Ute Susanne Werner (Hg.)

Ich krieg mich nicht mehr unter Kontrolle

Kriegsheimkehrer der Bundeswehr
Cover: Ich krieg mich nicht mehr unter Kontrolle
Fackelträger Verlag, Köln 2010
ISBN 9783771644383
Gebunden, 286 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Sie finden zu Hause nicht mehr zurück in den Alltag, leiden unter permanenter Angstanspannung, fühlen sich nutzlos und belasten damit auch ihre Angehörigen: Bundeswehrsoldaten nach ihrer Rückkehr aus dem Auslandseinsatz. Die Bundeswehr selbst geht dieses Problem der Langzeitfolgen nur zögerlich an, und viele Truppenangehörige schweigen von ihren Nöten, da immer noch das Image der "harten Jungs" vorherrscht. Doch die traumatischen Erlebnisse können die Soldaten meist nicht allein bewältigen. Die ständige Bedrohung durch Bombenanschläge und Attentate, das Gefühl der eigenen Machtlosigkeit, der Anblick zerstümmelter Leichen es sind jeden Tag Extremsituationen, denen sich Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz stellen müssen. Die Zahl derer, die traumatisiert zurückkehren, überwiegt bereits mehrfach die Zahl der Schussverletzten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.10.2010

Rezensent Wilfried von Bredow bedenkt diesen von Ute Susanne Werner herausgegebenen Band mit Berichten von Kriegsheimkehrern der Bundeswehr mit viel Lob. Ärgerlich findet er nur den irreführenden Titel "Ich krieg mich nicht mehr unter Kontrolle". Ansonsten weiß er über den Band nur Positives zu sagen. Über die Einsätze im Kosovo und in Afghanistan hat er eine Menge erfahren, auch Unerfreuliches im Blick auf Defizite bei der Ausrüstung oder das Verhalten von Vorgesetzten. Allerdings werde keine unfair Kritik geübt. Im Mittelpunkt sieht der Rezensent die sozialen und psychischen Auswirkungen der Einsätze auf die Soldaten wie etwa Beziehungsprobleme nach der Rückkehr, Belastungen durch die Begegnung mit Elend, Verwundung und Tod, aber auch menschliche Reifung. Dass der Soldatenberuf ein "ernster und verantwortungsvoller Beruf" ist, zeigen diese Berichte für ihn auch. Nicht nachvollziehen kann er, dass die Entstehung des Buchs von der Bundeswehr nicht gefördert wurde, bietet der Band doch "hervorragendes Aufklärungsmaterial". Bleibt für ihn die Hoffnung, dass "intelligente Jugendoffiziere" das Buch für ihre Arbeit nutzen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.08.2010

Höchst bedenkenswert findet Bastian Obermayer den Umstand, dass die Bundeswehrleitung diesen Band mit Erfahrungsberichten deutscher Soldaten in Afghanistan ausdrücklich nicht unterstützen wollte. Seiner Meinung nach leistet die Herausgeberin Ute Susanne Werner hier genau das, was der Verteidigungsminister eigentlich tun sollte: Aufklärungsarbeit im Sinne eines menschlichen Bildes der Soldaten anstelle von Phrasendrescherei, wie sie die Medien uns vor allem bescheren. In den 20 versammelten Berichten sieht Obermayer die Soldaten mit ihren Problemen während und nach dem Einsatz aus ungewohnter Nähe. Spektakulär erscheint das dem Rezensenten nicht, aber gerade als weder anklagendes noch verteidigendes Plädoyer bewegt und beeindruckt es ihn.
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