Gilles Deleuze

Die einsame Insel und andere Texte

Texte und Gespräche 1953 bis 1974
Cover: Die einsame Insel und andere Texte
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783518583746
Gebunden, 435 Seiten, 34,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. Gilles Deleuze (1925 - 1995) gehört zu den großen französischen Philosophen. Neben seinen Monografien über Denker wie Hume, Leibniz oder Kant, seinen Beiträgen zur Logik des Sinns, zum Verhältnis von Differenz und Wiederholung und seinen beiden Büchern über das Kino hat er immer auch die kleine Form gesucht, in der er oftmals konziser und direkter über seine philosophischen Projekte und ihre Implikationen Auskunft gibt. Der erste Band der Sammlung dieser "Kleinen Schriften" liegt nun vor. Er vereinigt eine Vielzahl von Texten, die verstreut publiziert worden sind und hier nun zusammengefasst und zum größten Teil erstmals auf deutsch erscheinen: von den frühen Auseinandersetzungen mit Rousseau, Kant, Bergson, Hyppolite über brillante Essays zu Schriftstellern wie Jarry, Roussel, Cixous zum Kriminalroman der serie noire, über Malerei bis hin zu Texten aus dem Umkreis der zahllosen Debatten über Psychiatrie und Politik.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.12.2003

"Wie schnell die Avantgarde veraltet", denkt man beim Lesen dieses Buches, schreibt Martin Bauer, und dass Gilles Deleuze hiermit "zu den Akten gelegt" sei. Wie vernichtend das Urteil des Rezensenten ist, zeigt der Vergleich mit der vierbändiger Foucault-Edition "Dits et Ecrits", die dem vorliegenden Werk offensichtlich Pate stand - nur dass eine solche Edition "dem so Geehrten nicht unbedingt bekommt". Unter den hier abgedruckten "Parergera und Paralipomena von Deleuze", die sich nicht allein an die "Deleuze-Philologie", sondern sichtlich an ein breites Publikum richten würden, finde man, so der Rezensent, nämlich vor allem eine Häufung von Statements "im Deleuze-Sound". Viele "steile Thesen", die man dabei zu lesen bekomme, würden heute jedoch nun einmal, findet Bauer, "nur mehr nach Parolen" klingen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.11.2003

Michael Mayer hat den Band mit schwer oder bislang gar nicht Zugänglichem aus dem Werk von Gilles Deleuze zum Anlass genommen, die Rolle der Komik im Werk des französischen Philosophen zu betrachten. Die versammelten Texte und Gespräche zeigen nämlich, so Mayer, dass Deleuze nicht nur zum Komischen, zum "wunderlichen Einfall" neigte, sondern die Komik zu seiner Methode erhob - nur eben, darin Buster Keaton ähnelnd, "mit argloser, entrückter, immer etwas melancholischer Miene". Philosophie - und Komik? Ja, schreibt Mayer, denn worüber wir lachen, das ist der "Zusammenprall an sich separierter Sphären oder Genres"; dieser aber sei "elementarer Ausdruck des Neuen, philosophischer Erkenntnis sui generis".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.11.2003

Nicht weniger als fünfzig Jahre nach Erscheinen des ersten der hier chronologisch versammelten kleinen Texte von Gilles Deleuze glaubt der Rezensent Michael Mayer eine leise Entspannung im Verhältnis der deutschen Akademien zu den philosophischen Aufbrüchen in Frankreich zu bemerken. Es wird Zeit, stellt er fest, für "redliche Lektüren" der Schriften von Derrida, Lyotard - und eben von Gilles Deleuze. Wie sehr freilich Deleuze noch aus dem Mainstream des französischen Denkens herausfällt und herausragt, belegt, so Mayer, dieser Band mit brillanten kurzen Texten und Essays des "sonderlichen Bergsonianers". Anders als andere Vertreter seiner Generation habe der von Nietzsche sehr viel mehr als von Heidegger geprägte Deleuze demonstrativ auf den Vatermord an Sartre verzichtet und diesen als "Lehrmeister" in Ehren gehalten. Was Deleuze und die philosophische Linke eine, sei das Leiden an der "Tristesse der Verhältnisse" vor 1968 - und das begeisterte Mittun, als sie 1968 ins Tanzen gerieten. Vergleichbares, so Mayer nun wieder mit dem Blick auf Deutschland, war hierzulande in ähnlicher Form kaum denkbar, im Gegenteil: dem Denken aus Frankreich wurde jahrzehntelang mit allzu leicht gemachter Ablehnung begegnet.