Backfisch im Bombenkrieg

Notizen in Steno 1943-45. Das Tagebuch der Gitti E.
Cover: Backfisch im Bombenkrieg
Matthes und Seitz, Berlin 2013
ISBN 9783882219838
Kartoniert, 399 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben, mit einer historischen Chronik und einem Glossar von Annett Gröschner, Grischa Meyer und Barbara Felsner. "Mit dem 24. Dezember 1942 beginnen meine täglichen Aufzeichnungen über kleine und alltägliche Begebenheiten, aber auch über bedeutungsvolle persönliche und politische Ereignisse. " Das ist der erste Satz aus dem ungewöhnlichen Tagebuch eines fünfzehnjährigen Lehrmädchens aus Berlin, Prenzlauer Berg. Brigitte Eicke übt Steno, und so notiert sie alles, was ihr täglich passiert in einem kleinen Taschenkalender von den Liebesbriefen von der Front, Küssen in dunklen Hausfluren, Zoff mit der Mutter, Luftschutzwachen, den Heimabenden als BDM-Mädchen, bis zu Tänzen nach Grammophon. "Backfisch im Bombenkrieg" ist ein einzigartiges Dokument über den Alltag eines unmenschlichen Krieges aus der Sicht eines jungen Mädchens.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.05.2013

Ein interessantes Zeitdokument sieht Rezensent Harald Jähner in diesem Kriegstagebuch einer Siebzehnjährigen , das Annett Gröschner, Barbara Felsmann und Grischa Meyer herausgegeben haben. So unbekümmert, gut gelaunt, schnoddrig scheint ihm eine Berliner Jugend im Bombenkrieg noch nicht beschrieben worden zu sein. Er attestiert der Autorin, der 1943 16jährigen Brigitte Eicke, die das Tagebuch führte, um für ihren Stenounterricht zu üben, eine schlichte, schnelle und vor allem unzensierte Schreibe sowie einen abgebrühten Berliner Witz. Bei der Lektüre hat er viel über den Kriegsalltag und über die "Subjektivität von Relevanz" gelernt, interessiert sich die jugendliche Autorin selbst in den schlimmsten Kriegstagen vor allem für Jungs, Tanzen, ihre Clique, Kino. Offene NS-Ideologie kommt in dem Buch nach Ansicht Jähners nicht vor. Zweimal werde angemerkt, dass jetzt überall Juden abgeholt werden, ohne dass die Autorin darauf weiter eingehe. Insofern sieht der Rezensent in dem Buch auch ein "erschütterndes Dokument der geistigen Trägheit".