gewesen, so die Rezensentin, der die Erinnerungen von Holocaust-Überlebenden, die heute hochbetagt in der Schweiz leben, zunächst in Privatheften sammelte, bevor sie durch den Jüdischen Verlag einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Wie man es schon so häufig hörte, wollten manche der Überlebenden zunächst gar nicht erzählen - ihr neues Leben basierte auch darauf, dass sie die Details ihrer Lagerzeit verdrängten. Sie tun es dennoch, so Möller, um Zeugnis abzulegen - mit einer sehr bescheidenen, vom Herausgeber formulierten Devise: Es komme nicht darauf an, wieviele Menschen das Buch lesen, und man glaube auch nicht, den Lauf der Dinge verändern zu können. Es geht nur darum, das Gedächtnis aufzuzeichnen, solange es noch Überlebende gibt.