Wally Lamb

Von der Seele geschrieben

Von Wally Lamb und den Frauen des Hochsicherheitsgefängnisses von York
Cover: Von der Seele geschrieben
List Verlag, München 2003
ISBN 9783471780961
Gebunden, 336 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Bettina Münch. Mord, Totschlag, Betrug, Drogen: Aus den unterschiedlichsten Gründen sitzen die Frauen im Hochsicherheitsgefängnis von York ein. Vier Jahre hat Wally Lamb mit ihnen verbracht - und verleiht ihnen in diesem Buch eine Stimme. Ihre Geschichten sind von erschütternder Aufrichtigkeit - und zugleich das ungewöhnliche Zeugnis der Doppelmoral unserer Gesellschaft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.02.2004

Elke Schubert zeigt sich ziemlich beeindruckt von diesem Buch, das Texte von Frauen aus dem Hochsicherheitsgefängnis im amerikanischen York versammelt. Im Schreibkurs des Bestsellerautors Wally Lamb haben die Frauen ihre Geschichten über das Verbrechen, das sie hinter Gitter brachte, aber auch über Bewältigungsstrategien des Gefängnisalltags geschrieben, die Texte haben für die Autorinnen also durchaus therapeutische Gründe, erklärt die Rezensentin. Ihr haben vor allem die Authentizität der Texte gefallen und manches, was sie über die "verpfuschten" Biografien erfahren hat, hat sie berührt. Sehr positiv findet Schubert, dass keine der Frauen in ihrem Text versucht, sich von ihrer Schuld "reinzuwaschen" oder zu rechtfertigen. Vielmehr erfährt man, wie es zu der Tat gekommen ist, so die Rezensentin interessiert, die trotzdem das Gefühl nicht ganz abschütteln kann, die Frauen hätten "fairere Prozesse" verdient, die auch ihren "sozialen Hintergrund" mitbedacht hätten. Der Sammelband zeigt alles in allem, dass sich das Schreiben als Therapie durchaus auch als "Geschenk für die Leser" herausstellen kann, so Schubert eingenommen und sie findet, dass sich die Autorinnen als "Erzählerinnen bestens behaupten".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.10.2003

Von einem sehr eindrucksvollen "Creative Writing"-Projekt berichtet Silvia Feist, das nun auch in einem Buch dokumentiert ist. Wally Lamb ist ein amerikanischer Erfolgsautor, den seine partielle Unfähigkeit, nein zu sagen, in das einzige Frauengefängnis von York gebracht hat, wo er auf Einladung der Gefängnisbibliothekarin Schreibkurse mit den Insassinnen abhält. Seiner Popularität ist auch die Veröffentlichung einiger dieser Geschichten zu verdanken, die gar nicht immer nur die Lebensgeschichten der Schreiberinnen berichten, sondern manchmal auch die der Mitinsassinnen. Das Schreiben über das eigene Leben, über die Gründe, welche die Frauen ins Gefängnis gebracht haben, ist ein heikles Unterfangen, erklärt Feist am Beispiel einer Erzählung über eine Mädchengang. Denn kriminelles Gedankengut, kriminelle Kultur dürfe nicht propagiert werden, unterliege der Zensur. Brenda Medina bekam dann doch die Erlaubnis für ihre Geschichte, die vom Wunsch dazuzugehören und einem Totschlag berichtet. Keine der Geschichten klänge nach Reinwaschung, meint Feist, und schließlich seien sie ursprünglich ja auch gar nicht zur Veröffentlichung gedacht gewesen. Die Geschichten hätten eher Selbstvergewisserungscharakter, so Feist, und kämen dem Nachholen eines Schulabschlusses gleich. Auch das ein erster Schritt in ein Leben nach dem Gefängnis.